GRIECHISCHE VASEN
DES SOG. GEOMETRISCHEN STILS
(ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG 43, 1885
Tafel 8 [= Tafel 24])
JS^ei meiner Anwesenheit im Museum von Kopenhagen im Jahre 1883
sah ich die beiden hier wiedergegebenen Vasen aus Athen vom Dipylon,
die der Direktor Herr Etatsrat L. Müller mit freundlicher Bereitwillig-
keit zeichnen zu lassen gestattete.
Es sind ohne Zweifel zwei der merkwürdigsten Gefäße ihrer Art, mit un-
gewöhnlich reichem figürlichem Schmucke ausgestattet, eine bedeutende Erweite-
rung der immer noch ziemlich seltenen Klasse mit menschlichen Darstellungen.
Zu dem beschränkten Kreise der bisher bekannten Bilder dieser Art, die uns nur
Leichenfeierlichkeiten, Wagen- und Kriegerzüge, tanzenden Chor, Seeschlacht und
Männer mit Pferden zeigten,1 treten hier mehrere ganz neue Stoffe.
1. Die eine der Vasen (1)2 ist eine Kanne von der schönen, ja eleganten
Form (1 c), die wir auch sonst zuweilen in diesem Kreise treffen.3 Der Hals
(1 ä) zeigt als Bild einen Mann zwischen zwei Pferden, die er am Zügel hält;
an seiner Seite ist das Schwert und auf dem Kopfe der Helmbusch angedeutet.
132 Es ist dieser Mann mit den zwei Pferden ein bekannter Typus, den wir sowohl
auf anderen Vasen dieser Gattung (z. B. Annali d. Inst. 1872, Taf.J, 1 [Archäol.
Jahrb. 1899 S. 34]) als sonst in der archaisch griechischen und etruskischen Kunst
finden. Auf dem Schulterstreif darunter (1 b) ist ein in der Gattung dieser geo-
metrischen Vasen neues, aber sonst in der ältesten und älteren griechischen Kunst
allgemein beliebtes Bild gemalt, die Verfolgung eines Hasen durch laufende Hunde,
worüber man vgl. Arch.Ztg. 1881 S. 33 ff., 1883 S. 155. 161 [oben S. 106. 110].
Das Hauptbild läuft in einem ununterbrochenen Streifen um den Bauch der
Vase; es stellt einen Kampf dar, in dessen Mitte sich ein Schiff befindet; doch
ist es keine Seeschlacht, wie sie in den bekannten Fragmenten vom Dipylon
(Mon. d. Inst. IX, 40) erscheint, sondern der Kampf eines gelandeten Schiffes und
seiner Besatzung gegen Krieger am Strande. Wasser und Land zu unterscheiden
1 Siehe den Katalog von G. Hirschfeld in den Annali d. Inst. 1872 S. 137 ff.; Dumont,
Les ceramiques de la Qr. pr. S. 96 f.
2 Nr. 1628. Höhe 0,23. [Perrot-Chipiez VII S. 179. Reinach, Rep. I S. 459.]
3 Vgl. Athen. Mitt. 1881, Taf. 3 [oben S. 84 Fig. 1]. Conze, Anfänge Taf. 4.
DES SOG. GEOMETRISCHEN STILS
(ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG 43, 1885
Tafel 8 [= Tafel 24])
JS^ei meiner Anwesenheit im Museum von Kopenhagen im Jahre 1883
sah ich die beiden hier wiedergegebenen Vasen aus Athen vom Dipylon,
die der Direktor Herr Etatsrat L. Müller mit freundlicher Bereitwillig-
keit zeichnen zu lassen gestattete.
Es sind ohne Zweifel zwei der merkwürdigsten Gefäße ihrer Art, mit un-
gewöhnlich reichem figürlichem Schmucke ausgestattet, eine bedeutende Erweite-
rung der immer noch ziemlich seltenen Klasse mit menschlichen Darstellungen.
Zu dem beschränkten Kreise der bisher bekannten Bilder dieser Art, die uns nur
Leichenfeierlichkeiten, Wagen- und Kriegerzüge, tanzenden Chor, Seeschlacht und
Männer mit Pferden zeigten,1 treten hier mehrere ganz neue Stoffe.
1. Die eine der Vasen (1)2 ist eine Kanne von der schönen, ja eleganten
Form (1 c), die wir auch sonst zuweilen in diesem Kreise treffen.3 Der Hals
(1 ä) zeigt als Bild einen Mann zwischen zwei Pferden, die er am Zügel hält;
an seiner Seite ist das Schwert und auf dem Kopfe der Helmbusch angedeutet.
132 Es ist dieser Mann mit den zwei Pferden ein bekannter Typus, den wir sowohl
auf anderen Vasen dieser Gattung (z. B. Annali d. Inst. 1872, Taf.J, 1 [Archäol.
Jahrb. 1899 S. 34]) als sonst in der archaisch griechischen und etruskischen Kunst
finden. Auf dem Schulterstreif darunter (1 b) ist ein in der Gattung dieser geo-
metrischen Vasen neues, aber sonst in der ältesten und älteren griechischen Kunst
allgemein beliebtes Bild gemalt, die Verfolgung eines Hasen durch laufende Hunde,
worüber man vgl. Arch.Ztg. 1881 S. 33 ff., 1883 S. 155. 161 [oben S. 106. 110].
Das Hauptbild läuft in einem ununterbrochenen Streifen um den Bauch der
Vase; es stellt einen Kampf dar, in dessen Mitte sich ein Schiff befindet; doch
ist es keine Seeschlacht, wie sie in den bekannten Fragmenten vom Dipylon
(Mon. d. Inst. IX, 40) erscheint, sondern der Kampf eines gelandeten Schiffes und
seiner Besatzung gegen Krieger am Strande. Wasser und Land zu unterscheiden
1 Siehe den Katalog von G. Hirschfeld in den Annali d. Inst. 1872 S. 137 ff.; Dumont,
Les ceramiques de la Qr. pr. S. 96 f.
2 Nr. 1628. Höhe 0,23. [Perrot-Chipiez VII S. 179. Reinach, Rep. I S. 459.]
3 Vgl. Athen. Mitt. 1881, Taf. 3 [oben S. 84 Fig. 1]. Conze, Anfänge Taf. 4.