Dramatische Scene»
Ich setze meinen Gästen wahrlich nie
Solch einen Trank als guten Kaffee vor.
Frau Scharf.
Man muß hier freilich allzustreng nicht richten,
Denn Niemand giebt es besser als er kann.
Und nach Gerüchten, die man häufig hört,
Scheint cs mit Spitzigs glänzend nicht zu stch'n.
Frau Giftig.
Auch ich Hab von Dergleichen schon vernommen.
Vom Silberzeug soll viel auf's Leihhaus wandern,
Damit der Herr die Wechsel zahlen kann.
Frau Bissig.
Auch Juden soll man öfters seh'n im Hause,
Die Manches ans der Wirtschaft kaufen mögen,
Was man zur Nothdurft etwa kann entbehren.
Frau Giftig.
Noch Manches Andre müßt' ich zu erzählen,
Doch schweigen wir, denn schon kehrt sic zurück.
Fr an Spitzig (neuen Vorrath von Kaffee und Kuchen bringend).
Verzeihen Sic, daß länger ich geblieben,
Als cs der Anstand und die Freundschaft will;
Doch kommt zur Küche man und Vorrathskammer,
So kann man eines Acrgers sicher sein;
Stets hat die Köchin dies und das verdorben
Und läugnct noch voll Frechheit Alles ab.
Frau Scharf.
Ach, theurc Freundin, just so gcht's auch mir,
Dienstboten geben cw'gcn Aerger nur.
> Ich habe über Näscherei'» zu klagen.
Frau Giftig.
Mein Mädchen klatscht im ganzen Hans umher,
Zum Ersten kündige ich ihr den Dienst.
Frau Bissig.
Und meine Köchin — daß sich's Gott erbarm!
Die ist verschlafen, diebisch, lügenhaft,
D'rum muß sic nächster Tage aus dem Hause.
Frau Spitzig.
Wir leiden Alle unter einer Plage;
Denn eine brave Dicnstmagd scheinet mir
Zu Wundern höchster Art jetzt zu gehören.
Frau Scharf.
Dh nein! Da ist zum Beispiel Frau von Sturz,
Die hat ein Mädchen, wie ein bess'res nicht
Man finden kann. Sie lobt sic überall
Als Muster einer braven Dienerin.
Frau Bissig.
Ah! Frau von Sturz! Die freilich wird wohl anck •
Mit jeder Dienerin zufrieden sein,
Denn selbst versteht sic von der Wirthschaft nichts
Und muß der Köchin Alles überlassen.
Frau Giftig.
Daun munkelt man so auch noch Dies und Jenes
Von mancher Liebschaft der koketten Frau.
Wahrscheinlich ist die Köchin auch Vertrante
aus dem Alltagsleben. 43
Und steht als solche musterhaft schon da,
Indem sic Briefchen hin und wieder trägt.
Frau Spitzig.
Ist der Verkehr denn schon so offenkundig?
Frau Giftig.
Wo, meine Beste, hatten Sic die Obren,
Das nicht zu hören, was die ganze Stadt
Sich laut erzählt und was von Allen
Nur Herr von Sturz und Sie bisher nicht wußte»?
Frau Spitzig.
Ich habe Unbestimmtes nur bis jetzt
Davon gehört, dagegen spricht man viel
Von dem Skandal der Frau des Präsidenten.
Die Ehescheidung scheint gewiß zu sein.
Frau Giftig.
Da kann gleich sehr man Beiden gratnlircn,
Ihr und dem Präsidenten, diesem Schwachkopf.
Doch wird die stolze Frau dann wohl nicht mehr
So hoch ihr Näschcn tragen als bisher.
Frau Bissig.
Der Stolz war freilich nicht am rechten Platze;
Denn Alles was sie trägt von Schmuck und Kleidern,
l Vom Federhut herab bis zu den Schuhen,
! Ist, wie ich ganz genau weiß, unbezahlt.
Die größre Hälfte der Besucher, die bei ihr
Vom frühen Morgen an sich drängten, waren blos
! Hartherz'ge Mahner, die ihr Geld verlangten.
| Oh, wenn ich wollte, könnte ich erzählen
Noch stundenlang die häßlichsten Geschichten;
I Doch muß ich leider jetzi nach Hanse schon.
Mein Mann will heute Abend seiner Freunde
Vier oder fünf bei uns bewirthen und
! Da hat die Hausfrau Vieles anzuordnen.
I Entschuldigen Sie deshalb, meine Damen,
1 Daß ich so früh heut Abschied nehmen muß.
Frau Spitzig, besten Dank für die Bcwirthung!
i Für nächste Woche bitte ich zum Kaffee
Zu mir zu kommen. Und nun guten Abend,
l (Unter herzlichen Begrüßungen entfernt sich Frau Bissig.)
Frau Giftig (nachdem Frau Bissig fort ist).
Ha! ha! Vier Freunde oder fünf, so sagte sie,
! Erwarte heut' ihr Mann zum Abendessen
! Und doch vermesse ich mich hoch und theucr
Mit Haut und Haar die Freunde zu verzehren,
Wenn an der Sache nur ein wahres Wort;
i Frau Bissig und fünf Abendtafclgästc!
, Wie lächerlich! Bei ihrem Geize wäre
Sic auf der Stelle tobt wenn auch nur Zwei,
' Wenn Einer blos zu Gaste würde kommen.
Und gar fünf Herr'»! Ha! ha! 's ist gar zu komisch!
(Schluß in nächster Nummer.)
