Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 8.1906

DOI Artikel:
Der Wettbewerb "Kuranlagen - Wiesbaden"
DOI Artikel:
Späth, Hellmut L.: Drei kritische Eichen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0044

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

DIE GARTENKUNST

VI I T, 2

Die Behandlung des Teils an der Südseite ist nicht
übel. Auch durch glückliche Lösungen bei den Verbin-
dungen des Parks mit den angrenzenden Strafsen zeichnet
sich das Jungsche Projekt aus.

Eine sehr ansprechende Behandlung der grofsen Park-
wiesenfläche weifst der Entwurf Tipp-Topp auf; er hat
ferner den Vorzug, die Wegefläehen auf das Mafs dos
Notwendigen zu beschränken. Jedoch halte ich die Grenze
für den reservierten Garten für zu eng gezogen und be-
anstande die Beibehaltung clor grofsen Insel, die ent-
schieden beengend wirkt.

An dem Kuhnschen Entwurf ist die Behandlung der
Terrasse gut. Der Teich ist in sehr ruhigen Uferlinien
gehalten. In der Wegeführung ist einerseits auf jede
irgend entbehrliche Wogestrecke verzichtet, andererseits
auch das Bestreben zu erkennen, die typische Brotzelform
zu vermeiden. Dafs die jetzt bestehende VVegostrecko
hinter der Wandelhalle unterdrückt und der Zugang von
der Sonneborgerstrasse zu dem nicht reservierten Teil
der Anlage erst am Ende der Wandelhalle vorgesehen
ist, wird als ein Fehler bezeichnet. Indessen mufs man,
um das beurteilen zu können, die lokalen Bedürfnisse
genau kennen.

Der Entwurf von May hat in dem hinteren Teile eine
Anzahl entbehrlicher Wege, durch die die Rasenbahnen
unnötig zerschnitten werden. Seine Teichpartio zeigt
ruhige Formen. Nicht recht verständlich ist, warum der
Teich nicht bis dicht an die Terrasse herangeschobon ist.
Es scheint hier wie bei vielen der andern Entwürfe eine
Wendung im Wettbewerbsprogramm, die allerdings nicht
ganz klar ist, den Anlafs gegeben zu haben. Es war
nämlich gesagt, dafs der Ubergang von der Konzertterrasse
zum Teich gärtnerisch auszubilden sei. Ich glaube kaum,
dafs damit gesagt sein sollte, es dürfe der Abschlufs nicht
durch eine Brüstungsmauer herbeigeführt worden. Ein
besonderer Vorzug des Mayschen Entwurfes ist in der
Ausbildung der an. den beiden Längsseiten des Teiches
entlang führenden Wege zu breiten mit Alleen bepflanzten
Promenaden zu erblicken.

Mühl und Schnizlein haben den Teich in gewisser
Hinsicht ähnlich ausgebildet, wie Reinhardt und Schiffer,
nur haben sie die linke (südliche) Hälfte landschaftlich
behandelt. Während die in der Längsrichtung verlaufen-
den Wege im allgemeinen befriedigen, scheint mir die
Anordnung der Querverbindungen nicht besonders gut.
Auch ist die Mittelsicht nicht offen gehalten.

Von den übrigen Entwürfen verdienen natürlich noch
eine gewisse Anzahl Beachtung, aber es kann nicht auf
alles näher eingegangen werden. Erwähnt sei, dafs ein
architektonisch gehaltener Entwurf („Kunst und Natur")
den Teich in strengen Linien formt, aber davon absieht,
die Längsachse senkrecht auf die Kurhausmitte zu führen.
Das ist auch garnicht nötig. Bei guten älteren Anlagen
findet man ein solches durch die Vorhältnisse gebotenes
Abweichen von der strengen Regelmässigkeit nicht selten
und doch befriedigen derartige Lösungen.

Die Entwürfe „Jörn Uhl", „Nussknacker", „Entweder-
Oder" und noch einige andere treten aus der grofsen

Zahl der ürigen hervor und haben fesselnde Einzelheiten
aufzuweisen.

Der Entwurf „Gartenkultur" fällt besonders auf, offen-
bar von einem „Uber"modernen herrührend. Die Teich-
anlage hat die Gestalt eines an beiden Enden abgestumpf-
ten Ovals. Die Längsachse steht auf der des Kurhauses
senkrocht. Die Woge des Parkes laufen strahlenförmig
in gerader Richtung auf das Gustav Freytag-Denkmal zu.
Der Parkteil zwischen Teichanlago, Kurhaus und Paulinen-
strasse ist als Gärtchen mit geschnittenen Hecken gedacht.
Der Baumbestand beeinflufst den Verfasser nicht in seinen
Plänen; denn „die Bäume, welche bei der Neuanlage in
den Wegen stehen, werden in die Grasflächen versetzt".
Ganz einfach! In seiner Einleitung zum Erläuterungs-
bericht sagt er: „Bei meinem Projekte, das ich nach den
einzig richtigen Grundsätzen der modernen Schule des
Gartenbaues ausarbeitete, war der Gedanke maßgebend,
bei einem durch Menschenhand geschaffenen Werk nicht
in die schlechte Gewohnheit der Naturnaehahmung zu
vorfallen. Wenn man einen Garten baut, soll man eben
zeigen, dafs es menschliche Formen sind usw. Der
beste Mensch ist zu schwach, Gottes Werk nachzuahmen."
Dafs er auch noch zu andern Dingen zu schwach sein
kann, zeigt der Verfassordioses Entwurfes. Besonders charak-
teristisch ist sein Kostonanschlag. Nachdem er für Bänke,
Abschlufsgitter, Pergola, Lauben, Bootshaus, Brunnen pp.
summarisch in 5 Positionen Sa. 23000 — 25000 Mk. aus-
geworfen hat, sagt er: Nicht in Anschlag genommen sind
die Kosten der gärtnerischen Arbeiten, da die ortsüblichen
Preise für gärtnerische und Erdarbeiten leider nicht be-
kannt sind. —

Ein anderer ebenfalls durch Modernität auffallender
Entwurf (Motto: „Zukunft") erfordert nach dem Vor-
anschlage 508733 Mk., darunter allein für 33470 kbm.
Bodenbewegung 46858 Mk., Stützmauern 446760 Mk.
usw. In Wiesbaden rechnet man damit, dafs die
ganze Umgestaltung für 400 — 450000 Mk. bewerkstelligt
werden kann. Der Entwurf erinnert in seiner ganzen
Formgebung stark an den Darmstädter Orangeriegarten.
Auch die Vorficbo für starke Verwendung von Blut-
buchen, die der Verfasser bekundet, ist offenbar von Pro-
fessor Olbrich entlehnt.

Im allgemeinen schliefson die Kostenberechnungen,
welche den Entwürfen beigegeben sind, mit Beträgen um
450000 Mk,, einige höher, einige niedriger, sodafs an-
genommen werden kann, dafs sich bei malsvollen An-
sprüchen für diesen Botrag die Lmgestaltung, zu der der
Wettbewerb Ideen bringen sollte, sich bewerkstelligen läfst.

H e i c k e.

Gehölze.

Drei kritische Eichen.

Die iiiteste dieser drei ist die bereits von Willdenow
1809 beschriebene Quercus Turnen, zu der das auf der bei-
folgenden Abbildung rechts stehende Blatt gehört. (Diese
Abbildung zeigt Durchschnittsblätter von Kurztrieben und
 
Annotationen