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DIE GARTENKUNST
Vlll, (i
die Mahnung ausgesprochen, endlich einmal geschmackvollere Berührung getreten ist, als biederer und liebenswürdiger Mensch
und künstlerisch wertvollere Denksteine, die keineswegs teurer im wahrsten Sinne bekannt geworden.
seien, zu verwenden, und von den jetzigen schwarzpolierten Seine Berufsausbildung eignete er sich unter Hofgärten-
Platten, die lediglich standesamtliche Register darstellten, ab- direktor v. Effner an, zu dessen Lieblingsschülern er zählte,
zusehen. Zum Schlüsse gab Herr Hannig eine anschauliche Er ist geboren in Nürnberg;
Schilderung eines Zukunftsfriedhofes, auf dem durch Urnen- \ Sein Vater war dort Burg-
haine und andere Anordnungen zur Unterbringung von Asche- / gärtner. Im Jahre 1857
resten der heute üblichen Platzverschwendung vorgebeugt, die / mm wurde er, nachdem er schon
Unterhaltung der Friedhofe für die Kommunen erheblich ver-
billigt, das Aussehen würde- und weihevoller gestaltet und
viele Mifsstände unserer heutigen Friedhöfe beseitigt würden.
Gartenstadtbewegung. Es erscheint, um mifsverständ-
lichen Auffassungen entgegenzutreten, angezeigt, darauf hinzu-
weisen, dass die Bestrebungen, welche unter der Bezeichnung
„Gartenstadtbewegung" zusammengefaCst werden und für
Deutschland in der „Deutsehen Gartenstadtgesellseliaft"ihren
Mittelpunkt gefunden haben, in erster Linie nicht schlechtweg
auf Erschliel'sung von Terrains für weitläufige landhausmäfsige
früher durch Effners Vater
nach Feldafing gekommen
war, zu den Gasteigaulagen
herangezogen, wo er unter
v. Effners persönlicher Lei-
tung bis zum Jahre 1864
blieb, um dann in Regens-
burg den Entwurf und die
Ausführung der bekannten
Anlagen des Gräfl. Dörn-
Bebauung gerichtet sind, sondern dal's ihr Ziel vorzugsweise ^HHH^Hi wBfy bergschen Besitztumes zu
darin besteht, das ganze Gelände, auf dem neue Siedelungen ^^SBB ^^^^ übernehmen. 1871 veranlal'ste
errichtet werden, im Eigentum der Gesamtheit zu erhalten, v. Effner, der Kaiser wieder
indem jeder einzelne Anteil am Gelände, der den Mitgliedern in seiner Nähe haben wollte, seinen Wiedereintritt in den
der Genossenschaft zur Bebauung überwiesen wird, dauernd kgl. Dienst und seine Anstellung als Hofgärtner im Eng-
den Charakter einer Erbbaustelle behält. Dadurch wird inner- lischen Garten zu München.
halb der Siedelung der spekulationsmäfsigen Steigerung des Hier hat K. alles, was in seinen Kräften stand, getan, um
Bodenpreises und der unsinnigen Verteuerung der Wohnungen die ausgedehnten Anlagen im Sinne ihres Schöpfers zu erhalten
vorgebeugt und die Möglichkeit weitläufiger, den gesundheit- und weiter auszugestalten. Er hat hierbei, wenn ihm auch
liehen und sozialen Forderungen entsprechender Bebauung ge- durch die Ungunst der Verhältnisse die Gelegenheit zu bahn-
schaffen, die freilich eine der Grundbedingungen für die Wieder- brechenden Leistungen versagt blieb, bei jedem Anlasse künst-
belebung und Entwickelung der in den Grolsstädten fast lerischen Geschmack und feines Verständnis an den Tag gelegt
unmöglich gewordenen Gartenkultur und Gartenkunst in den und die Effnersche Schule nie verleugnet.
