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Rettich, Heinrich: Bericht der vom Stuttgarter Gemeinderat zum Studium neuerer Friedhofanlangen bestellten Komission, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0096
DIE 0 A UTENKUNST
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bedeutungsvoll gleich der Eintritt in den Friedhof für ihr solche auf zahlreichen anderen Gebieten in Fülle. Die
den Besucher erscheint. Jedenfalls zu vermeiden ist der Friedhöfe sollen der Architektur keineswegs gänzlich ver-
Eingang durch oder neben Leichenhallen vorbei, auch schlössen sein, aber sie sollen auch nicht den Anlafs zu
wenn dieselben nach aufsen hin noch so kostbar architek- kostbaren Prunkbauten geben. In welcher Weise zweck-
tonisch ausgestattet worden könnten. Denn wenn man dienliche Fri'edhofsgebäude bei geringstem baulichen Auf-
auch. wie in München, tatsächlich versucht, sie pracht- wand hergestellt werden können, zeigen die Aussegnungs-
voll wie Gotteshäuser auszuführen, so zeigt es sich doch, kapeilen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, bei denen der Auf-
dafs die Architektur allein das Gotteshaus, in welchem wand zwischen 30- und 50000 Mk. schwankt. Wenn
die fromme Seele gerne weilt, noch lange nicht ausmacht. man auch über ihren architektonischen Wert verschiedener
In diesen Totenhallen bleibt bei aller ihrer Pracht, kein Meinung sein kann, so wird man. doch zugeben müssen,
Mensch länger als er muls, sondern ein joder sucht so- dal's sie für den Ritus vollständig genügen und sich
Abbildung 3. Gräberfelder auf dem Pragfriedhof mit vielen ungepflegten Gräbein.
bald als möglich wieder aus ihnen hinauszukommen, wirkungsvoll ihrer Umgebung anpassen. Die gleiche An-
Die an den ..Einsegnungsbauten zu beiden Seiten sich an- sieht drängte sich der Kommission auch bei der Besichti-
schliel'senden Leichenhallen, in welchen die Leichen zu gung einer der Bremer Kapollen auf. Auch hier ist ein
jedermanns Schau hinter Glasscheiben in Reihenparade einfaches Bau werk mit angenehmster harmonischer Gesamt-
aufgebahrt liegen, haben trotz ihrer üppigen Ausstattung Wirkung in eine schöne landschaftliche Umgebung gesetzt
bei allen Kommissionsmitgliedorn einen geradezu wider- worden. Das Trauergefolge betritt die aus mächtigen
wärtigen Eindruck gemacht. Solche Zweckgebäudo ge- Bäumen aufragende Kapelle auf ihrer vorderen Seite und
hören daher in den Hintergrund gestellt, und jeder Aul'- verläfst sie nach vollzogenem Ritus auf der entgegen-
wand, der über das Notwendige hinat.sgeht, entbehrt der gesetzten, um alsdann sofort von einer üppigen, den
inneren Berechtigung. Die Architektur mag andere Objekte prächtigsten Durchblick gewährenden. Lauballee auf-
suchen, um sich zur besonderen Geltung zu bringen. genommen zu werden. Der Eindruck dieser landschaft-
Speziell die Aufgaben einer grofsen Stadtverwaltung bieten liehen Schönheit ist so grol's, dafs man nicht nur kein
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bedeutungsvoll gleich der Eintritt in den Friedhof für ihr solche auf zahlreichen anderen Gebieten in Fülle. Die
den Besucher erscheint. Jedenfalls zu vermeiden ist der Friedhöfe sollen der Architektur keineswegs gänzlich ver-
Eingang durch oder neben Leichenhallen vorbei, auch schlössen sein, aber sie sollen auch nicht den Anlafs zu
wenn dieselben nach aufsen hin noch so kostbar architek- kostbaren Prunkbauten geben. In welcher Weise zweck-
tonisch ausgestattet worden könnten. Denn wenn man dienliche Fri'edhofsgebäude bei geringstem baulichen Auf-
auch. wie in München, tatsächlich versucht, sie pracht- wand hergestellt werden können, zeigen die Aussegnungs-
voll wie Gotteshäuser auszuführen, so zeigt es sich doch, kapeilen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, bei denen der Auf-
dafs die Architektur allein das Gotteshaus, in welchem wand zwischen 30- und 50000 Mk. schwankt. Wenn
die fromme Seele gerne weilt, noch lange nicht ausmacht. man auch über ihren architektonischen Wert verschiedener
In diesen Totenhallen bleibt bei aller ihrer Pracht, kein Meinung sein kann, so wird man. doch zugeben müssen,
Mensch länger als er muls, sondern ein joder sucht so- dal's sie für den Ritus vollständig genügen und sich
Abbildung 3. Gräberfelder auf dem Pragfriedhof mit vielen ungepflegten Gräbein.
bald als möglich wieder aus ihnen hinauszukommen, wirkungsvoll ihrer Umgebung anpassen. Die gleiche An-
Die an den ..Einsegnungsbauten zu beiden Seiten sich an- sieht drängte sich der Kommission auch bei der Besichti-
schliel'senden Leichenhallen, in welchen die Leichen zu gung einer der Bremer Kapollen auf. Auch hier ist ein
jedermanns Schau hinter Glasscheiben in Reihenparade einfaches Bau werk mit angenehmster harmonischer Gesamt-
aufgebahrt liegen, haben trotz ihrer üppigen Ausstattung Wirkung in eine schöne landschaftliche Umgebung gesetzt
bei allen Kommissionsmitgliedorn einen geradezu wider- worden. Das Trauergefolge betritt die aus mächtigen
wärtigen Eindruck gemacht. Solche Zweckgebäudo ge- Bäumen aufragende Kapelle auf ihrer vorderen Seite und
hören daher in den Hintergrund gestellt, und jeder Aul'- verläfst sie nach vollzogenem Ritus auf der entgegen-
wand, der über das Notwendige hinat.sgeht, entbehrt der gesetzten, um alsdann sofort von einer üppigen, den
inneren Berechtigung. Die Architektur mag andere Objekte prächtigsten Durchblick gewährenden. Lauballee auf-
suchen, um sich zur besonderen Geltung zu bringen. genommen zu werden. Der Eindruck dieser landschaft-
Speziell die Aufgaben einer grofsen Stadtverwaltung bieten liehen Schönheit ist so grol's, dafs man nicht nur kein