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Die Gartenkunst — 8.1906

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Verschiedene Mitteilungen, Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0061

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VIII, 3

DIE GARTENKUNST

51

von Baumgrün, Rasen und Blumenbuntheit inmitten der Stein-
haufen angenehm und notwendig sei, so läfst sich dagegen
nicht viel einwenden, auch wenn man feststellt, dafs nur
wenige Vorübereilende sich wirklich die Mul'se nehmen, einen
raschen Blick auf die Pflanzenwelt zu werfen. Aber wenn man auf
Grund solcher Erwägungen zu Gartenanlagen schreitet, so ist es
doch unabweisbar, denUharakter des Platzes dabei zu respektieren.
Basen, Blumenbeete, niedrige Sträucher, welche die Erscheinung
der Eläche nicht aufheben, sollen willkommen sein; auch Raum-
reihen, die am Bande die Begrenzungslinien nachziehen und
zugleich im Sommer ein wenig Schatten spenden. Aber zu
vermeiden ist das hohe Strauch- und Buschwerk, das auf den
Berliner Plätzen eine leider so grol'se Bolle spielt, zu ver-
meiden in der Begel auch Baumpflanzungen in der Mitte. Das
alles zerreifst die Eläche, indem es sie in Höhen und Tiefen
zerlegt."

Wir haben diesen Abschnitt dem lesenswerten Aufsatz,
deswegen wörtlich entnommen, weil er sehr viel Wahres
enthält und gerade diejenigen Regeln betont, gegen die
bei den meisten mit Gartenahlägeri ausgestatteten Plätzen
— nicht nur inBerlin — sehr häufig gröblich verstol'son wird.

Osborn unterwirft dann eine Reihe von Berliner Schmuck-
plätzen einer Kritik; er prüft den Lustgarten, den Schlol's-
platz, den Opernplatz und andere. Am Opernplatz mil's-
fällt ihm „der kleine Hügel für das Denkmal der Kaiserin
Augusta und der völlig ungehörige Gartenschmuck, die
die Platzwirkung total ruinieren'', am Gensdarmenmarkt
die Anordnung des Schillerdenkmals. Dafs man es vor
die schöne Schinkelsche Freitreppe des Schauspielhauses
gesetzt habe, sei „ein literarischer, aber kein künstlerischer
Gedanke". Ganz verfehlt findet er die dortige Garten-
anlage: „Es ist ein botanischer Garten dort aus dorn
Boden gezaubert, den man so schnell als möglich seinem
grol'sen Bruder nach Dahlem nachschicken sollte."

Auch den Dönhoffsplatz, den Nollendorfplatz, den
Viktoria Louiseplatz kritisiert er abfällig und tadelt neben
den Pflanzungen besonders die Reifsbrettkunst der Wege-
anlagen. Hinsichtlich dos letzgenannten Platzes wird
mancher anderer Ansicht sein. Man mag über seine
Säulenarchitektur denken, wie man will, mul's aber doch
zugeben, dafs der Platz eben durch die Anordnung der
Pflanzungen erst als Platz wirkt, während er früher dank
der Einmündung der vielen Stral'sen nicht anders als eine
erweiterte Strafsonkreuzung wirkte.

Der Lützowplatz mit seinen grol'sen freien Rasen-
flächen wird von 0. gelobt, der Pariscrplatz als ein
Muster künstlerischer Gestaltung bezeichnet.

„Die Harmonie seiner meist alten Häuser, seine vornehme
Geschlossenheit, die vorbildlichen gärtnerischen Anlagen mit
den einfachen Springbrunnen, die freie Mittelfläche, das alles
schliefst sich zu einem herrlichen Eindruck zusammen."

Auch der Leipziger Platz findet den Beifall des Ver-
fassers, nicht so derßelleallianceplatz, arn wenigsten aber der
Königsplatz, „das Musterbeispiel der Verkehrtheiten
einer nach Zeichnung auf dem Papier und nicht
nach lebendigem künstlerischem Gefühl ent-
worfenen Anlage." Stimmt leider nur zu sehr! Ob
jemals etwas daran gebessert wird? II.

