Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 8.1906

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Artikel:
Personal-Nachrichten
DOI Artikel:
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20 DIE GARTENKUNST VTTL 1

bestrebungen und daraus ergibt sich auch meine Beurteilung
der Vorführungen Olbrichs.

Ich habe wiederholt gesagt, dal's das Bild, welches der
Orangeriegarten während der Ausstellung bot, ein glänzendes
war, aber recht warm geworden ist mir dabei nicht. Auch
habe ich den Eindruck gehabt, dafs die ganze Ausstellungs-
ariordnung, soweit sie unter Olbrichs Einflufs stand, darauf
zugeschnitten war, die Wirkung der Farbengärten vorzu-
bereiten. Wer die vornehm ruhigen Farbengärten auf der
oberen Terrasse geschaffen hat, dem kann es aber unmöglich
ernst gewesen sein mit der bunten Mosaik unten — oder sie
ist aus Mangel an geeignetem Material nicht so ausgefallen,
wie sie gedacht war, wie ja auch das Teppichbeet am Fufs
der Freitreppe aus diesem Grunde verunglückt war.

Auch die Behandlung der grünen Fläche auf der oberen
Terrasse hat mir nicht recht imponiert; wozu diese Böschungen,
Treppchen, Kämpen u. dergl.'' Es sah fast aus, als habe man
den Boden, der bei der Ausschachtung der Farbengärten sich
ergeben hatte, nicht weit fortschaffen wrollen und ihn des
besseren Aussehens wegen in dieser Weise eingeebnet. Ich
meine, eine glatte ruhige Rasenfläche wäre richtiger gewesen

— oder aber dieser grüne Garten ist überhaupt nicht
fertig geworden, es hat ihm vielleicht die Hauptsache noch
gefehlt. Die gelungene Banknische vor dem mittlem Garten
und die Lauben zu Seiten der Durchgänge zwischen den Gärten
lassen mich vermuten, dal's die Ausstattung des grünen Gartens
mit ähnlicher Architektur noch nicht abgeschlossen war.

Und nun die Farbengärten selbst! Wenn- man die Gärten,
wie sie dalagen, auf sich wirken liel's und .alle anderen Er-
wägungen zurückdrängte, mutete man sie bei ihrer innigen
Vereinigung von Architektur, Plastik und Pflanzenschmuck als
äusserst gelungene künstlerische Leistungen anerkennen. Ge-
wifs enthalten sie in mehr als einer Hinsicht Eigenartigkeiten

— aber das haben sie gemein mit allen Beachtung heischenden
künstlerischen Darbietungen.

Wenn also Herr Professor Olbrich weiter nichts bean-
sprucht, als dal's wir seine Vorführungen eigenartig und
schön und der ganzen Situation glücklich angepai'st finden,
sollen, so werden ihm die meisten das ganz gerne einräumen.

Aber ich kann nicht alle Nebenerwägungen zurückdrängen.
Lediglich um ein an seinem Platze schönes Werk zu schaffen,
hat man sie nicht gemacht. Sie bilden ein Glied in der
Kette der Bestrebungen, die zum Ziele haben, die
landschaftliche Richtung in der Gartenkunst zu
bekämpfen, eine Richtung, die ungeachtet ihrer heutigen
Verflachung Schöpfungen gezeitigt hat, die Anerkennung finden
solange als sie bestehen werden, eine Richtung, der ich mit
Begeisterung anhänge, da sie nach meiner Auffassung im
höheren Grade den Schönheiten, die in der Pflanzenwelt stecken
gerecht wird, als die architektonische Gartengestaltung.

Als glücklich durchgeführte Heispiele architektonischer
Gartengestaltung erkenne also ich die Olbrichschen Farben-
gärten gern und willig an, nicht aber, wenn sie als Lehr-
beispiele für künstlerische Gartengestaltung über-
haupt gelten sollen. Olbrich benutzt, wie auch aus seinem
Vortrag hervorgeht, die Pflanze nur zur Erzielung farbiger
Effekte, er spricht von Crocus, dunkelroten Rosen, Blutbuchen
immer nur unter Betonung ihrer Farbe im Gegensatze zu
anderen Färben und wenn er Form braucht, dann nimmt er
die geometrischen Linien zur Hilfe. Er läl'st die wunderbaren
sonstigen Eigenschaften der Pflanzen ungenutzt. Ein Meister
auf dem Gebiete der Gartenkunst kann aber nur der genannt
werden, der nicht einzelne, sondern alle Eigenschaften des

