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Schloß

Darauf, orzähletc Amandus weiter, — Hab sie ihn mit
kurzem Wort und Wink bcdittcn, fürbaß zu gehen, worein er
sich doch nicht so williglich gefüget, und sie gebeten, ihn nicht
dem Unglück zuzuführen, was doch für eine so schöne Dam'
nicht schicklich, und möcht' sie ihn lasse» reisen." Als worauf
sie herrisch das Haupt geschüttelt, und ihm erkläret, er müßt
voran gehen, den Weg, so sie ihm werde weisen." Es sei
ihm ob der gar obstinaten Weibsperson doch nicht ganz wohl
zu Muth gewesen, auch Hab er sich gcschämet, daß er sich
also von einem Weibsbild sollte bemeistern lassen, wcßhalb
er mählig der Stell' zugctretcn, wo sein Gewehr gelegen, habe
solches flugs aufgeraffct, und sei damit in Heller Flucht dem
Walde zugecilet. Aber hätt' er doch nicht erwartet, was her-
nach gekommen: denn so er wenige Schritte weiter eine starke
Flucht gemacht, habe es geknallt, und die Schrott haben dicht
um ihn geraschelt in Laub und Zweig, auch habe er gespürct, |
daß etliche der Schrote ihn selbst erreicht, wiewohl nur unten
in die Beine, da er in momento des Schusses hoch über der
Hecke gcschwcbet, und so er ein stark Hirschledern Beinkleid ge- >
tragen, solch kleiner Hagel nicht weit eingedrungen, und hätte er
sich daraus gar nichts gemacht — doch weil er von dieser Amazon
mit der abgeschosscnen Flint nichts mehr zu befürchten, und
nicht weiter zu laufen gewillt gewesen, habe er simuliret, daß
er erschossen sei, und sei er geflissentlich hinter dem Busch nieder- |
gestürzct, woraus das Frauenzimmer gleich hinzugckommen, aber
wie er wohl gemerkt in keiner blutgierigen Absicht, und habe
zart weiblicher Sinn in ihr doch die.Oberhand gewonnen, in- 1
dem sie mit gerungenen Händen gerufen: „Jesus Christ, ich
Hab' einen Menschen gctödtet", und als sie bemerkt, daß er
noch am Leben und er sie gcfraget, ob sie gekommen sei, ihn
vollends zu erlegen? meinte sie „daß Gott davor fein solle",
und frug sic ihn, ob er denn schwer verwundet und nicht könnte
gehen? Sie wollt' ihm alle Hüls' verschaffen, und nicht ver-
rathen, worüber sie ihn betreten; so er ihr gesagt, daß er nit

Justingen. 123

könnte gehen, ist sie mit dem Versprechen, ihm alsbald Beistand
herbeizuholen, davongccilet, er aber hat sich hernachhcr gleich auf
und davon gemacht, und mag sich die Agnes wohl halb geär-
gert und halb gegrämt haben, als sie nacher mit ihrem Bei-
stand wieder herbcigekommcn und die Stelle leer gefunden.

Es ist aber der Amandus eine Woche daraus ihr im
Bärenthal, wohin sie mit Gewehr und Jagdhund ist ausgezogen,
wiederum begegnet und hat sic damale» nimmer ihre Waff'
gegen ihn gckehret, sondern ihm die Hand gereicht, und ist sehr
erfreut gewesen, ihn so wohlauf wieder zu sehen wofür sie
Gott danke, daß er von dem Schuß keinen großen Schaden
genommen, was sie manche Nacht habe schlaflos gelegct.

Selbige junge Leute haben sich hcrnachcr noch zum öftern
veraberedtermaßen getroffen, in Feld und Wald und auch zu
Blaubeure», auf dem Markt; (wo ich den Burschen oftmals er-
blicket), aber, wie er mich sestiglich versicheret, in Zucht und
Ehren und wie ich's auch von meiner Pathin nicht anders
könnt erwarten, auch hat er ihr von seinem Lebenslauf man-
ches otkerirst, und anvcrtrauet, und da sic erfahren, daß er
in der Feder gewandt, sie ihn xersuuäiröt, bei dem Obervogtcn,
ihrem Vater, als Schreiber Dienste zu nehmen, was sofort auch,
wie wir wissen, geschähe.

Mit diesem Jüngling hatte ich, nachdem ich seine Oalami-
tatss erfahre», ein groß Bedaueren, weilen eben das böse Ge-
schick oft scheinet, einen Menschen als sichere Bent auserwählet
zu haben, um ihn straks dem Verderben zuzudrängcn und ich
demjenigen nicht ganz beipflichtcn kann, welche nach dem la-
teinischen Sprichwort: sua quisque sortis faber verdeutschet:
daß jeder sein Glück oder Unglück sich selbstcn verschaffe, alle
Schuld aus den unglücklichen Verbrecher möchten wälzen, was
nach meiner Meinung oftmals weit gefehlet, indem manch un-
besonnen jugendlicher Streich, der nicht einmal mag groß auf-
zurechuen sein, gar schwer in die Waage fällt, und die andere
Wagschale hoch cmporschnellet, so daß der Schuldhafte nit
mehr mag Boden gewinnen, so auch dieser junge Bursch, der
jetzo zum mindesten dem Galgen entgegen ginge. Denn ob
er auch nicht sürsätzlick und vorbedachter Weis getödtet, bei ihm
als Wilddieb eine Nothwehr nach denen Rechten nicht zu seinen
Gunsten konnte gcsetzet werden, was ich auch der Agnes, um
sic vorzubcrcite», gleichbald, obwohl schonend, mitgcthcilet, wo-
rüber sie aber ganz trostlos geworden und fast von Sinnen
gekommen. (Schluß folgt.)

Der neue Taxbeamte.

Schulzenbauer zu seinem Nachbar. „Jetzt denk'
Dir nur, Mathäus, der Schlegclhans und der Jörgcl sind alle
Tage auf meiner Jagd, legen Schleifen und Fallen, sangen
Hasen, Füchs' und Dachs', und wenn ich's beim Amtsgericht
anzcig', heißt's: sic können die Zeit mit solchen Lumpereien zu
untersuchen nit vertragen."

Nachbar (erboßt). „Was, das wär' noch schöner! Für
was hat denn die Regierung einen eigene» Dachsbeamten her-
gesetzt?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schloß Justingen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Adel <Motiv>
Wald <Motiv>
Jagd <Motiv>
Junger Mann <Motiv>
Karikatur
Junge Frau <Motiv>
Schusswaffe <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 642, S. 123
 
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