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DIE GARTENKUNST
VIII, 3
beitragen werden, die Legendenbildung zu zerstören, dafs mit habereien huldigen konnte. In der ersten Zeit waren es
unserer Bewegung die Wiederaufnahme nur eines anderen schlichte Winzerhäuschen u. dergl., die sich die Kardinäle
historischen Stils angestrebt werden sollte. Wenn ich auch bei j„ apostolischer Bescheidenheit für ihre Bedürfnisse während
meinen eigenen Bauten die heimischen Traditionen nirgends deg Landaufenthaltes einrichteten. In der Folge ent-
verleugnen möchte, so handelt es sich bei ihnen doch auch , , • .. ..... .
* ' •_ . -,T , . , . , ,. standen dann ieno prachtigen, feinsinnig ausgestatteten
um nichts weniger als Kopien. Und wenn mich jemand Iragt,
in welchem Stil denn nun gebaut werden sollte, so antworte
Landsitze, die in ihrer rostlosen Voreinigung von Archi-
ich "mit" Avenärins:"im" Sachstil; "den ' hatte "jede künstlerisch toktur' Skulptur und Gartenkunst typisch für die italienische
bauende Zeit angestrebt." Renaissance sind.
Vfflad'Este Berliner
bei Tivoli. In__,____ Stadtplätze.
der ,,Zeit- Über Berliner
schrift für bil- Stadtplätze
dende Kunst" plaudert in
(Verl. E. A. der „Berliner
Seemann, ^^^^■^shb Architektur-
Leipzig), Heft I weit" (Verlag
3, Dezember von Ernst
1905, be- |fefeM^,^y^^'^aa£^.?>A¥? 1 ^^^^^^te^^Ä^ä^^^ Wasmuth,
spricht Dr. B. i : '^B Berlin) Max
Patzak die SBgwB^I^^I^I^^^^^^^^' ^^fej'\VroS^^EWsB^B!^B^^Bl Osborn. Er
Villa d'Estein -vl^-f* ^TiK^i | fällt ein recht
einem länge- ***, r ' «J . vernichtendes
ren Aufsatz Jmd Urteil über die
. . ■^^m^^^m'''' Leistungen
\ mit Recht, ■ "^^''V'^'i^-;,'^:, ' ' 'äm£i der neuzeit-
dal's so gut 41 i '"^jjH liehen Städte-
wie gar nichts i i,.m,.r m |„.
geschehe, um HH zug auf die
sie vor dein |pp»**- Gestaltung
Verfalle zu \ '-. t! üfe^^S der Stadt-
bewahren; r f . ^^mM platze in den
„auch das ' } sj, \ modernen
östorreichi- ^B^^f^^rlF^.^ffl'' '^^^^^^^^^^^^BIbHB Stadtteilen,
sehe Kaiser- | ^*w*lW.v- «j m ^"^^P^^^I^^K^i^äffiP „Nirgends
haus,"sagter, I^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^Mfl ^ der trau_
„scheint sich j ,.j0.e Geeensatz
• , , , Wilhelmshöhe, Blick vom Schlots nach den Kaskaden. ° ,6
gar nicht bo- zwischen der
willst zu sein, reifen Städte-
weiches für die Kunstgeschichte hochwichtige Kleinod sich in kunst der Vergangenheit und jdem geringen Talent unserer Zeit
seinem Besitz befindet." Die Tatsache, dafs so wenig zur Er- fiir tliese Kunst deutlicher hervor als bei solchenTlatzfragen."
haltung der Villa und ihrer klassischen Anlagen geschieht, ist Besonders Berlin, das ehedem eine reizvolle Stadt ge-
um so bedauerlicher, alsbereits andere der berühmten Renais- wesen, liefert nach ihm hierfür viele Beispiele. Am
sanco-VillenumRom herum derSpekulationzumOpfergefallen meisten geschadet habe die Unsicherheit und barbarische
sind, wie Villa Ludovici und VillaNegroni. Patzak will den be- Ungenügsamkeit in der „Ausschmückung", mit der man
scheidonen Versuch machon, ein Bild aus der Glanzperiode gute alte Plätze im Laufe der Zeit beglückt habe. Unser
dieses herrlichen Musensitzes zu entwerfen, wobei er die leise Interesse erregt dabei besonders, was er über die Schmuck-
Hoffnung nicht, aufgeben will, die besondere und allgemeine platze sagt. Grundbedingung sei auch hier, dafs dem
Aufmerksamkeit und Teilnahme für dieses köstliche Villen- Platzcharakter Rechnung getragen werde, dafs der Platz
paradies zu wecken und zu beleben. Dafs ihm dies ge- eine frei in sich geschlossene Fläche sei.
