DER AUGUSTUS-KAMEO DES AACHENER
LOTHARKREUZES
(BONNER JAHRBÜCHER HEFT 144
Tafel V [= Tafel 29])
u den hervorragendsten römischen Kameen und zu den besten erhaltenen
Darstellungen des Augustus gehört der in die Mitte der einen Seite
des berühmten Lotharkreuzes im Domschatze zu Aachen eingelassene
Kameo, der auf Tafel V [Tafel 29] wiedergegeben wird.
In meiner Behandlung der Augustus-Kameen, Antike Gemmen Bd. III, S. 314 ff.
fehlt dieses vorzügliche Stück, weil ich damals noch keine zuverlässige Kenntnis
desselben besaß.x Ich habe seitdem (1902) das Original im Domschatze zu
Aachen mit Muße studieren können. Durch die freundliche Vermittlung von
Herrn Museumsdirektor Dr. Schweitzer in Aachen wurden dann die unserer
Tafel zu Grunde liegenden photographischen Aufnahmen hergestellt.
Der Kameo, dessen größte Länge 0,08 und größte Breite 0,07 beträgt, ist
ein ganz herrliches Stück, das durch seine Fassung in dem alten Lotharkreuze
glücklicherweise auch den Angriffen entrückt ist, mit denen jene Scheinkenner,
die sich auf dem Gebiete der Gemmenkunde breit zu machen pflegen, meist
gerade die vorzüglichsten Dinge in Zweifel zu ziehen suchen.2 Die Echtheit ist
hier zum Glück außer Frage.
Der Stein ist ein schöner indischer Sardonyx. Kranz und Chlamys sind aus
190 der braunen Schicht geschnitten und heben sich wirkungsvoll von der milch-
weißen Schicht ab, welche die übrige Figur enthält und sich ihrerseits abhebt
von der tief dunkelbraunen dritten Schicht, welche den Grund bildet. Dasselbe
1 Bernoulli führt in seinem Verzeichnis der Augustus-Gemmen, Römische Ikono-
graphie II, 1 S. 51, dd, den Aachener Kameo nur nach einer flüchtigen Notiz von L. Ger-
main im Bull, monumental 1883 S. 464 an. Ihm war ebenso wie mir entgangen, daß der
Kameo schon in diesen Jahrbüchern in Heft IV (1844), Taf. 4 in einer allerdings sehr
ungenügenden Zeichnung publiziert und ebenda S. 177 mit gerechter Würdigung seines
Wertes von L. Lersch besprochen worden war.
2 Während das Schlechte und wirklich Unantike oft genug als echt passiert. Den
wunderbaren Augustus-Kameo Strozzi-Blacas hat man ins 4. Jahrhundert n. Chr. (!) gesetzt
(vgl. Antike Gemmen III S. 316 Anm. 1), und ein abscheulich schlechtes Renaissancewerk
wie der „Augustus'-Kameo Babelon, Camees ant. de la Bibl. nat. Nr. 240 (Taf. 24) wird
als antik aufgeführt (vgl. Antike Gemmen III S. 318 Anm. 3).
LOTHARKREUZES
(BONNER JAHRBÜCHER HEFT 144
Tafel V [= Tafel 29])
u den hervorragendsten römischen Kameen und zu den besten erhaltenen
Darstellungen des Augustus gehört der in die Mitte der einen Seite
des berühmten Lotharkreuzes im Domschatze zu Aachen eingelassene
Kameo, der auf Tafel V [Tafel 29] wiedergegeben wird.
In meiner Behandlung der Augustus-Kameen, Antike Gemmen Bd. III, S. 314 ff.
fehlt dieses vorzügliche Stück, weil ich damals noch keine zuverlässige Kenntnis
desselben besaß.x Ich habe seitdem (1902) das Original im Domschatze zu
Aachen mit Muße studieren können. Durch die freundliche Vermittlung von
Herrn Museumsdirektor Dr. Schweitzer in Aachen wurden dann die unserer
Tafel zu Grunde liegenden photographischen Aufnahmen hergestellt.
Der Kameo, dessen größte Länge 0,08 und größte Breite 0,07 beträgt, ist
ein ganz herrliches Stück, das durch seine Fassung in dem alten Lotharkreuze
glücklicherweise auch den Angriffen entrückt ist, mit denen jene Scheinkenner,
die sich auf dem Gebiete der Gemmenkunde breit zu machen pflegen, meist
gerade die vorzüglichsten Dinge in Zweifel zu ziehen suchen.2 Die Echtheit ist
hier zum Glück außer Frage.
Der Stein ist ein schöner indischer Sardonyx. Kranz und Chlamys sind aus
190 der braunen Schicht geschnitten und heben sich wirkungsvoll von der milch-
weißen Schicht ab, welche die übrige Figur enthält und sich ihrerseits abhebt
von der tief dunkelbraunen dritten Schicht, welche den Grund bildet. Dasselbe
1 Bernoulli führt in seinem Verzeichnis der Augustus-Gemmen, Römische Ikono-
graphie II, 1 S. 51, dd, den Aachener Kameo nur nach einer flüchtigen Notiz von L. Ger-
main im Bull, monumental 1883 S. 464 an. Ihm war ebenso wie mir entgangen, daß der
Kameo schon in diesen Jahrbüchern in Heft IV (1844), Taf. 4 in einer allerdings sehr
ungenügenden Zeichnung publiziert und ebenda S. 177 mit gerechter Würdigung seines
Wertes von L. Lersch besprochen worden war.
2 Während das Schlechte und wirklich Unantike oft genug als echt passiert. Den
wunderbaren Augustus-Kameo Strozzi-Blacas hat man ins 4. Jahrhundert n. Chr. (!) gesetzt
(vgl. Antike Gemmen III S. 316 Anm. 1), und ein abscheulich schlechtes Renaissancewerk
wie der „Augustus'-Kameo Babelon, Camees ant. de la Bibl. nat. Nr. 240 (Taf. 24) wird
als antik aufgeführt (vgl. Antike Gemmen III S. 318 Anm. 3).