Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.836#0082

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu Punius Naturalis Historia. 73

haedis, iedis, ieris, ledis, lidis geht offenbar auf eine alte Corruptel zurück, deren
Ursprung vielleicht nur in einer Dittographie des vorhergehenden Ep]hesius zu
suchen ist. [Vgl. Öhmichen, Plinian. Studien S. 160 und Roßbach, Rhein. Mus.
1898 S. 167.]

XXXIV 59 (Pythagoras) fecit et stadiodromon Astylon qui Olympiae osten-
ditur et Libyn puerum tenentem tabellam eodem loco et mala ferentem nudum,
Syracusis autem claudicantem. Die bekannten Schwierigkeiten dieser Stelle
lassen sich nicht etwa mit Urlichs (Chrest. Plin.) bloß durch Interpunktion nach
Libyn heilen; gegen diese spricht vielmehr der ständige Gebrauch des Plinius,
der in seinen Aufzählungen von Kunstwerken zwar häufig aus der Verbindung
mit et in das Asyndeton überspringt, aber nie so, daß er dann gleich wieder
mit et ein neues Werk (anders ist es mit dem Teile eines solchen) anreihte; an-
stößig wäre auch die isolierte Stellung des Libys neben den anderen mit näheren
Bestimmungen versehenen Werken; endlich wäre eodem loco mit dem nach
Libyn angenommenen starken Abschnitt unverträglich. Eine kleine Umstellung,
wie sie bei Plinius ja ohne Bedenken ist, räumt die meisten Schwierigkeiten 509
hinweg. Man schreibe: et Libyn mala ferentem nudum et puerum tenentem
tabellam eodem loco, woran sich dann Syracusis autem trefflich anreiht. Schon
Brunn (Gesch. der gr. Künstler I S. 134) hat bemerkt, daß die mala zu Libys
recht gut passen würden; aber auch nudus bei Plinius steht nicht im Wider-
spruch mit dnXhrjq avrjo, als welchen ihn Pausanias VI 13, 7 bezeichnet; statt
mit voller Rüstung war er offenbar nur mit dem Schilde versehen und dies ward
besonders bemerkt. Die Nacktheit ist ja auch nur dann eine charakteristische
Eigenschaft, wenn sie sich an einem gewöhnlich nicht Nackten findet. Daß auch
Pausanias die Äpfel und die Nacktheit hätte erwähnen können ist richtig; daß
er es mußte, wird niemand behaupten wollen. Plinius aber greift flüchtig aus
einer ausführlichen Beschreibung einige charakterisierende Punkte heraus und
läßt andere nicht minder wichtige weg. Ganz so wie hier läßt er, indem er nur
das Motiv nennt, die genauere Bestimmung der Person als onihr/s weg bei dem
Gemälde des Theorus (oder Theon) XXXV 144, das er nur als erumpentem angibt
(nach der überzeugenden Emendation Benndorfs statt emungentem), während wir
aus Aelian wissen, daß es ein ÖJiXh-ng lxßor)§wv war. Neue Bedenken erweckt
nun aber der puer tenens tabellam, der bei näherer Überlegung immer unklarer
und verdächtiger wird (denn ein Genrestück eines Schulknaben, woran man zuerst
denkt, ist in dieser Zeit unmöglich). Die Lösung bietet Pausanias: dieser be-
richtet VI 13,7 von der Statue des sog. Libys und bald darauf VI 18, 1 von der
Statue des Kratisthenes, der, ebenfalls in Olympia, mit einer Nike als Sieger
auf einem Wagen stand; derselbe war ebenfalls ein Werk des Pythagoras und
wurde als der Sohn jenes Libys bezeichnet: diese drei übereinstimmenden
Punkte drängen zu der Vermutung, daß Plinius auch hier wie öfters eine grie-
chische Quelle aus Flüchtigkeit mißverstand, die von Libys und seinem naig
 
Annotationen