Kreisen der Minder- und Wenigbemittelten bildet. Im Jahre 1897 erfolgte seine Berufung zum Inspektor der
Die Gartenstadtbewegung hat also in erster Linie ein kgl. bayerischen Hofgärten. In die Zeit seiner Wirksamkeit als
bodenreformerisches, soziales Ziel und unterscheidet sich da- solcher fällt die Umgestaltung des Hofgartens zu München,
durch von solchen Gartenstadtgründungen, die vornehmlich 1901 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste zum Ober-
darauf ausgehen, auf Grund eines weitgehenden ästh etischen inspektor ernannt und durch Verleihung des Michaelsordens
Anforderungen entsprechenden Bebauungsplanes Villen- und vierter Klasse und andere Ordensauszeichnungen im Laufe
Landhausviertel zu schaffen, die sich von den oft besprochenen seiner dienstlichen Tätigkeit geehrt.
Mifsständen freihält, welche die Bauordnungen und baupolizei- Wir wünschen dem wegen seiner persönlichen Liebens-
lichen Bestimmungen der grofsen Städte zur Folge haben. Würdigkeit und Bescheidenheit allbeliebten Fachmann einen
Die unter der künstlerischen Mitwirkung Prof. Olbrichs ein- ungetrübten heiteren und langen Lebensabend. Sch.
geleitete Gründung der Gartenvorstadt am Hohlen Weg bei Dr. Marcus, Amtsgerichtsrat a. D. in Düsseldorf, eifriger
Darmstadt ist ein Beispiel der letztgenannten Art und unter- und warmer Freund aller Bestrebungen, die mit Gartenbau und
scheidet sich in sozialer Hinsicht von den Bestrebungen der Gartenkunst zusammenhängen, ist gestorben. Weiten Kreisen
deutschen Gartenstadtgesellschaft dadurch, daCs ihr das genossen- ist er durch seine Beteiligung an der Vorbereitung und Durch-
schaftliche Moment fehlt. Das setzt indessen ihre Bedeutung führung der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1904 bekannt
in den Augen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst geworden, bei der er als Vorsitzender des Gartenbauausschusses
nicht herab. Trotzdem mag hiermit auf den bestehenden mitwirkte. Alle, die Gelegenheit hatten, mit ihm in Berührung
Unterschied aufmerksam gemacht sein. zu treten, wulsten seine mit feinsinnigem Geschmack verbundene
Liebe zur Pflanzenwelt zu schätzen. — Grabbe. Hans, in
-- Köstritz ist als Lehrer für Obst- und Gartenbau an die Uni-
versität Leipzig berufen worden. — Cepek. A., ist als Stadt-
gärtner in Ravensburg, Vielmuth, Max, in gleicher Eigenschaft
Personalnachrichten. in Göttingen angestellt. — Rosorius, Fr., Gartenarchitekt in
Düsseldorf, und Hoppe, kgl. Hofgärtner in Potsdam sind
Hofgärtenoberinspektor Leonhard Kaiser. Am 1. Mai gestorben. — Schall, H.. in München ist als wirkl. Hofgärten-
dieses Jahres ist der kgl. Oberinspektor Leonhard Kaiser in inspektor zum Nachfolger des in den Ruhestand getretenen
München, technischer Vorstand der kgl. bayerischen Hofgärten, Oberhofgärteninspektors Kaiser bestellt worden. — Elpel,
im Alter von nahezu 70 Jahren auf seinen Wunsch wegen städt. Garteninspektor in Nürnberg, hat anläl'slich der Eröffnung
andauernder Kränklichkeit unter Anerkennung seiner lang- der Bayer. Landesausstellung die Ludwigsmedaille für Industrie
jährigen Dienste in den Ruhestand versetzt worden. Er ist erhalten. — Hoerning, R., bisher in Hannover, ist als Stadt-
einer der ältesten Gärtner Bayerns und jedem, der mit ihm in obergärtner in Kiel angestellt.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. — Verlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11
Dessauerstrasse 29. — Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin und Potsdam.
