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Fürbringer, Max
Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel: zugleich ein Beitrag zur Anatomie der Stütz- und Bewegungsorgane ; mit 30 Tafeln (Band 2): Allgemeiner Theil, Resultate und Reflexionen auf morphologischem Gebiete, systematische Ergebnisse und Folgerungen — Amsterdam, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.15181#0173

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999

■dieser ganzen Ausführungen gerathen, meine Befunde und die daran anknüpfenden Folgerungen der
zusammenhängenden Darstellung einfach einzuweben, ohne sie besonders herauszuheben. Nur
an einigen Stellen, wo ich in principieller Weise von den früheren Autoren abwich oder wo eine
bestimmte Stellung angesichts dieser oder jener Controverse einzunehmen war, wurde eine etwas
prononcirtere Form gewählt.

Die auf die Lebensweise der Vögel gegründeten Charaktere, die sogenannten physio-
logischen Merkmale, habe ich ganz kurz behandelt. Ich vermag in ihnen keine Kenn-
zeichen zu erblicken, welchen eine sehr grosse taxonomische Bedeutung zukäme.Übrigens sind sie
jedem Vogelliebhaber zur Genüge bekannt.

Auch auf die in der ontogenetischen und palaeontologischen Entwickelung
gegebenen Merkmale und Grundlagen, soweit sie systematisch verwerthbar sind,
wurde nur in der Kürze eingegangen. Beide sind noch sehr mangelhaft ausgearbeitetet und
namentlich die taxonomische Ontogenie befindet sich noch im ersten Stadium ihrer Ausbildung.
Auf das Detail der palaeontologischen Thatsachen, soweit es für diese Arbeit von Bedeutung ist,
soll erst bei der Besprechung der einzelnen Familien eingegangen werden.

Eines der interessantesten Hülfsmittel für die Systematik bildet die geographische Ver-
breitung der Vögel. Die an dieselbe anknüpfenden Schlüsse sind freilich bei dem Mangel
ausreichender palaeontologischer Grundlagen noch etwas luftiger Natur; immerhin wird man ihrer
als Wegweiser, die vor mancher falschen Bahn bewahren, nicht gern entbehren. Einige speciellere
Ausführungen, die unten beispielsweise gegeben werden sollen, mögen mehr als Programm dienen;
auf den Titel fertiger Thatsachen können sie noch keinen Anspruch machen.

Schliesslich ist der allgemeinen systematischen Anordnung ein besonderer Ab-
schnitt gewidmet. In demselben wird in Kürze auf den verschiedenen Aufbau der bisherigen
Systeme, sowie auf die eigentümlichen Symmetrie-Bestrebungen der Naturphilosophen und die
Repraesentationen eingegangen ; den Schluss bildet eine Besprechung der principiellen Bedeutung
■der Stammbäume.

A. AUSSERE MERKMALE.
I. Schnabel.

Die Bildung des Schnabels hat seit den frühesten Zeiten die besondere Aufmerksamkeit der Systematiker
auf sich gelenkt und ist zu wiederholten Malen als mehr oder minder wichtiges Classifications-Merkmal
benutzt worden. Seit alter Zeit ist bekannt, dass seine Grösse, Stärke und Form in nicht geringem Grade
von der Art der Nahrung abhängt, dass z. B. die Fischfresser, Raubvögel, Körnerfresser etc. einen sehr
kräftigen und auch sonst in mannigfacher Weise der Lebensart angepassten Schnabel besitzen. Darin
liegt zugleich seine Stärke und Schwäche als Differentialmerkmal. Linxe's erstes System (1735) beruht
in erster Linie auf diesem Kennzeichen, und wer die verschiedenen seitdem aufgestellten Systeme durch-
mustert, der begegnet in zahlreichen derselben Namen wie: Anguli-, Brevi-, Compressi-, Coni-, Coraci-,
^rassi-, Culti-, Cunei-, Curvi-, Cylindri-, Debili-, Defecti-, Denti-, Depressi-, Falci-, Fissi-, Galli-, Globi-,
Grandi-, Incisi-, Integri-, Lamelli-, Lati-, Levi-, Ligoni-, Longi-, Magni-, Pressi-, Pyxidi-, Recti-,
Securi-, Serrati-, Simplici-, Subrecti-, Subuli-, Tenui-, Unci- und Unguirostres; Desmo-, Macro- und
Prionorhynchi; Vaginati, Falcati etc., welche bald kleinere, bald grössere Gruppen umgrenzen; aber auch

') Hier und in den folgenden Abschnitten gebrauche ich der kürzeren Darstellung wegen oft zusammenfassende
Namen für diese oder jene Vogelgruppe, die weitaus in den meisten Fällen leicht verstiindlich sind. Nur zur Identifici-
rUng des Terminus ,/Baumvögel'' sei bemerkt, dass ich darunter die Coccygomorphae und Aegithognathae Huxley's
(1873) resp. die Scansores s. str. (excl. die Psittaci) und die Arboricolae Reichenonv's zusammenfasse ; sie entsprechen
s°mit auch den Musophagidae, Cuculidae und Anomalogonatae Garrod 's.
 
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