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Die Gartenkunst — 8.1906

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Roeß, Georg Richard: Der Wormser Rosengarten
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Aufforderung an deutsche Künstler behufs Einsendung von Vorschlägen zur Anlage eines Rosengartens zu Worms
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0066

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56

DIE GARTENKUNST

VIII, 4

alterlichen Sage nicht in all der vielbesungenen Schönhoits-
und Rosenfülle der Lieder neugeschaffen heraufsteigen
können in alter Pracht. Es wird die jetzige Welt, die
mit natürlichen Mühen und Mitteln rechnen mufs, die
rosentrunkene Märchenwelt der Sage nicht in jener ganzen
sommerprachtüppigen Herrlichkeit hervorzaubern können.
Unser Rosengarten wird uns bescheidener erwachsen, eine
schlichte Dornröschenweckung einer alten Sage: eine rosen-
duftige Erinnerungsbelebung des Rosengartenlieds.

Das ist die gedankenliche Grundlage, die mit innigen
Zutaten und Zusätzen näher zu belichten, mir noch ge-
stattet sein mag.

Es handelt sich also wohl ganz selbstverständlich bei
der also geartet ausgedachten Erinnerungsbelebung einer
der poesieumwobensten Stätten altdeutscher Heldensagen,
deren vielbesungener Märchenblütonzauber eben in ihrer
märchenhaftreichen, uferlosen Rosonfülle wurzelte, und
deren zauberhaft üppig aufquellender Pracht, der Er-
innerungsbelobung eines sagenumrankten, phantastischen,
alten Märchenrosengartons also, — es handelt sich dabei
wohl selbstverständlich nicht um die regel- und schul-
gerechte Schaffung einer der herkömmlichen städtischen
— sagen wir einmal: Parkanlagen mit Bosketts, in Reihen
aufgerückten Rosenstöcken, Rasenplätzen, wohlabgezirkelten
Blumenbeeten und Rabatten: Nein — dieses Erinnerungs-
bild, dem alten, sagenhaften (üppigste Wildnis, Fülle und
Farbenpracht!) möglichst nahekommend, soll eben in der
angedeuteten, scheinbar wildwuchernden und wirrenden
Rosenfülle und dem Rosonreichtum, seiner Farbenpracht
und Verteilung auf das Vorhandene, mit einem Wort: in
seinem großen, malerischen Gesamt- und Ganzeindruck
bestohen. Er soll den Hauptwirkungszauber dieser ge-
dachten, großzügigen Rosenüborflutung bilden, die ihre
rotbronnondon Farben wollen über die ganze Stätte
schwemmen und sozusagen den ganzen alten Baumbestand
in einen grol'sen, rotflammendenRosenpurpurmantol schlagen
soll: „Es blüht an allen Enden!"

Das ist der gedachte Wormser Rosengarten. Ist das
zu schaffen, und wer schafft uns das? Die fachmännisch
näheren Bedingungen mit Bepflanzungsplänen der vor-
handenen) wäldchenartigon, mit hohen, alten Bäumen be-
standenen und von weiten Rasenflächen durchschnittenen
Anlage, die zur Benutzung kommen soll, wurden von
Konrad Fischer den Bewerbern zugestellt. I >ie Anlage-
koston sollten keine Rolle spielen. Es sollte nach dieser
Richtung hin dem Schöpfergeiste unserer Rosengarten-
künstler keine Schranken aufgerichtet werden. Eingegangen
sind siebenundvierzig Einsendungen, über die ein Preis-
gericht entschied. Sie werden in diesen Blättern im Bilde
gebracht und von berufener Seite beleuchtet und besprochen
werden. Vom zwanzigsten bis dreifsigsten März wird sie
eine Ausstellung im Freiherrn Max von Heyischen Haus
zu Worms auch weitesten Kreisen dann zugänglich machen.

Das wären bis heute Gedanken und Stand der Wormser
Rosengartenarbeit. Es wird wohl noch manche Rhein-
welle zu Tale fliefsen, ehe ihre allerersten Rosen draufsen
sprossen werden im alten Hag beim Rhein. Tapfere Arbeit

und tüchtiges Mühen wird es koston, gleich dem Recken-
kampf im Rosengarten Ii ed.

Eines aber steht jetzt schon fest: Der deutschen
Gartenkunst wird eine Aufgabe und Arbeit zugeteilt, aus
deren glücklicher Vollendung ihr selbst die allerunver-
gänglichsten Rosen wachsen werden. Ein neuer Rosen-
kranz zum alten Ruf und Ruhme.

„Dem dunklen Schob der heü'gen Erde
Vertrauen wir der Hände Saat. . ."

Mögen aus ihr uns kosen erwachsen. Ihr erster
Kranz gehört der Gartenkunst.

Worms, 1906. Georg Richard Roel's.

Aufforderung an deutsche Künstler
behufs Einsendung von Vorschlägen zur Anlage
eines Rosengartens zu Worms.

(Programm des Wettbewerbs.)
In Worms, der alten Nibelungenstadt, soll der sagen-
haften Vergangenheit ein Denkmal gesetzt werden, doch
nicht in Stein oder Erz, sondern durch die Natur: in
Gestalt eines wildwachsenden, farbenprächtigen Rosen-
gartens.

Der unterzeichnete Rosengartenausschul's hat zu An-
fang des Jahres -1905 an bedeutende Zeitgenossen ein
Rundschreiben gerichtet, in welchem diesen das Projekt
unterbreitet und die Bitte ausgesprochen wurde, sich Uber
das geplante Vorhaben zu äußern. Etwa 60 Künstler,
Schriftsteller und Gartenbaufachmänner sind diesemWunsche
nachgekommen.

Nachdem das Rosengartenprojokt durch einen so
grol'sen Künstlerkreis in glänzender Weise begutachtet
worden ist, wendet sich der Ausschuß hiermit an alle
deutschen Künstler mit der Aufforderung, Ideen über
die Gestaltung des Rosengartens an den unter-
zeichneten Ausschuß einzusenden.

Für die Honorierung der drei geeignetsten Vorschläge
werden Beträge von 500, 250 und 125 Mark zur
Verfügung gestellt. Nach Vorschlag des Prüfungsaus-
schusses kann auch eine andere Verteilung des Gesamt-
betrages von 875 Mark vorgenommen werden. 1 >ie hono-
rierten Projekte und Vorschläge gehen in das Eigentum
des Rosongartenausschusses über, dem es frei steht, weitere
geeignete Vorschläge auf Empfehlung des Prüfungsaus-
schusses gegen ein Honorar von je 50 Mark anzukaufen.

In den Prüfungsausschuls, welcher die Auswahl
der einlaufenden Vorschläge vornimmt, sind nachstehende
Herren eingetreten:

Großh. Hofgärtnor Dittmanh-Darmstadt.
Freiherr von Heyl zu Herrnsheim,

Ehrenbürger der Stadt Worms.
Oberbürgermeister Köhler-Worms.
Stadtbaurat Gg. Willi. Metzler-Worms.
Kunstmaler Prof. Prell, an der Kgl. Akademie der

bildenden Künste zu Dresden.
Gartendirektor Rios-Karlsruhe, 1. Vors. des Vereins
deutscher Rosenfreunde.
 
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