DIE GARTENKUNST
Vlll, (i
die Mahnung ausgesprochen, endlich einmal geschmackvollere Berührung getreten ist, als biederer und liebenswürdiger Mensch
und künstlerisch wertvollere Denksteine, die keineswegs teurer im wahrsten Sinne bekannt geworden.
seien, zu verwenden, und von den jetzigen schwarzpolierten Seine Berufsausbildung eignete er sich unter Hofgärten-
Platten, die lediglich standesamtliche Register darstellten, ab- direktor v. Effner an, zu dessen Lieblingsschülern er zählte,
zusehen. Zum Schlüsse gab Herr Hannig eine anschauliche Er ist geboren in Nürnberg;
Schilderung eines Zukunftsfriedhofes, auf dem durch Urnen- \ Sein Vater war dort Burg-
haine und andere Anordnungen zur Unterbringung von Asche- / gärtner. Im Jahre 1857
resten der heute üblichen Platzverschwendung vorgebeugt, die / mm wurde er, nachdem er schon
Unterhaltung der Friedhofe für die Kommunen erheblich ver-
billigt, das Aussehen würde- und weihevoller gestaltet und
viele Mifsstände unserer heutigen Friedhöfe beseitigt würden.
Gartenstadtbewegung. Es erscheint, um mifsverständ-
lichen Auffassungen entgegenzutreten, angezeigt, darauf hinzu-
weisen, dass die Bestrebungen, welche unter der Bezeichnung
„Gartenstadtbewegung" zusammengefaCst werden und für
Deutschland in der „Deutsehen Gartenstadtgesellseliaft"ihren
Mittelpunkt gefunden haben, in erster Linie nicht schlechtweg
auf Erschliel'sung von Terrains für weitläufige landhausmäfsige
früher durch Effners Vater
nach Feldafing gekommen
war, zu den Gasteigaulagen
herangezogen, wo er unter
v. Effners persönlicher Lei-
tung bis zum Jahre 1864
blieb, um dann in Regens-
burg den Entwurf und die
Ausführung der bekannten
Anlagen des Gräfl. Dörn-
Bebauung gerichtet sind, sondern dal's ihr Ziel vorzugsweise ^HHH^Hi wBfy bergschen Besitztumes zu
darin besteht, das ganze Gelände, auf dem neue Siedelungen ^^SBB ^^^^ übernehmen. 1871 veranlal'ste
errichtet werden, im Eigentum der Gesamtheit zu erhalten, v. Effner, der Kaiser wieder
indem jeder einzelne Anteil am Gelände, der den Mitgliedern in seiner Nähe haben wollte, seinen Wiedereintritt in den
der Genossenschaft zur Bebauung überwiesen wird, dauernd kgl. Dienst und seine Anstellung als Hofgärtner im Eng-
den Charakter einer Erbbaustelle behält. Dadurch wird inner- lischen Garten zu München.
halb der Siedelung der spekulationsmäfsigen Steigerung des Hier hat K. alles, was in seinen Kräften stand, getan, um
Bodenpreises und der unsinnigen Verteuerung der Wohnungen die ausgedehnten Anlagen im Sinne ihres Schöpfers zu erhalten
vorgebeugt und die Möglichkeit weitläufiger, den gesundheit- und weiter auszugestalten. Er hat hierbei, wenn ihm auch
liehen und sozialen Forderungen entsprechender Bebauung ge- durch die Ungunst der Verhältnisse die Gelegenheit zu bahn-
schaffen, die freilich eine der Grundbedingungen für die Wieder- brechenden Leistungen versagt blieb, bei jedem Anlasse künst-
belebung und Entwickelung der in den Grolsstädten fast lerischen Geschmack und feines Verständnis an den Tag gelegt
unmöglich gewordenen Gartenkultur und Gartenkunst in den und die Effnersche Schule nie verleugnet.
