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Die Gartenkunst — 8.1906

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Potente, Georg: "Märchengarten"
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0083

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VIII, 4

DIE GARTENKUNST

73

Schon der Haupteingang zu dem für den Rosengarten aus-
ersehenen Teil des Wormser Stadtwäldchens hat eine reichere
Behandlung erfahren. Vorhandene Birkengruppen geben hier
den Vordergrund zu einer regelmäfsigen Anlage von in reinen
Farben gehaltenen Rosenbeeten zu beiden Seiten der
8 m breiten Auffahrt zum Parkgebäude. Den vorderen
Halbkreis schliefst eine Taxushecke von der eigentlichen An-
lage des Rosengartens ab. An dieser Stelle erheben sich zu
beiden Seiten kleine reizvolle Pförtnerhäuschen, die auch bei
besonderen festlichen Veranstaltungen zu Kassen dienen können.
Die vor dem Eingang gelegenen Rosenbeete setzen sich nun,
in einen gröfseren Mafsstab übertraggn, den Hauptweg um-
rahmend fort. Starkblühende Büsche von im Verfolg namhaft
gemachten Sorten der Edelrosen, von Monatsrosen eingefafst,
werden in gleichmäfsigen Abständen von Kugelrotdorn oder
Orangen in Kübeln, die wieder unter sich durch Rankrosen
verbunden sind, unterbrochen. Die ganze regelmäfsige Anlage
am Haupteingang findet dann ihren Abschlufs in einem offenen
Bosentempel, um welchen der Fahrweg herumgeführt ist,

während die Fufsgänger ihren Weg durch denselben selbst
nehmen können.

Alle angrenzenden Partien der Gehölzgruppen weisen
schon hier eine reiche Behandlung mit Wildrosen aller Art,
Centifolien und Moosrosen als Rand- oder Vorpflanzung auf,
während Kletter- und Rankrosen sich an den Bäumen empor-
schlingen. Im Lageplan sind diese besonders hervorzuheben-
den Stellen durch lichtgrüne Farbengebung hervortretend
kenntlich gemacht.

Die Änderung der Wegeführung bezweckt einen leichten
Zugang und eine bequeme Verbindung aller Hauptpunkte der

Neuanlage und ist mit möglichster Rücksicht auf die vor-
handenen Pflanzungen, insonderheit aber auf die stärkeren
Baumexemplare durchgeführt.

Die durch die Neuanlage berührten Pflanzungen sollen,
soweit deren Herausnahme notwendig wird, sogleich an neu
zu bepflanzenden Stellen wieder Verwendung finden.

Den Hauptweg vom Eingang weiter verfolgend sehen wir
zur Linken die vorhandene kleine Geländeerhebung mit einem
geräumigen Ruheplatz mit freier Aussicht auf die ihn um-
gebenden Landschaftsbilder und rechts die regelmäfsige, von
Kastanien umstandene Anlage, die Rosenhecken in ihrer Mitte
zieren, und erreichen dann den weiten Ulmenplatz und das
Parkgebäude selbst.

Vor der mit Grün geschmückten Terrasse des Parkgebäudes,
die genügend Raum zum Sitzen der Gäste im Freien bietet,
breitet sich nun der Hauptteil des ganzen Rosengartens aus.
Von hier aus übersehen wir das in gröfsten Verhältnissen ge-
haltene Rosenparterre mit dem Hagenstandbild als Abschlufs dei
Mittelweges, weiter die grofse Festspielwiese mit Uhrer seit

liehen Terrassenanlage,
sowie endlich die an-
schliefsende Berganlage
als höchste Erhebung
des Geländes. Eine etwa
1,75 m hohe Rasen-
böschung mit dreifachen
Treppenanlagen führt
zum Rosenparterre her-
ab, das, von Hecken mit
Rosentorbogen an den

Wegeeingängen um-
säumt, sich bis zur
grofsen Festspielwiese
hinzieht. Die verschie-
denartige Einteilung der
die Rasenstücke schmük-
kenden Beete geben hier
den weitesten Spielraum
zur Anpflanzung von
Massenpflanzungen von
Büschen der reichblü-
henden Remontant-,
Noisette-, Bourbon-, Tee-
und Teehybridenrosen,
Bengal-, Polyantha- und
Rankrosen zugrolsen ein-
heitlichen Farbeneffek-
ten, die seitlich vor den
Hecken sowohl als auch
besonders in dem Halb-
kreis vor dem Hagen-
standbild in einen üppi-
gen Flor von in Beet-
formen geordneten Sommerblumen übergehen.

Die grofse Festspielwiese soll in doppelter Hinsicht einmal
als gedachter Turnierplatz die Erinnerung an die im Rosen-
gartenlied verherrlichten Kämpfe der berühmten Helden der
deutschen Sage erwecken, zum anderen aber Gelegenheit zur
Abhaltung jährlich wiederkehrender grofser Rosenfeste und
Spiele im Freien geben und so die Bedeutung der alten Über-
lieferungen für die kommenden Zeiten festhalten und befestigen.
Um aufser von den umgebenden Wegen den Zuschauern auch
von erhöhtem Standpunkt aus Gelegenheit zu geben, den
Spielen zuzusehen, erhebt sich im Anschlufs an die projektierte
 
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