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Die Gartenkunst — 8.1906

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Trip, Julius: Vortrag über Friedhofsanlagen in kleineren Städten mit Bezug auf einen der Stadt Einbeck überreichten Plan, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0035

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VIII, 2

DIE G ARTENKUNST

25

Wir werden also im wesentlichen, namentlich bezüglich Erwerb von Grabstätten geboten für diejenigen, welche
der Reihengräber, die geometrische Einteilung bis zu einer beim Besuchen der Gräber gern die Einsamkeit aufsuchen
gewissen Grenze, wenn auch in vollständig anderer
Ausstattung beibehalten müssen. Wir können aber
auch überall der landschaftlichen Flächenbehandlung
einen grölseren Spielraum lassen, wenn wir die land-
schaftlichen Partien von der Einrichtung von
Reihengräbern von vornherein ausschlielsen und
in ihnen lediglich ausgiebige und aulserordentlich
vielgestaltige Gelegenheit zur Gruppierung von
Erbbegräbnissen geben. Die Ausdehnung solcher
landschaftlichen Teile auf neuzeitlichen Friedhöfen
wird sich also nach der Nachfrage der Einwohner-
schaft nach mehr oder weniger teuren Erbbegräb-
nissen zu richten haben.

Solchen Anschauungen entsprechend, schien es
mir bei dem Entwurf des Wegenetzes geboten, als
Rückgrat der ganzen Einteilung, nach Mäfsgabe der
Steigungsverhältnisse des Geländes geboten, die
Längsachse diagonal anzuordnen und als breiten reich
gegliederten und durch Terrassenanlagen und
Freitreppen unterbrochenen Hauptweg auszubilden.
Von ihm zweigen sich, gleichfalls in geometrischer
Linienführung, mehrere Querwege ab, welche wieder-
um in architektonisch gestaltete gröfsere oder
kleinere Plätze münden, deren Flächen in ver-
schiedenartigster Weise durch gärtnerische Anlagen
verziert werden. Von ihnen strahlt das weitere
Wegenetz teils regolmäl'sig, teils in landschaft-
lichen Linien aus.

Der mannigfaltigen Flächeneinteilung schliefsen
sich einerseits Erbbegräbnisse an, welche rückseitig
durch verschiedenartige Pflanzung gedeckt sind,
und hinter ihnen, in Grün eingebettet, befinden
sich die gegen die sonst üblichen Abmessungen
viel kleineren und auch verschiedenartiger in ihren
äufseren Umrissen gestalteten Reihengrabflächen.

Die landschaftlichen Partien nun umschliofsen in
einem mehr oder weniger breiten Gürtel ringsum
die regelmäßige Hauptpartie und es ist aus der
Zeichnung ersichtlich, dal's keineswegs eine park-
artige Gestaltung, mit grofsen Rasenbahnen und
sehr lockerer Bepflanzung, beabsichtigt ist, sondern
die waldartig angeordneten Bepflanzungsf'lächen
überwiegen weitaus und zwischen ihnen sind nur
kleine Rasenstreifen verblieben. Nirgends weite
Perspektiven, oder breite Durchblicke, sondern im
Weiterschreiten eine Reihe von kleinen intimen

Einzelbildern, wechselnd in Gröfse, Form ' und Zum Entwarf eines Friedhofes für die Stadt Einbeck.
Ausstattung und darum jede für sich eine eigen- Entw von j Trip Gez von Barth

artige Gelegenheit bildend zur freien Gruppierung
der verschiedenartigsten Grabmonumente auf freiem

Wiesengrund dicht vor dem Hintergrund 'waldiger Partien, wollen und [ungestört der Trauer und dem Gedanken an

Aber nicht nur diese Rasenflächen sollen zur Aufnahme die Lieben, welche sie dort gebettet, nachgehen möchten,

von Grabstätten dienen und dem Geschmack Rechnung Es ist dies ein gewil's vielen willkommenes Moment, welches

tragen, welcher künstlerische Grabdenkmäler den Blicken in die Friedhofseinteilung hineingetragen wurde,
frei und günstig gelegen darbieten will, sondern es ist Die Gehölzpartien worden nach aufsen hin und im

auch innerhalb der waldartigen Partien Gelegenheit zum Verhältnis zu der Gesamtanordnung einen geschlossenen
 
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