Ich setze meinen Gästen wahrlich nie
Solch einen Trank als guten Kaffee vor.
Frau Scharf.
Man muß hier freilich allzustreng nicht richten,
Denn Niemand giebt es besser als er kann.
Und nach Gerüchten, die man häufig hört,
Scheint cs mit Spitzigs glänzend nicht zu stch'n.
Frau Giftig.
Auch ich Hab von Dergleichen schon vernommen.
Vom Silberzeug soll viel auf's Leihhaus wandern,
Damit der Herr die Wechsel zahlen kann.
Frau Bissig.
Auch Juden soll man öfters seh'n im Hause,
Die Manches ans der Wirtschaft kaufen mögen,
Was man zur Nothdurft etwa kann entbehren.
Frau Giftig.
Noch Manches Andre müßt' ich zu erzählen,
Doch schweigen wir, denn schon kehrt sic zurück.
Fr an Spitzig (neuen Vorrath von Kaffee und Kuchen bringend).
Verzeihen Sic, daß länger ich geblieben,
Als cs der Anstand und die Freundschaft will;
Doch kommt zur Küche man und Vorrathskammer,
So kann man eines Acrgers sicher sein;
Stets hat die Köchin dies und das verdorben
Und läugnct noch voll Frechheit Alles ab.
Frau Scharf.
Ach, theurc Freundin, just so gcht's auch mir,
Dienstboten geben cw'gcn Aerger nur.
> Ich habe über Näscherei'» zu klagen.
Frau Giftig.
Mein Mädchen klatscht im ganzen Hans umher,
Zum Ersten kündige ich ihr den Dienst.
Frau Bissig.
Und meine Köchin — daß sich's Gott erbarm!
Die ist verschlafen, diebisch, lügenhaft,
D'rum muß sic nächster Tage aus dem Hause.
Frau Spitzig.
Wir leiden Alle unter einer Plage;
Denn eine brave Dicnstmagd scheinet mir
Zu Wundern höchster Art jetzt zu gehören.
Frau Scharf.
Dh nein! Da ist zum Beispiel Frau von Sturz,
Die hat ein Mädchen, wie ein bess'res nicht
Man finden kann. Sie lobt sic überall
Als Muster einer braven Dienerin.
Frau Bissig.
Ah! Frau von Sturz! Die freilich wird wohl anck •
Mit jeder Dienerin zufrieden sein,
Denn selbst versteht sic von der Wirthschaft nichts
Und muß der Köchin Alles überlassen.
Frau Giftig.
Daun munkelt man so auch noch Dies und Jenes
Von mancher Liebschaft der koketten Frau.
Wahrscheinlich ist die Köchin auch Vertrante
aus dem Alltagsleben. 43
Und steht als solche musterhaft schon da,
Indem sic Briefchen hin und wieder trägt.
Frau Spitzig.
Ist der Verkehr denn schon so offenkundig?
Frau Giftig.
Wo, meine Beste, hatten Sic die Obren,
Das nicht zu hören, was die ganze Stadt
Sich laut erzählt und was von Allen
Nur Herr von Sturz und Sie bisher nicht wußte»?
Frau Spitzig.
Ich habe Unbestimmtes nur bis jetzt
Davon gehört, dagegen spricht man viel
Von dem Skandal der Frau des Präsidenten.
Die Ehescheidung scheint gewiß zu sein.
Frau Giftig.
Da kann gleich sehr man Beiden gratnlircn,
Ihr und dem Präsidenten, diesem Schwachkopf.
Doch wird die stolze Frau dann wohl nicht mehr
So hoch ihr Näschcn tragen als bisher.
Frau Bissig.
Der Stolz war freilich nicht am rechten Platze;
Denn Alles was sie trägt von Schmuck und Kleidern,
l Vom Federhut herab bis zu den Schuhen,
! Ist, wie ich ganz genau weiß, unbezahlt.
Die größre Hälfte der Besucher, die bei ihr
Vom frühen Morgen an sich drängten, waren blos
! Hartherz'ge Mahner, die ihr Geld verlangten.
| Oh, wenn ich wollte, könnte ich erzählen
Noch stundenlang die häßlichsten Geschichten;
I Doch muß ich leider jetzi nach Hanse schon.
Mein Mann will heute Abend seiner Freunde
Vier oder fünf bei uns bewirthen und
! Da hat die Hausfrau Vieles anzuordnen.
I Entschuldigen Sie deshalb, meine Damen,
1 Daß ich so früh heut Abschied nehmen muß.
Frau Spitzig, besten Dank für die Bcwirthung!
i Für nächste Woche bitte ich zum Kaffee
Zu mir zu kommen. Und nun guten Abend,
l (Unter herzlichen Begrüßungen entfernt sich Frau Bissig.)
Frau Giftig (nachdem Frau Bissig fort ist).
Ha! ha! Vier Freunde oder fünf, so sagte sie,
! Erwarte heut' ihr Mann zum Abendessen
! Und doch vermesse ich mich hoch und theucr
Mit Haut und Haar die Freunde zu verzehren,
Wenn an der Sache nur ein wahres Wort;
i Frau Bissig und fünf Abendtafclgästc!
, Wie lächerlich! Bei ihrem Geize wäre
Sic auf der Stelle tobt wenn auch nur Zwei,
' Wenn Einer blos zu Gaste würde kommen.
Und gar fünf Herr'»! Ha! ha! 's ist gar zu komisch!
(Schluß in nächster Nummer.)