Schnitze-Naumburgs Landhaus. Auf einen interessanten
Artikel in der „Dekorativen Kunst" (Oktoberhett 1905)
.*

sei zunächst hingewiesen. Paul Schultze-Naumburg
bespricht an der Hand von 31 ausgezeichneten Photos
sein Landhaus in Saaleck. Wenn auch die in Terrassen
gegliederte Anlage noch zu jung ist, um so recht das
zu zeigen, was der Schöpfer anstrebte, so ist doch der
Artikel schon deshalb lesenswert, weil in sehr anschau-
licher Weise die Art der Entstehung der ganzen Anlage
dargelogt wird.

Nordwestdeutsche Kunstausstellung in Oldenburg.

Von Interesse für uns ist auch das Novemberheft der
gleichen Zeitschrift, worin wir Abbildungen der architekto-
nischen Anlagen der nordwestdoutschen Kunstausstellung
in (»Idenburg finden, welche Peter Behrens geschaffen
hat. Wir lernen daraus diesen der Gartenkunst so nahe
stehenden Künstler wieder in seiner Eigenart kennen.
Die rein gärtnerischen Anlagen sind wohl nicht sehr
hervortretend, aber — soweit man es an den Photos be-
urteilen kann — wieder sehr intim gestaltet und anregend
für alle, die sich mit der Lösung ähnlicher Fragen zu be-
schäftigen haben.

Moderner und alter Gärtenschmuck. In der Wiener
Zeitschrift „Kunst und Kunsthandwerk" (Heft 7 u. S,
1905) finde ich einen Artikel von Hartwig Fischöl
über „Moderner und alter Gartonschmuck". Es ist darin
hauptsächlich von englischen Verhältnissen die Rode, und
die Motive, die uns da aus englischen Gärton vorgeführt
worden (englisches Taubenhaus, englische Sonnenuhr, eng-
lisches Parktor, sowie die antikisierenden Gartenpavillons aus
dem Anfang des XIX. Jahrhunderts) sind kaum von mehr als
historischem Interesse. Einzig 2 Bildchen, welche moderne
englische Gartenhäuschen darstellen, könnten manchen
unserer deutschen Fabrikanten anregen, über den Wider-
sinn ihrer Lauben. Pavillons usw., die sie zu konstruieren
pflegen, nachzudenken. Der Text ist in mancher Hinsicht
recht interessant, und da Fischel augenscheinlich nur von
kleinen Gartenanlagen, den Gärten im engeren Sinne,
spricht, kann man ihm in der Forderung architektonischer
Gestaltung und der Verurteilung landschaftlicher Motive
fast durchgehonds beistimmen. Indes atmet doch aus
seinen Zeilen eine für fast alle, die über Gartonarchitektur
schreiben, so bezeichnende Verständnislosigkeit dessen, was
wir heute in der landschaftlichen Anlage eigentlich an-
streben. C. K. S.

Verschiedene Mitteilungen, Wettbewerbe.

Landschaftliche Friedhöfe. [Jnter dieser Überschrift
ist uns mit der Bitte um Veröffentlichung eine Einsendung
von Herrn Friedhofsinspektor Mönch, Leipzig, zugegangen, die
sich gegen die kritischen Betrachtungen in No. 5 der Garten-
kunst von 1905 von Hannig wendet, und im wesentlichen
folgenden Wortlaut hat:

„Wir sind seit ungefähr 15 Jahren mit Artikeln über land-
schaftliche Friedhöfe zur Genüge versorgt worden; in früheren
Jahren habe ich alle mit Interesse gelesen und ich habe auch
die schönen Gedanken über Friedhöfe unseres verehrten Alt-
meisters Uordes gern aufgenommen.
 
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