Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 8.1906

DOI Artikel:
Der Wettbewerb "Kuranlagen - Wiesbaden"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0040

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30

DIE GARTENKUNST

VIII, 2

Die Aufgabe, welche zu lösen war, war eine besonders
reizvolle, sie hatte auch groi'se Schwierigkeiten. Das Ge-
lände ist schmal und langgestreckt. Das neue Kurhaus
legt sich an der Stirnseite breit vor und verschmälert
die für die Zugänge verbleibenden beiderseitigen Flächen.
Die durch den Kurhausneubau eingeschränkte Fläche der
Konzertterrasse mufste aul Kosten des Teiches vergröfsert
und dieser wiederum, sollte er überhaupt noch wirkungs-
voll bleiben, weiter in den Park hinaus erweitert werden.
Hierbei kommt Terrain in Frage, welches mit zahlreichen
Bäumen bestanden ist, wie überhaupt die Frage der Er-

I. Preis: Der Entwurf „Heilquelle", Gartendirektor

Trip, Hannover.
II. Preis: Der Entwurf „Schlicht", M. Reinhardt u.

A. Schiffer, Düsseldorf.
III. Preis: Der Entwurf „Nemos", Garteninspektor
Jung, Köln.

Zum Ankauf wurden l'olgonde Entwürfe empfohlen:
„Tipp-Topp" —• Victor Goebel, Wien,
„Man zwinge die Natur, Kunst zu üben" — Fr. Kuhn,

Gartentechniker bei der Städt. Gartenverwaltung,

Frankfurt a. M.,

Wettbewerb „Kuranlagen — Wiesbaden".
Der mit dem EL Preise ausgezeichnete Entwurf von M. Reinhardt u. A. Schiffer, Düsseldorf.

haltung des Baumbestandes mit zu den Häuptschwierig- „Nicolaus" - - F. May, im Hause Gebr. Siesmayer,

keiten der Aufgabe gehörte. Sie bilden einen Besitz von Frankfurt a. M.,

unschätzbarem Werte und die geplanten Maßnahmen „Weils mi freut" — Möhl & Schnizlein, München-

muisten daher so disponiert sein, dafs die wortvollen Bogenhausen.

und schönen Bäume erhalten werden können und nur Die prämiierten und angekauften Entwürfe sind in

Rücksichten auf Schaffung schöner Bilder und Erhaltung diesem Hefte abgebildet.

und Verjüngung der Bestände bei der notwendigen Durch- Zur Erläuterung des mit dem I. Preis ausgezeichneten

arbeitung mit der Axt ausschlaggebend zu sein brauchen. Entwurfes heilst es in dem beigefügten Berichte:

Es kann deshalb im grol'sen und ganzen nur eine „Man wird an jede derartige Aufgabe mit gesteigertem
landschaftliche Lösung ernstlich in Frage kommen; denn Verantwortlichkeitsgefühl herangehen und sich vor allem klar
jede architektonische Gestaltung mul's mehr oder minder machen müssen, welches die künstlerischen Grundzüge der ewt-
bedeutende Verluste an Bäumen zur Folge haben. maligen Anlage waren und wie weit sie bei der neuen Ge-
Schwierigkeiten lagen ferner in der Forderung, dafs staltunS nach Maßgabe zwingender Verhältnisse berücksichtigt

die Anlagen zum teil gesperrt werden sollen, ohne dafs
dadurch der Verkehr in den. freibleibenden Teilen behin-

werden können und müssen."

„Man wird von solchen Erwägungen aus Zugeständnisse
machen können, welche zwar vom streng formalen künst-
dert werde. Besonders bei der Wegeführung war so lerischen Standpunkte nicht ganz zu billigen sind, die aber in
manche NnJs zu knacken. Und so hel'se sich noch Berücksichtigung des idealen und geschichtlichen .Momentes
manches anführen. dem neuen Werke den Stempel der Pietät aufdrücken und seinen

Bei der Begutachtung durch die Jury, die am 8. Januar Wert dadurch für das Gemüt wesentlich erhöhen und seine
d. J. zusammentrat und zwei Tage für ihre Arbeit be- ethische Bedeutung vertiefen können."

nötigte, wurden bei der ersten Prüfung 74 Arbeiten sofort Ich habe diese Stelle wörtlich zitiert, weil sie die

ausgeschieden. Von den übrigen gelangten zur l'rämiiorung: Motive erkennen läfst, aus denen der .Entwurf entstanden
 
Annotationen