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Fürbringer, Max
Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel: zugleich ein Beitrag zur Anatomie der Stütz- und Bewegungsorgane ; mit 30 Tafeln (Band 2): Allgemeiner Theil, Resultate und Reflexionen auf morphologischem Gebiete, systematische Ergebnisse und Folgerungen — Amsterdam, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.15181#0051

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lateralis den Antheil seiner Muskelkraft zu compensiren suchte, den er durch die Reduction der*
Muskelfasern verlor. So wurde eine Erleichterung des Körpers erzielt, die zunächst noch nicht
mit einer Verminderung der Leistungsfähigkeit einherging. Diese trat erst später ein (s. oben),

H. Elastische Einlagerungen, Verknorpelungen und Verknöcherungen in den Sehnen.

Meist ist das straffe Bindegewebe der Sehnen durch eine grosse relative Armuth an elastischen
Elementen gekennzeichnet. Wie aber bereits im Vorhergehenden zu wiederholten Malen ange-
deutet werden konnte, finden sich in Sehnen und Ankerungen, besonders im metapatagialen und
propatagialen Bereiche zahlreiche elastische Einlagerungen, die namentlich im Propata-
gialis durch eine Reihe von successiven Entwickelungsstadien zu einer sehr hohen und reinen
Ausbildung des elastischen Gewebes gelangen können (des Näheren vergl. den Speciellen Theil
p. 583 f.).

In nicht seltenen Fällen zeigen die Muskelsehncn auch eine zur Ausbildung von E a s e r-
knorpel, Hyalink norpel und Knochen führende gewebliche Umwandlung. Namentlich
Verknöcherungen der Sehnen gehören bei älteren Vögeln zu den sehr gewöhnlichen Erscheinungen
und besitzen auch wegen ihrer allgemeinen Verbreitung an den verschiedensten Stellen des Körpers
keine morphologische Bedeutung. Anders verhält es sich mit jenen specifischen Umbildungen,
die auf bestimmte Stellen localisirt sind und dadurch, dass sie nur bei gewissen Gattungen oder
Familien beobachtet werden, auch ein gewisses systematisches Interesse gewinnen. Hier wird man
von circumscripten Sesamgebilden oder Sesamkörpern sprechen und zugleich bei einer
Durchmusterung der hierher gehörigen Eälle finden, dass namentlich zweierlei Localitäten von
denselben bevorzugt werden: 1. Solche, wo eine Sehne einem Knochenvorsprunge direct aufliegt
und zu ihm in merkbarem Contacte sich befindet (■/,. B. den Sesamknorpel am Anfange des
Propatagialis bei Gypogeranus, cf. p. 583 und 604), und 2. Solche, wo zwei ganz frei ausge-
spannte und vom Knochen entfernte Sehnen sich kreuzen und dabei innig verweben (z. B. die
Verbindungsstelle der Sehnen des M. extensor metacarpi radialis superficialis und des Propatagialis
brevis, die insbesondere bei den Tubinares, aber auch bei gewissen Alcidae, Laridae, Steganopodes,
auch bei Merops etc. [cf. p. 587 f.] einen ungemeinen Wechsel von einfacher Easerverfilzung
und beginnender Faserknorpelbildung bis zu einer recht hohen Ausbildung von 1 oder 2 nicht
unansehnlichen Sesamknorpeln oder Sesambeinen darbieten).

Bei sehr voluminöser Entwickelung solcher Sesambeine kann die Sehne vollkommen in 2 (oder
mehr) Abschnitte zerlegt werden, von denen der eine (oder der eine und andere) zwischen Sesam-
bein und der Anheftung am Knochen (resp. zwischen 2 Sesambeinen) sich befindet. Auch in
diesen Fällen kann man, cum grano salis, von tenontogenen Ligamenten sprechen.

Cap. G. Einiges über Sesamkörper.

A. Speciellere Ausführungen.

In den vorhergehenden Capiteln habe ich an 2 Stellen der Sesamgebilde oder Sesamkörper
(Sesamknorpel und Sesambeine) Erwähnung gethan. Sie stellen localisirte Verknorpelungen oder
Verknöcherungen des straffen Bindegewebes dar, die 1. in den Kapselbändern der Gelenke, meist
im Zusammenhange mit Muskeln oder Muskelsehnen sich finden (Os humero-capsulare p. 859 f.,
Patella ulnaris und Patella genu p. 860), 2. lediglich in Sehnen, im Contacte mit dem Skclete
oder entfernt von ihm vorkommen (s. oben). Damit scheint der Reichthum der bezüglichen
Kategorie noch nicht erschöpft zu sein.
 
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