Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 8.1906

DOI Artikel:
Heicke, C.: Rückblick auf die Darmstädter Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

DIE GARTENKUNST

VIII, 1

Gärten — diese wenigstens in erster Linie — bringen wir im letzten Satz das Wort „individuell" eingeschaltet
und besprochen und eine allgemeine Kritik der Gartenkunst wissen möchten und das Recht in Anspruch nehmen, dals
daran anknüpfen. wir bei dieser Darstellung der Natur nicht an ein be-
Wir greifen einige heraus! stimmtes Schema gefesselt sein, sondern auch dann den
In Heft 9 (Sept. 1905) der ,,Mieilllailue", Verlag von Garten als Kunstwerk anerkannt wissen möchten,
Fischer & Frank, Düsseldorf, bespricht Prof. Conrad wenn die Natur anders als mit dem Auge des
Sutter, Mainz, die Darmstädter Ausstellung. Baumeisters, nämlich mit dem des Natur-
Einleitend bekritelt er die „Landschaftsgärtnerei" in be- freundes gesehen künstlerisch — frei von allem
kannter Weise, und wir benutzen gern die Gelegenheit, kleinlichen Beiwerk — wiedergegeben wird,
ihm darin im allgemeinen beizupflichten. Wenn man Wir pflichten ihm bei — und können das nicht oft
unsere Vorstadtviertel mit ihren Gärten offenen Auges durch- genug wiederholen — dal's auch wir „alle i-omantische

II 1-

J II





o|

II

|2

__























Ül

II

fp



II 1-

1 II



Grundrifs des Henkel'schen Gartens in der Darmstädter Ausstellung. Die eingetragenen Zahlen

und Pfeile geben die Standorte für die nachfolgenden Aufnahmen an.

streift, so mul's man immer aufs neue den Stumpfsinn Spielerei, welche die ewige über allem Menschenwerk
anstaunen, der da fortwährend geleistet wird. Gewifs stehende Natur im Miniaturbild nachahmen will, um sie
ist es unrichtig, nun immer wieder zu verallgemeinern stets zur Erregung gofühlseliger Stimmung zur Hand
und sich zu geberden, als ob es gar nichts mehr gebe, zu haben" verurteilen; ebenso wennler sagt:
was sich über das allgemeine Niveau erhebt und als ob „Naturschönheit und Kunstschönheit sind inkommensurable
unter denen, die seither Gartenkunst berufsmässig aus- Gröfsen. Die eine ist der Quell, die andere spiegelt den Ein-
geübt haben, sich niemand gefunden hätte, der den all- druck des Quells auf die menschliche Erfindungsfähigkeit und
gemeinen Tiefstand nicht längst eingesehen und auf Ab- Gestaltungskraft."

hilfe gesonnen hätte, allein eine Besserung ist bisher da- Aber auch hier fragen wir, mit welchem Recht will

durch nicht erzielt worden, wohingegen wir von der man der Erfindungsfähigkoit und Gestaltungskraft eine

jetzt im Gange befindlichen Bewegung mit Bestimmtheit er- Zwangsjacke anziehen und ihr vorschreiben, den empfange-

warten dürfen, dals Erfolge gezeitigt werden, — wenn auch nen Eindruck nur mittelst solcher Formen wiederzugeben,

vielleicht nicht so tiefgehend, wie man sich an manchen die einem bestimmten menschlichen Tätigkeitsgebiete

Stellen zu versprechen scheint. entlehnt sind, anstatt Freiheit walten zu lassen,

Wir pflichten Sutter auch bei, wenn er sagt: die die unentbehrliche Grundlage jeder Kunst ist'?

„Alle wirkliche Kunst wächst nur auf dem Boden der „Er — der Hausgarten — wird, soll er seine Aufgabe im

Natur, sie steht zu ihr in direkter Beziehung. Sie ist die Dar- künstlerischen Sinne lösen, gewissermal'sen eine Fortsetzung

Stellung der Natur mittelst künstlerischer Schöpferkraft." des Hauses — ihm angegliedert — also ein Glied unserer

Aber wir finden jedenfalls seinen Beifall nicht, wenn Niederlassung sein, in der sich unser intimes Leben abspielt
 
Annotationen