herrlichen Werkstoffes der Gärten zur Geltung zu bringen weil's
und mit ihrer Hilfe imstande ist, eine Gartenschöpfung um das
Haus herum erstehen zu lassen, deren Reize nur in der Kom-
bination von Bodenfläche und Pflanzung und dem
Himmel darüber beruhen und nach anderen Dingen einen
Wunsch nicht aufkommen lassen. Architekturwerke, Skulp-
turen, Wasserbecken u. dergl. sind sehr willkommene Bereiche-
rungen und wo sie geboten werden, soll man sie niemals
ausschlagen, aber im Grunde genommen müssen sie entbehrt
werden können. Ob Olbrich den Ehrgeiz hat, ein Meister der
Gartenkunst zu werden? He icke.

Personal-Nachrichten.

_

Beehinger, Anton, Schlots Jakobsdorf, ist als Hofgärtner
im Gaibach (Unterfranken), — Dänhardt, Walter, als Garten-
baulehrer am Poniolog. Institut zu Reutlingen angestellt
worden. — Stemmer, Stadtverordneter, I. Vorsitzender des
Arbeitsausschusses der Darmstädter Ausstellung, -- Weigold,
Hofgärtner in Darmstadt, — Dittmann, Hofgärtner in Darm-
stadt haben den hessischen Philippsorden II. Klasse erhalten.
Heyn, L., Inhaber der Firma Conrad Appel, Forst- und Land-
wirtschaftliche Samenhandlung in Darmstadt ist durch Ver-
leihung des Kommerzienrattitels ausgezeichnet. — Eibel, E.,
Universitätsgärtner in Freiburg i. B. ist zum Garteninspektor
ernannt. — Pekete, Jos., Inspektor des Botanischen Gartens
in Budapest, Ehrenmitglied des Ungarischen Landes-Garten-
bauvereins ist nach 40 jähriger Dienstzeit, 63 Jahre alt, ge-
storben. — Töbelmann, G-., Königl. Baurat und Stadtältester.
Charlottenburg und Goethe, R., Königl. Laiidesökonomierat in
Darmstadt, bisheriger erster Vorsitzender, sind zu Ehrenmit-
gliedern des deutschen Pomologenvereins ernannt. — Jauchen,
Fr., Landwirtschaftslehrer, ist zum Direktor der Landwirt-
schaftsschule in Zerbst (Anhalt) ernannt. — Dr. Schander,
Assistent an der Königl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und
Gartenbau in Geisenheim, hat die Leitung der pflanzenphysi-
ologischen Abteilung der Königl. landwirtschaftl. Versuchsanstalt
in Bromberg übernommen. — Strehle, M., ist die Obergärtner-
stelle in Breslau-Südpark übertragen. — Habekost, J., Gross-
herzoglicher Hofgärtner in Rastede ist durch Verleihung des
Verdienstkreuzes l. Klasse ausgezeichnet worden. — Vesely.
Jos., k. k. Hofgartenverwalter in Wien, ist zum Ritter des
Ordens Karls III., — Vogel, Fr. A., k. k. Hofgarteninspektor
in Schönbrunn und Zirg, A., k. k. Hofgartenadjunkt in Wien
sind zu Rittern, — Umlauft, A., k. k. Hofgartendirektor in
Schönbrunn zum Kommandeur des Ordens Isabellas der Katholi-
schen, letzterer mit dem Stern, ernannt worden. — Plohowitz, J.,
wurde an Stelle des verstorbenen A. Bauer Ober-Stadtgärtner
in Wien. — Dr. Wortmann, Professor, Direktor der Geisen-
heimer Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau hat den
roten Adlerorden IV. Klasse erhalten. — Dr. Schenk, Professor
an der Technischen Hochschule und Direktor des Botancisheu
Gartens in Darmstadt erhielt das Ritterkreuz I. Klasse des
hessischen Philippsordens.

Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst.

Neu angemeldete Mitglieder
werden von jetzt ab auf der letzten dem Text vorhergehenden
Umschlagseite aufgeführt.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor H-eicke, Frankfurt a. M. — Verlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11.
Dessauerstrasse 29. — Druck von A.W. Hayn's Erben, Berlin und Potsdam.
 
Annotationen