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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.836#0149

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NEBUKADNEZAR

(ETUDES ARCHEOL. DEDIEES Ä M. LEEMANS, LEIDEN 1885)

Uüeine Besprechung der bekannten Cameo-Paste des Berliner Museums
mit der Inschrift des Nebukadnezar und dem Bilde eines behelmten
Kopfes schließt Schrader1 mit den Sätzen: „So bliebe (da die Inschrift
nicht gefälscht sein kann), sollte das Originalmonument der Zeit des Nebukad-
nezar selber abzusprechen sein, nur der zweite Teil der Alternative übrig, so daß
anzunehmen, daß ein der babylonischen Schrift und Sprache noch kundiger
Künstler unter Zugrundelegung eines griechischen (?) Musters willkürlich ein
Nebukadnezar-Bild sich zurechtgemacht, und durch die beigesetzte, nach alten
Mustern sachkundig hergestellte Inschrift dem Nebukadnezar und seiner Zeit zu-
geeignet hätte. . . Den Entscheid der Frage nach dieser Richtung wird . . .
wohl nur der Kunstarchäolog geben können." Der in den letzten Worten ent-
haltenen Aufforderung nachzukommen, liegt mir, da ich jenes Denkmal im Ber-
liner Antiquarium täglich vor Augen habe, besonders nahe. [Abgeb. in Zeichnung
Revue archeol. 1885, 2 S. 79, danach hier wiederholt.]

Es scheint mir, daß eine dritte Annahme die einzig richtige ist. Weder ist
der Cameo gefälscht, noch ist er griechisch-babylonisch, sondern es sind Bild
und Inschrift zu trennen; die letztere ist, wie Schrader erwiesen hat, zweifellos
echt und korrekt, das Bild aber ist gefälscht und zwar vor 1760, wo die Glas-
paste des Cameos schon existierte.2 Daß der behelmte Kopf, der das Bild aus-
macht, durchaus keiner Periode der orientalischen oder klassischen Kunst zu-
geschrieben werden kann, dürfte in der Tat keinem Kenner zweifelhaft sein. Die
Arbeit ist so charakterlos flau und unsicher wie möglich, und jedenfalls ganz
unorientalisch; aber auch jene griechisch-orientalische Kunst, die wir neuerdings
auf dem Nemrud-Dagh kennen gelernt haben, hat, so flau sie ist, nichts mit
diesem Bilde gemein. Dazu kommt noch die seltsame und unantike Form des
Helmes.

1 Monatsberichte der kgl. pr. Akad. d. Wissenschaften in Berlin, 1879, S. 293 ff.

2 Winckelmann, Descr. des pierres grav. du feu Baron de Stosch, 1760, S. 28 Nr. 126.
Das Original der Glaspaste ist verschollen [jetzt in Florenz. Revue archeol. 1885, 2 S. 82],
Die Paste kam 1764 mit der Stoschischen Sammlung nach Berlin.
 
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