Hilgen möge, kann nur allgemein gewünscht worden. „Die Ausschmückung städtischer Plätze mit Gartenanlagen
Er bespricht in seinem Aufsatz, der bei der Bedeutung kann deshalb nicht vorsichtig genug gehandhabt werden,
der Villa in der Geschichte der Gartenkunst gerade heute Theoretisch ist sie wohl überhaupt abzulehnen, und die staat-
besonders zeitgemäi's ist, die allgemeine Entwicklung der lichen und städtischen Behörden, die darauf verzichten, wissen
„;-w,;„„u„„ ir„ i ku • j- j «n *„ i r nt'^i wohl, warum sie es tun. Indessen wird man sich hier keinem
römischen Verhältnisse, die dazu führte, dals es zur Ent- , . , „ , .
„ j... .... .... , .... , dogmatischen Furitanertum hingeben. Wenn man darauf hin-
taltung fürstlicher „Magnmcenz" gehörte, neben dem Pa- ;\ .* 'W' V vi* j • v , tvt ■
... , . weist, dals wir in Deutschland immerhin andere Neigungen
laste in der Stadt ein Landhaus zu haben, wo man, haben ais die Romanen, dafs die immer gröfser werdende Stadt
„proeul negotns" dem nervenzerrüttenden Grofsstadtgetriebo die Bewohner ihrer Innenviertel immer weiter von jeder Be-
entrückt, gelehrten Studien und schöngeistigen Lieb- rührung mit der Natur abgeschnitten hat und dafs ein Genufs
DIE GARTENKUNST
VIII, 3
beitragen werden, die Legendenbildung zu zerstören, dafs mit habereien huldigen konnte. In der ersten Zeit waren es
unserer Bewegung die Wiederaufnahme nur eines anderen schlichte Winzerhäuschen u. dergl., die sich die Kardinäle
historischen Stils angestrebt werden sollte. Wenn ich auch bei j„ apostolischer Bescheidenheit für ihre Bedürfnisse während
meinen eigenen Bauten die heimischen Traditionen nirgends deg Landaufenthaltes einrichteten. In der Folge ent-
verleugnen möchte, so handelt es sich bei ihnen doch auch , , • .. ..... .
* ' •_ . -,T , . , . , ,. standen dann ieno prachtigen, feinsinnig ausgestatteten
um nichts weniger als Kopien. Und wenn mich jemand Iragt,
in welchem Stil denn nun gebaut werden sollte, so antworte
Landsitze, die in ihrer rostlosen Voreinigung von Archi-
ich "mit" Avenärins:"im" Sachstil; "den ' hatte "jede künstlerisch toktur' Skulptur und Gartenkunst typisch für die italienische
bauende Zeit angestrebt." Renaissance sind.
Vfflad'Este Berliner
bei Tivoli. In__,____ Stadtplätze.
der ,,Zeit- Über Berliner
schrift für bil- Stadtplätze
dende Kunst" plaudert in
(Verl. E. A. der „Berliner
Seemann, ^^^^■^shb Architektur-
Leipzig), Heft I weit" (Verlag
3, Dezember von Ernst
1905, be- |fefeM^,^y^^'^aa£^.?>A¥? 1 ^^^^^^te^^Ä^ä^^^ Wasmuth,
spricht Dr. B. i : '^B Berlin) Max
Patzak die SBgwB^I^^I^I^^^^^^^^' ^^fej'\VroS^^EWsB^B!^B^^Bl Osborn. Er
Villa d'Estein -vl^-f* ^TiK^i | fällt ein recht
einem länge- ***, r ' «J . vernichtendes
ren Aufsatz Jmd Urteil über die
. . ■^^m^^^m'''' Leistungen
\ mit Recht, ■ "^^''V'^'i^-;,'^:, ' ' 'äm£i der neuzeit-
dal's so gut 41 i '"^jjH liehen Städte-
wie gar nichts i i,.m,.r m |„.
