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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.836#0131

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CHARON

EINE ALTATTISCHE MALEREI
(ARCHIV FÜR RELIGIONSWISSENSCHAFT VIII, 1905)

191 Ü$as ist einmal etwas ganz Neues und Überraschendes. Charon in einem
schwarzfigurigen altattischen Bilde! Und ganz anders als wir ihn
sonst zu sehen gewohnt sind! Ein Bild, das den klassischen Charon-

darstellungen der weißen attischen Lekythen fremder ist als den Schilderungen
des um siebenhundert Jahre jüngeren Schriftstellers Lukian! Und der Bildfries
ziert eine Gefäßform, die ebenso neu und unerhört ist wie das Bild selbst.

Das Tongerät — denn ein Gefäß ist es eigentlich nicht, da es weder Boden
noch Bauch, weder Fuß noch Henkel hat — wurde nach zuverlässiger Angabe
in Athen, unmittelbar vor den Toren der Stadt, gefunden. Das Stück befindet
sich in München [jetzt in Frankfurt a. M.]. Es fehlen einige größere Teile, doch
ist glücklicherweise alles Wesentliche erhalten. Das Fehlende ist in Gips aus-
gefüllt und in der Abbildung angegeben.1

192 Es ist ein nach unten und oben offener Zylinder, der nach unten etwas
weiter ausgreift und hier einen schmalen Fußrand zum Aufstehen hat. Von diesem
Rande ist nur ein kleines Stück erhalten (unter der Figur des Charon). Nach
oben weitet sich das Gerät etwas zu einer Mündung aus. Auf dem oberen un-
gefirnißten Mündungsrande befinden sich vier nagelkopfartige, runde, an der
Spitze mit braunroter Farbe bedeckte Tonerhöhungen, die so gestellt sind, daß
sie, durch Linien verbunden, nicht ein Quadrat, sondern ein Rechteck (von 8x/2

1 [Die Abbildung wiederholt: Röscher, Myth. Lex. III, 2, 2782. Daremberg-Saglio, Dict.
des Ant. IV, 1 S. 746.)
 
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