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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.836#0301

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GEMME DES KÜNSTLERS SKOPAS

NACHTRAG ZUM JAHRBUCH IV S.72

(JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS VIII, 1893

Tafel 2, 2 [= Vignette])

in erneutes Studium der a. a. O. [S. 275] genannten Stoschischen Glaspaste
mit dem Namen des Skopas ließ mich vermuten, daß die von mir dort
für modern erklärte Inschrift doch antik sein könne. Auf die Angabe
Brunn's (Gesch. der griech. Künstler II, S. 579), das Original, ein „Carneol", be-
finde sich im Besitze der Stadt Leipzig, wandte ich mich dahin und ward bald
durch die Gefälligkeit von Dr. Kroker in den Stand gesetzt, das Original mit
aller Muße studieren zu können. [Furtwängler, Antike Gemmen Taf. 33, 8.]

Dasselbe befindet sich im Besitze der Leipziger Stadtbibliothek und ist nach
Dr. Kroker's Angabe wahrscheinlich in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
dahin gekommen. Es ist kein Karneol, sondern ein Hyacinth der schönsten
Qualität, von ganz klarer Farbe, rubinrot bei schräg durchfallendem, mehr braun-
rot bei gerade einfallendem Lichte. Die Unterseite ist flach, die Oberseite stark
konvex. Den hier eingeschnittenen Porträtkopf gibt Tafel 2, 2 nach einem frischen
Abdrucke wieder. [Hier vergrößert wiederholt.]

Die Gravierung ist aufs schönste poliert mit Ausnahme des Haares, das sich
von dem glatten Fleische abhebt. Am Halse vorne sind einige kleine Stückchen
ausgesprungen. Sonst ist der Stein vortrefflich erhalten und zeigt keine Spuren
von Überarbeitung.

Was ich schon nach der Stoschischen Pasta vermutet hatte, bestätigte mir
das Original aufs entschiedenste: die Gemme ist eine griechische Arbeit der Dia-
dochenzeit. Das Material (der Hyazinth), die stark konvexe Bildfläche und der
Stil der Arbeit sind alle ganz charakteristisch dafür. Der nächste Verwandte ist
der von Agathopus geschnittene Beryll mit dem Porträt eines Römers (Jahr-
buch III Tafel 8, 15; S.211 [oben Tafel 26, 15 S.203]). Man vergleiche nament-
lich auch die Art der Wiedergabe des Haares. Der Kopf des Leipziger Steines
ist aber weniger hart, zarter, weicher in der Modellierung; bei flüchtigerer Be-
trachtung erscheint er „flau" — Brunn sprach sogar von „Charakter- und aus-
 
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