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Die Gartenkunst — 8.1906

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Späth, Hellmut L.: Drei kritische Eichen
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0045

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Vtll, 2

DIE GARTENKUNST

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35

Quercus Quercus Quercus

Pseudoturneri. Aizoon. Turnen.

ist jetzt (im November) mit frischen Blättern durch Natur-
selbstdruck hergestellt worden). Die hiesigen Pflanzen der
Qu. Turneri sind Abkömmlinge einer bis noch vor einigen
Jahren im Wiuterhausedes alten Berliner botanischen Gartens
befindlichen grofsen, alten Pflanze, die aus Willdenows Zeit
stammen sollte und deren Echtheit jedenfalls durch Vergleich
mit Willdenows Herbarexemplaren festgestellt worden ist.

Vielfach als Qu. Turneri W. angesprochen worden ist bis
in die. neueste Zeit die durch das mittlere Blatt repräsentierte
Eiche unbekannten Ursprungs, welche ich unter den Garten-
namen. „Qu. Cerris austriaca sempervirens, austriaca semper-
virens, austriaca hybrida und sclerophylla erhielt und welche
neuerdings von Prof. Koehne Qu. Aizoon benannt wurde.

Ebenso wurde die durch das linksstehende Blatt darge-
stellte Eiche, Qu. Pseudoturneri hört. Veitch noch vor
kurzem von ihrem Verbreiter für Qu. Turnen erklärt, während
er sie früher fälschlich mit Qu. Pseudosuber Santi identi-
fizieren wollte.

Nun zeigen wohl die abgebildeten Kurztriebblatter, dal's
schon in den Unirissen erhebliche Unterschiede vorhanden sind,
und zur Ergänzung wolle man die nachstehenden, jetzt nach
Novemberblättern gemachten kurzen Beschreibungen ver-
gleichen.

1. Qu. Turneri: Jahrestriebe kahl oder fast so. Blatt-
stiel und der untere Teil der Mittelrippe unterseits dicht
zottig, der übrige Teil der Kippen in geringerem
Grade zottig behaart. Blattfläche unterseits zer-
streut und verloren kurz sterrihaarig. Blattober-
seite kahl. Farbe des Blattstiels und der Bippen blafs
grünlichgelb.

2. Qu. Aizoon: Jahrestriebe zottig behaart. Blätter
der Langtriebe bis 15 cm lang. Blattstiel und der untere
Teil der Mittelrippe unterseits dicht zottig, der übrige
Teil der Hippen weniger zottig behaart. Die unter-
seitige Blattfläche zeigt sich unter der Lupe mit kurzen
Sternhaaren dicht besetzt. Blattoberseitc kahl,
Farbe des Blattstiels und der Hippen gelb.

3. Qu. Pseudoturneri: Jahrestriebo kahl. Blätter der
Langtriebe bis 14 cm lang. Blattstiel kahl oder mit
nur unter der Lupe sichtbaren, vereinzelten Spuren von
Behaarung: .Kippen kahl. Blattfläche unterseits kahl
ohne Sternhaare. Blattobcrseite kahl. Farbe des
Blattstiels und der Rippen lebhaft gelb.

Über die Benennung der Qu, Aizoon und Pseudoturneri
ist noch hinzuzufügen, dal's leider C. K. Schneider, Wien, in
der im Sommer 1904 erschienenen zweiten Lieferung seines
[llustr. Handb. d. Laubholzkunde, darauf fufsend, dal's die Qu.
Pseudoturneri bort. Veitch „rite" nirgends beschrieben sei,
(was endgültig noch nicht feststeht) sich veranlafst gesehen
hat, diesen letzteren Namen für die bisherige Qu. (,'erris
austriaca sempervirens in Anwendung zu bringen. Da eine solche
Nichtberücksichtigung verbreiteter Gartennamen (bereits seit
1896 steht Qu. Pseudoturneri hört. Veitch mit kurzer
Charakteristik in meinem Katalog) zu unliebsamen Verwechse-
lungen in der Praxis führen mufs, so hat Prof. Koehne unter
Hinweis auf diesen Mil'sstand, in der Gartenflora 1904 S. 667
für die Qu. Cerris austriaca sempervirens einen neuen Namen,
nämlich „Qu. Aizoon" vorgeschlagen, dessen Anwendung, so
lange seine Nichtberechtigung nicht einwandfrei nachgewiesen
ist, sich empfehlen dürfte. L. Späth.

Verschiedenes.

Kaiser Wilhelmpark-Düsseldorf. Der am 1. September
vorigen Jahres zum Austrag gekommene engere Wettbewerb
zur Erlangung von Entwürfen für den auf dem Gelände der Aus-
stellung des Jahres 1904 anzulegenden Park, aus dem bekanntlich
Finken-Köln, Hoemann-Düsseldorf undSiesmayer-Frankfurta. M.,
mit gleichen Preisen ausgezeichnet, als Sieger hervorgingen,
hatte keinen Entwurf gebracht, der den Wünschen der Düssel-
dorfer Stadtverwaltung nach jeder Richtung hin entsprochen
hätte.

Man hat daher einen neuen Entwurf aufgestellt, der unter
Mitwirkung Hoemanns zustande gekommen und von der Düssel-
dorfer Stadtverordnetenversammlung am 3. Januar zur Aus-
führimg angenommen worden ist. In diesem Entwurf sind
brauchbare Ideen aus allen drei prämiierten Plänen verwertet.
Dabei hat man aber in glücklicher Weise zu vermeiden gewul'st,
dal's die Sache den Eindruck des Zusammengestoppelten, um
nicht zu sagen des Zusammengeborgten, macht, wie es bei
anderen auf solchem Wege zustande gekommenen Entwürfen
in der Regel der Fall ist. Im Gegenteil, das Ganze ist von ein-
heitlicher G rcl'szügigkeit und wir stehen nicht an, es als einen
Entwurf zu bezeichnen, zu dem man die Stadt Düsseldorf be-
glückwünschen kann. Hoffentlich kommt er ohne nachträgliche
„Verbesserungen" zur Ausführung.

Aber nicht nur für die Stadt Düsseldorf ist die Sache von
Bedeutung. Auch im Streit der Meinungen, der gegenwärtig
auf dem Gebiete der Gartenkunst ausgefochten wird, darf das
Zustandekommen dieses Projektes als hochbedeutsam begrflfst
werden. Es ist unzweifelhaft geeignet, die Position derjenigen
zu stützen, die der landschaftlichen Gartengestaltung das Wort
reden, und wir hegen die Uberzeugung, dal's es auch denen
unter den Verfechtern des architektonischen Prinzips Aner-
kennung abnötigen wird, die sich Unbefangenheit des Urteils
zu wahren gewul'st haben.

Wir werden in Kürze auf das Projekt und seine Einzel-
heit zurückkommen und beschränken uns deshalb für jetzt
darauf, zu betonen, dal's alle die Abgeschmacktheiten und Klein-
lichkeiten, die man der „Landschaftsgärtnerei" so gern zum Vor-
wurf macht, hier vermieden sind. Kein Schlängelweg durch-
schneidet die Fläche, dem man Willkürlichkeit in seinem Ver-
lauf nachsagen könnte, jede überflüssige Zerstückelung durch
entbehrliche Wege ist unterblieben, grol'se Rasenbahnen mit
kräftig ausgebildeten Gehölzpartien geben dem Ganzen Charakter
 
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