STUDIEN ÜBER DIE GEMMEN MIT KÜNSTLER-
INSCHRIFTEN
(JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS III, 1888
Tafel 3 [= Tafel 25]. 8. 10. 11 [= 26. 27. 28]. IV, 1889 Tafel 2 [= Textabbildungen])
ie Studien, welche ich hier veröffentliche, wurden veranlaßt durch die 105
Vorarbeiten, die ich seit einigen Jahren zu einem neuen wissenschaft-
lichen Kataloge der Berliner Gemmensammlung [erschienen 1896] zu
machen im Begriff bin. Indem ich hier zunächst die durch Inschriften ihrer Ver-
fertiger ausgezeichneten Gemmen behandle, betrete ich das anerkannt schwierigste
Gebiet der immer schwierigen Forschung über die antiken geschnittenen Steine.
Es bestimmt mich dazu und ermutigt mich die Erwägung, daß nur sehr wenigen
die äußeren Verhältnisse gestatten, an der Forschung in diesem Zweige der Denk-
mäler teilzunehmen, und daß diese wenigen deshalb wohl die Pflicht haben,
mitzuteilen, was sie zur Förderung unserer Kenntnis glauben beibringen zu
können, auch wenn es nichts Abgeschlossenes ist. Jene wenigen aber sind die-
jenigen, die eine bedeutendere Sammlung von Originalen geschnittener Steine,
sowie große Sammlungen von Abdrücken täglich ungehindert benutzen können.
Denn wie jeder weiß, der diesen Studien näher getreten ist, erreicht das Auge
nur durch beständige Übung die Fähigkeit, zu einem in diesem Zweige der
Wissenschaft fördernden Urteile zu führen. Vor allem aber wird es die Pflicht
jener wenigen sein, die ihnen zugänglichen Originale sorgfältiger Prüfung zu
unterziehen. Daß hierdurch selbst bei einer so bekannten öffentlichen Samm-
lung wie der Berliner manches gefördert werden kann, hoffe ich im folgenden
zu zeigen. Ungleich mehr darf man aber erwarten, wenn jemand einmal die
bedeutenderen Privatsammlungen durchforschen wird.
Die Arbeit hat auf diesem Gebiete der Denkmälerkunde lange geruht, indem
seit Brunn's 1859 erschienener Behandlung der Künstlergemmen im 2. Bande
seiner Geschichte der griechischen Künstler niemand etwas Größeres in dieser
Richtung veröffentlicht hat. Brunn selbst sprach es aber sehr deutlich aus, daß seine
Untersuchung keine abschließende sein konnte und forderte „diejenigen, denen
die Hülfsmittel zu Gebote stehen", zu weiterer Arbeit auf diesem Gebiete und
namentlich zu „Detailuntersuchungen" auf.1
1 Gesch. d. gr. Künstler II, S.405f. Vgl. über die ihm zu Gebote stehenden relativ
geringen Hilfsmittel S.VI.
10*
INSCHRIFTEN
(JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS III, 1888
Tafel 3 [= Tafel 25]. 8. 10. 11 [= 26. 27. 28]. IV, 1889 Tafel 2 [= Textabbildungen])
ie Studien, welche ich hier veröffentliche, wurden veranlaßt durch die 105
Vorarbeiten, die ich seit einigen Jahren zu einem neuen wissenschaft-
lichen Kataloge der Berliner Gemmensammlung [erschienen 1896] zu
machen im Begriff bin. Indem ich hier zunächst die durch Inschriften ihrer Ver-
fertiger ausgezeichneten Gemmen behandle, betrete ich das anerkannt schwierigste
Gebiet der immer schwierigen Forschung über die antiken geschnittenen Steine.
Es bestimmt mich dazu und ermutigt mich die Erwägung, daß nur sehr wenigen
die äußeren Verhältnisse gestatten, an der Forschung in diesem Zweige der Denk-
mäler teilzunehmen, und daß diese wenigen deshalb wohl die Pflicht haben,
mitzuteilen, was sie zur Förderung unserer Kenntnis glauben beibringen zu
können, auch wenn es nichts Abgeschlossenes ist. Jene wenigen aber sind die-
jenigen, die eine bedeutendere Sammlung von Originalen geschnittener Steine,
sowie große Sammlungen von Abdrücken täglich ungehindert benutzen können.
Denn wie jeder weiß, der diesen Studien näher getreten ist, erreicht das Auge
nur durch beständige Übung die Fähigkeit, zu einem in diesem Zweige der
Wissenschaft fördernden Urteile zu führen. Vor allem aber wird es die Pflicht
jener wenigen sein, die ihnen zugänglichen Originale sorgfältiger Prüfung zu
unterziehen. Daß hierdurch selbst bei einer so bekannten öffentlichen Samm-
lung wie der Berliner manches gefördert werden kann, hoffe ich im folgenden
zu zeigen. Ungleich mehr darf man aber erwarten, wenn jemand einmal die
bedeutenderen Privatsammlungen durchforschen wird.
Die Arbeit hat auf diesem Gebiete der Denkmälerkunde lange geruht, indem
seit Brunn's 1859 erschienener Behandlung der Künstlergemmen im 2. Bande
seiner Geschichte der griechischen Künstler niemand etwas Größeres in dieser
Richtung veröffentlicht hat. Brunn selbst sprach es aber sehr deutlich aus, daß seine
Untersuchung keine abschließende sein konnte und forderte „diejenigen, denen
die Hülfsmittel zu Gebote stehen", zu weiterer Arbeit auf diesem Gebiete und
namentlich zu „Detailuntersuchungen" auf.1
1 Gesch. d. gr. Künstler II, S.405f. Vgl. über die ihm zu Gebote stehenden relativ
geringen Hilfsmittel S.VI.
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