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Die Gartenkunst — 8.1906

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Heicke, C.: Rückblick auf die Darmstädter Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0021

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VIII, 1

DIE GARTENKUNST

11

und wo wir uns auch erheben wollen an den Gaben, mit denen
die Kunst unsere Wohnstätte schmückt."

Ich glaube kaum, dafs irgend jemand diesen Worten
nicht Beifall zollt.

Etwas anders wird sich aber mancher zu der Beur-
teilung stellen, die Sutter der Henkeischen Leistung in
der Darmstädter Ausstellung zuteil werden lallst:

„Bezeichnend für die Stellung unserer Gärtner zur Garten-
baukunst ist die Durchführung der beiden Henkeischen Gärten.

bemüht gewesen ist, die vorhandene Situation und alles,
was sie bot, bei der Anordnung der Ausstellergärten aus-
zunutzen. Bs wurde sogar häufig die Bemerkung gehört,
dafs die Wirkung der Gärten in den meisten Fällen auf
Anleihen bei der Nachbarschaft beruhe, d. h. im
wesentlichen dadurch erzielt war, dafs die Schöpfer es
geschickt verstanden hatten, aufserhalb ihres Gartens ge-
legene Gegenstände,. Baumgruppen u. dgl. in die Bild-
wirkung hineinzuziehen. Begas z. B. war sehr glücklich,

Aus Henkels Ausstellungsgarten (1).

Der bekannte und geschätzte Fachmann stellt einem architek-
tonisch gegliederten Garten, der in der Hauptsache auf Rot
in Verbindung mit grünem Rasen gestimmt ist, also einem
geometrisch aufgeteilten und in der Farbe einheitlich ge-
haltenen Gartengelände einen natürlichen Garten gegenüber,
in welchem die bekannten Requisiten der Land-
schaftsgärtnerei zu voller Verwendung kommen und
wo man sowohl imSchatten der zweihundertjährigen

Bäume des Orangeriegartens, als auch---unter

Palmen wandelt. Man sieht es ist jedem Geschmack
Rechnung getragen und gerade dieser Umstand wird dem
künstlerisch denkenden, nach Kunst begehrenden Menschen
die Herrlichkeit der hervorragenden Pflanzen- und Blumen-
kulturen nicht zu vollem Bewufstsein kommen lassen."

Es wird erlaubt sein zu fragen, was das heil'sen soll1?
Wir haben gesehen, wie in Darmstadt joder Aussteller

dafs ihm eine prachtvolle Blutbuche einen passenden
Hintergrund für seine Hauptgruppe bot; im Garton von
Gewin war das Häuschen vor eine sehr schöne Trauer-
weide gestellt; Leizhoimer, Koch und Fuchs haben den
Kähmen, den die schönen alten Kastanien der Nachbar-
schaft gewährton, gern zur Steigerung der Wirkung ihrer
Gärton sich zunutze gemacht und auch bei Olbrichs
Farbengärton spielten die Kronen der alten Bäume, welche
über die Mauern lugton, eine bewufst herbeigeführte Rollo.

Daraus jemandem einen Vorwurf zu machen, ist uns
bis jetzt nicht in den Sinn gekommen! Will man es nun
Henkel verübeln, dass er sein Gartenbild unter geschickter
Ausnutzung des vorhandenen Baumbestandes entwickelt
hat? Doch wohl kaum! Dafs er eine Gruppe Bananen
auf dem Rasen seines Gartens angeordnet hat ? Soll das
 
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