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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.836#0340

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BRONZERELIEFS AUS PERUGIA

MÜNCHEN, GLYPTOTHEK

(BRUNN-BRUCKMANN'S DENKMÄLER GRIECH. UND ROM. SKULPTUR
Tafel 588 und 589 [= Tafel 33 und 34 und Textabbildungen))

ie Serie von Bronzen, zu welcher die auf Taf. 588/89 wiedergegebenen 1
Stücke gehören, hat in neuerer Zeit durch E. Petersen eine sorgfältige
Verarbeitung erfahren (Mitt. d. deutschen arch. Inst., röm. Abt., Bd. 9,
1894, S. 253 ff., dazu Antike Denkmäler II, Taf. 14, 15). Da die bisherigen Ab-
bildungen eben jener Stücke — auch die von Petersen gebotenen — sehr un-
genügend sind und namentlich von der Gravierung der Bronzereliefs nichts er-
kennen lassen, so geben wir hier diese in München befindlichen Fragmente in
genauer Nachbildung.

Auf die Frage der Rekonstruktion der erhaltenen Reste soll hier nicht ein-
gegangen werden; sie ist, wie ich glaube, bei dem unvollständigen, trümmer-
haften Zustande des Erhaltenen aussichtslos. Das einzige, was mit einiger Wahr-
scheinlichkeit behauptet werden darf, ist, daß die Stücke 1 und 2 zu der Brüstung
eines vierrädrigen Sitzwagens gehörten und 1 von der Schmal-, 2 von der
Breitseite stammte. Diese von Brunn herrührende Vermutung beruht auf dem
Relief einer etruskischen Graburne, das, wie es scheint, den Toten auf einem
Wagen fahrend darstellt, der eine solche geschwungene Brüstung zeigt (Micali,
Storia Taf. 57, 1). Auf griechischen Denkmälern ist eine derartige Wagenform
noch nicht beobachtet worden. Der Wagen des Peruginer Fundes ist jedenfalls
in Italien gearbeitet worden, doch wahrscheinlich von eingewanderten ionischen
Künstlern, wie der vorhin besprochene Wagen von Monteleone.

Ob die Stücke, die Petersen zu einem auf dem Wagen zu ergänzenden thron-
förmigen Aufsatz zieht, überhaupt zu diesem Wagen oder nicht vielmehr, was
mir wahrscheinlicher, zu ganz anderen Geräten gehörten, ist völlig unsicher;
jedenfalls weichen sie zum Teil in der Arbeit stark ab von den Brüstungsstücken.

Der große Fund, der 1812 bei Castello S. Mariano in der Nähe von Perugia
gemacht und leider zerrissen und zerstreut wurde,1 enthielt noch Reste von zahl-
reichen anderen Metallgeräten, besonders Stücke getriebener Reliefs, von sehr

1 Es ist leider gar nichts Näheres über den Fund bekannt; die besten Stücke kamen
in den Kunsthandel und so später nach München und London, der Rest verblieb in
Perugia; vgl. Vermiglioli, Saggio di bronzi etruschi, Perugia 1813, S.VI. XXVIII.
 
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