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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.836#0152

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PHRYGILLOS

(ETUDES ARCHEOL. DEDIEES Ä M. LEEMANS, LEIDEN 1885)

||enn mit Recht das Ansehen manches Denkmals, das die früheren Archäo- 244
logen für hochbedeutend hielten, neuerdings geschwunden ist, so ist es
doch wie ich glaube mit Unrecht geschehen, daß die Gemme mit dem
Namen des Phrygillos, * die für Winckelmann, Lessing, Visconti, Raoul-Rochette u. a.
als überaus wichtiges und schönes Stück älterer griechischer Steinschneidekunst
galt, jetzt, nachdem Stephani sie für eine Arbeit römischer Zeit erklärt hat und ihm
Brunn gefolgt ist,2 gar keine Beachtung mehr findet. Raoul-Rochette hatte in jenem
Phrygillos den Namen desselben Künstlers erkannt, der sich auf einigen Syrakusani- 245
sehen Münzstempeln befand, wodurch die an und für sich ja so natürliche Ver-
einigung des Gemmen- und Stempelschneidens in einer Person durch ein Beispiel
aus bester griechischer Zeit belegt ward. Brunn bestritt diese Identität aus
Gründen des Stils3 und der neueste Bearbeiter, der Münzstempelschneider R. Weil,
tut der Gemme bei Behandlung des Phrygillos keine Erwähnung.4 Zur Be-
urteilung der Frage sind die bisher erschienenen Abbildungen des Steines freilich
unbrauchbar; mir liegt der Abdruck der Cades'schen Sammlung vor. Danach
scheint mir zweierlei ganz sicher; erstens: die Inschrift ist von tadelloser Schön-
heit und ist in römischer Zeit, welche Stephani annimmt, gar nicht denkbar; sie
kann nur dem Ende des 5. oder dem 4. Jahrhundert v. Chr. angehören. Zweitens:
der Stil zeigt neben einer gewissen flüssigen und weichen Behandlung, die
namentlich im Körper hervortritt, Reste altertümlicher Strenge im Kopfe; man
beachte den vor das Ohr herabfallenden Haarwisch und den Einschnitt im Nacken-
haar, zwei Eigentümlichkeiten der Kopfbildung des 5. Jahrhunderts; man beachte

1 Die ältere Literatur über dieselbe führt am vollständigsten an Raoul-Rochette, Lettre
ä Mr. Schorn, S. 79. Wo das Original, das einst in der Sammlung Vettori, dann in der
Blacas'schen war, sich jetzt befindet, ist mir unbekannt. [Röscher, Lex. d. Myth. I Sp. 1356.
Archäol. Jahrb. 1888 S. 197. Antike Gemmen Taf. XIV, 6 Bd. III S. 126, danach hier
wiederholt.]

a Brunn, Gesch. d. griech. Künstler II, S. 626.

3 Brunn a. a. O. S. 422.

4 Künstlerinschr. d. sizil. Münzen, Berliner Winckelmanns-Programm, 1884, S. 8. [Hill,
Coins of ancient Sicily S. 113.]
 
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