396 Die Bronzeeimer von Mehrum.
Trauben, Fruchtschüsseln, Bechern, Thyrsosstäben, Fackeln u. dgl. in den Händen
der Satyrn und Nymphen, so wie der Seligen, der in die bakchischen Mysterien
Eingeweihten. Es müssen diese Gefäße in Unteritalien also nicht bloß für Wasser
gedient haben.1 Zuweilen deuten drei runde Punkte am unteren Rande an, daß
die Eimer drei Füße haben, die aber noch nicht jene breite Gestalt wie die
pompejanischen zeigen. Auf den Vasen älterer Stilgattungen und auf den atti-
schen Vasen überhaupt kommen diese Eimer, soviel ich sehe, gar nicht vor.3
So finden wir also, daß die Eimer ohne eingezogenen Hals in Unteritalien
im vierten bis dritten Jahrhundert v. Chr. besonders viel verwendet wurden und
auch in Pompeji noch üblich waren. Die Mehrumer Funde jedoch stellten sich
zu einer anderen pompejanischen Eimerart, deren Form mit eingezogenem Halse
wir in der der Kaiserzeit vorangehenden Periode im Bereich der klassischen
Kultur nicht fanden.
Doch in der Verzierung und Henkelgestaltung dieser Mehrumer und später-
pompejanischen Eimergattung haben sich altgriechische Motive merkwürdiger-
weise noch deutlicher erhalten als in jenen eleganteren Stücken, die wir als älter-
pompejanisch bezeichnet haben.
30 Die Henkelform ist nämlich nur durch die leichte Umbildung einer alt-
griechischen gewonnen, wie man bei Vergleichung der aus Olympia stammenden
und in Ausgrabungen von Olympia Bd. IV, Die Bronzen, S. 139 abgebildeten
und beschriebenen Stücke sofort erkennt. Die Grundform mit ihrer Dreiteilung
und mit dem Ringe oben ist durchaus dieselbe. Doch die Trennung der Teile
ist hier nicht durch Blattwerk, sondern durch rein tektonische Motive, Vorsprünge,
runde Knoten oder rollenförmige Wülste bewirkt und die aufgebogenen Enden
sind nicht als Tierköpfe, sondern als einfache sich zuspitzende Knöpfe gebildet;
auch fehlt ihnen die gefällige Riefelung noch ganz. Solche Henkel sind aber
nicht nur in Olympia, sondern auch in Italien, besonders in Unteritalien gefunden
worden.3 Die olympischen Stücke lassen sich wenigstens in das 5., vielleicht
noch das 6. Jahrh. v. Chr. zurückdatieren.4
Die Art der Ersetzung rein tektonischer Formen durch pflanzliche und
tierische Motive und andererseits das Festhalten an altgriechischen Grundformen
entspricht ganz dem, was wir auch sonst an den pompejanischen und überhaupt
1 Es kommt vor, daß eine Figur in der Linken einen solchen Eimer, in der Rechten
Becher oder Kanne hält, vgl. Miliin, Vases peints I, 13 (campanisch); Millingen, Div.
coli. 24 (apulisch).
2 Die auf attischen Vasen zuweilen vorkommenden Gefäße mit Bügelhenkel und
drei Füßen sind von wesentlich anderer Form, auch offenbar nicht von Metall, und nicht
für Flüssigkeiten bestimmt (vgl. z.B. Duris Schulvase, Berlin 2285; Millingen, Coli,
div. 57).
3 Vgl. Olympia a. a. O. S. 139 f.
4 Wegen der Auffindung von Nr. 868 und "dem Alpha auf dem S. 140 genannten
Ansatzstücke.
Trauben, Fruchtschüsseln, Bechern, Thyrsosstäben, Fackeln u. dgl. in den Händen
der Satyrn und Nymphen, so wie der Seligen, der in die bakchischen Mysterien
Eingeweihten. Es müssen diese Gefäße in Unteritalien also nicht bloß für Wasser
gedient haben.1 Zuweilen deuten drei runde Punkte am unteren Rande an, daß
die Eimer drei Füße haben, die aber noch nicht jene breite Gestalt wie die
pompejanischen zeigen. Auf den Vasen älterer Stilgattungen und auf den atti-
schen Vasen überhaupt kommen diese Eimer, soviel ich sehe, gar nicht vor.3
So finden wir also, daß die Eimer ohne eingezogenen Hals in Unteritalien
im vierten bis dritten Jahrhundert v. Chr. besonders viel verwendet wurden und
auch in Pompeji noch üblich waren. Die Mehrumer Funde jedoch stellten sich
zu einer anderen pompejanischen Eimerart, deren Form mit eingezogenem Halse
wir in der der Kaiserzeit vorangehenden Periode im Bereich der klassischen
Kultur nicht fanden.
Doch in der Verzierung und Henkelgestaltung dieser Mehrumer und später-
pompejanischen Eimergattung haben sich altgriechische Motive merkwürdiger-
weise noch deutlicher erhalten als in jenen eleganteren Stücken, die wir als älter-
pompejanisch bezeichnet haben.
30 Die Henkelform ist nämlich nur durch die leichte Umbildung einer alt-
griechischen gewonnen, wie man bei Vergleichung der aus Olympia stammenden
und in Ausgrabungen von Olympia Bd. IV, Die Bronzen, S. 139 abgebildeten
und beschriebenen Stücke sofort erkennt. Die Grundform mit ihrer Dreiteilung
und mit dem Ringe oben ist durchaus dieselbe. Doch die Trennung der Teile
ist hier nicht durch Blattwerk, sondern durch rein tektonische Motive, Vorsprünge,
runde Knoten oder rollenförmige Wülste bewirkt und die aufgebogenen Enden
sind nicht als Tierköpfe, sondern als einfache sich zuspitzende Knöpfe gebildet;
auch fehlt ihnen die gefällige Riefelung noch ganz. Solche Henkel sind aber
nicht nur in Olympia, sondern auch in Italien, besonders in Unteritalien gefunden
worden.3 Die olympischen Stücke lassen sich wenigstens in das 5., vielleicht
noch das 6. Jahrh. v. Chr. zurückdatieren.4
Die Art der Ersetzung rein tektonischer Formen durch pflanzliche und
tierische Motive und andererseits das Festhalten an altgriechischen Grundformen
entspricht ganz dem, was wir auch sonst an den pompejanischen und überhaupt
1 Es kommt vor, daß eine Figur in der Linken einen solchen Eimer, in der Rechten
Becher oder Kanne hält, vgl. Miliin, Vases peints I, 13 (campanisch); Millingen, Div.
coli. 24 (apulisch).
2 Die auf attischen Vasen zuweilen vorkommenden Gefäße mit Bügelhenkel und
drei Füßen sind von wesentlich anderer Form, auch offenbar nicht von Metall, und nicht
für Flüssigkeiten bestimmt (vgl. z.B. Duris Schulvase, Berlin 2285; Millingen, Coli,
div. 57).
3 Vgl. Olympia a. a. O. S. 139 f.
4 Wegen der Auffindung von Nr. 868 und "dem Alpha auf dem S. 140 genannten
Ansatzstücke.