geschehe, um HH zug auf die
sie vor dein |pp»**- Gestaltung
Verfalle zu \ '-. t! üfe^^S der Stadt-
bewahren; r f . ^^mM platze in den
„auch das ' } sj, \ modernen
östorreichi- ^B^^f^^rlF^.^ffl'' '^^^^^^^^^^^^BIbHB Stadtteilen,
sehe Kaiser- | ^*w*lW.v- «j m ^"^^P^^^I^^K^i^äffiP „Nirgends
haus,"sagter, I^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^Mfl ^ der trau_
„scheint sich j ,.j0.e Geeensatz
• , , , Wilhelmshöhe, Blick vom Schlots nach den Kaskaden. ° ,6
gar nicht bo- zwischen der
willst zu sein, reifen Städte-
weiches für die Kunstgeschichte hochwichtige Kleinod sich in kunst der Vergangenheit und jdem geringen Talent unserer Zeit
seinem Besitz befindet." Die Tatsache, dafs so wenig zur Er- fiir tliese Kunst deutlicher hervor als bei solchenTlatzfragen."
haltung der Villa und ihrer klassischen Anlagen geschieht, ist Besonders Berlin, das ehedem eine reizvolle Stadt ge-
um so bedauerlicher, alsbereits andere der berühmten Renais- wesen, liefert nach ihm hierfür viele Beispiele. Am
sanco-VillenumRom herum derSpekulationzumOpfergefallen meisten geschadet habe die Unsicherheit und barbarische
sind, wie Villa Ludovici und VillaNegroni. Patzak will den be- Ungenügsamkeit in der „Ausschmückung", mit der man
scheidonen Versuch machon, ein Bild aus der Glanzperiode gute alte Plätze im Laufe der Zeit beglückt habe. Unser
dieses herrlichen Musensitzes zu entwerfen, wobei er die leise Interesse erregt dabei besonders, was er über die Schmuck-
Hoffnung nicht, aufgeben will, die besondere und allgemeine platze sagt. Grundbedingung sei auch hier, dafs dem
Aufmerksamkeit und Teilnahme für dieses köstliche Villen- Platzcharakter Rechnung getragen werde, dafs der Platz
paradies zu wecken und zu beleben. Dafs ihm dies ge- eine frei in sich geschlossene Fläche sei.
Hilgen möge, kann nur allgemein gewünscht worden. „Die Ausschmückung städtischer Plätze mit Gartenanlagen
Er bespricht in seinem Aufsatz, der bei der Bedeutung kann deshalb nicht vorsichtig genug gehandhabt werden,
der Villa in der Geschichte der Gartenkunst gerade heute Theoretisch ist sie wohl überhaupt abzulehnen, und die staat-
besonders zeitgemäi's ist, die allgemeine Entwicklung der lichen und städtischen Behörden, die darauf verzichten, wissen
„;-w,;„„u„„ ir„ i ku • j- j «n *„ i r nt'^i wohl, warum sie es tun. Indessen wird man sich hier keinem
römischen Verhältnisse, die dazu führte, dals es zur Ent- , . , „ , .
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taltung fürstlicher „Magnmcenz" gehörte, neben dem Pa- ;\ .* 'W' V vi* j • v , tvt ■
... , . weist, dals wir in Deutschland immerhin andere Neigungen
laste in der Stadt ein Landhaus zu haben, wo man, haben ais die Romanen, dafs die immer gröfser werdende Stadt
„proeul negotns" dem nervenzerrüttenden Grofsstadtgetriebo die Bewohner ihrer Innenviertel immer weiter von jeder Be-
entrückt, gelehrten Studien und schöngeistigen Lieb- rührung mit der Natur abgeschnitten hat und dafs ein Genufs