Kreisen der Minder- und Wenigbemittelten bildet. Im Jahre 1897 erfolgte seine Berufung zum Inspektor der
Die Gartenstadtbewegung hat also in erster Linie ein kgl. bayerischen Hofgärten. In die Zeit seiner Wirksamkeit als
bodenreformerisches, soziales Ziel und unterscheidet sich da- solcher fällt die Umgestaltung des Hofgartens zu München,
durch von solchen Gartenstadtgründungen, die vornehmlich 1901 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste zum Ober-
darauf ausgehen, auf Grund eines weitgehenden ästh etischen inspektor ernannt und durch Verleihung des Michaelsordens
Anforderungen entsprechenden Bebauungsplanes Villen- und vierter Klasse und andere Ordensauszeichnungen im Laufe
Landhausviertel zu schaffen, die sich von den oft besprochenen seiner dienstlichen Tätigkeit geehrt.
Mifsständen freihält, welche die Bauordnungen und baupolizei- Wir wünschen dem wegen seiner persönlichen Liebens-
lichen Bestimmungen der grofsen Städte zur Folge haben. Würdigkeit und Bescheidenheit allbeliebten Fachmann einen
Die unter der künstlerischen Mitwirkung Prof. Olbrichs ein- ungetrübten heiteren und langen Lebensabend. Sch.
geleitete Gründung der Gartenvorstadt am Hohlen Weg bei Dr. Marcus, Amtsgerichtsrat a. D. in Düsseldorf, eifriger
Darmstadt ist ein Beispiel der letztgenannten Art und unter- und warmer Freund aller Bestrebungen, die mit Gartenbau und
scheidet sich in sozialer Hinsicht von den Bestrebungen der Gartenkunst zusammenhängen, ist gestorben. Weiten Kreisen
deutschen Gartenstadtgesellschaft dadurch, daCs ihr das genossen- ist er durch seine Beteiligung an der Vorbereitung und Durch-
schaftliche Moment fehlt. Das setzt indessen ihre Bedeutung führung der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1904 bekannt
in den Augen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst geworden, bei der er als Vorsitzender des Gartenbauausschusses
nicht herab. Trotzdem mag hiermit auf den bestehenden mitwirkte. Alle, die Gelegenheit hatten, mit ihm in Berührung
Unterschied aufmerksam gemacht sein. zu treten, wulsten seine mit feinsinnigem Geschmack verbundene
Liebe zur Pflanzenwelt zu schätzen. — Grabbe. Hans, in
-- Köstritz ist als Lehrer für Obst- und Gartenbau an die Uni-
versität Leipzig berufen worden. — Cepek. A., ist als Stadt-
gärtner in Ravensburg, Vielmuth, Max, in gleicher Eigenschaft
Personalnachrichten. in Göttingen angestellt. — Rosorius, Fr., Gartenarchitekt in
Düsseldorf, und Hoppe, kgl. Hofgärtner in Potsdam sind
Hofgärtenoberinspektor Leonhard Kaiser. Am 1. Mai gestorben. — Schall, H.. in München ist als wirkl. Hofgärten-
dieses Jahres ist der kgl. Oberinspektor Leonhard Kaiser in inspektor zum Nachfolger des in den Ruhestand getretenen
München, technischer Vorstand der kgl. bayerischen Hofgärten, Oberhofgärteninspektors Kaiser bestellt worden. — Elpel,
im Alter von nahezu 70 Jahren auf seinen Wunsch wegen städt. Garteninspektor in Nürnberg, hat anläl'slich der Eröffnung
andauernder Kränklichkeit unter Anerkennung seiner lang- der Bayer. Landesausstellung die Ludwigsmedaille für Industrie
jährigen Dienste in den Ruhestand versetzt worden. Er ist erhalten. — Hoerning, R., bisher in Hannover, ist als Stadt-
einer der ältesten Gärtner Bayerns und jedem, der mit ihm in obergärtner in Kiel angestellt.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. — Verlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11
Dessauerstrasse 29. — Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin und Potsdam.