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Die Gartenkunst — 8.1906

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Die Gartenkunst auf der Nürnberger Ausstellung
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VIH, 8

DIE GARTENKUNST

.167

Schnizlein ganz vorzüglich arrangiert haben, mit farben-
frohen Rabatten und üppigen Randpflanzuhgen aus schönen
Koniferen, Gehölzen, Rhododendron und politischen Azaleen,
deren Blütenpracht aber kaum durch die wenigen ange-
pflanzten Stauden genügenden Ersatz finden wird.

Dann der Vorhol zum Kunstgewerbehaus, im regel-
mäßigen Stil, halb italienisch, halb modern, mit vielem
ausgezeichneten Beiwerk und reizenden Details von
Büchner-München ausgestattet, wenn schon die Regel-
mäfsigkeit und das moderne Prinzip der Zweckmäfsigkeit
nicht ganz konsequent durchgeführt sind: warum sind
z. B. die Buxusbüsche längs der Seitengänge nicht zu
Kugeln oder Pyramiden geschnitten, warum hinwiederum
hat man Buxus als Schlingpflanzen gefoltert und an die
Wand genagelt, während doch für diesen Zweck genügend
herrliche Schlingpflanzen zur Verfügung stehen? Dafs
Nikotiana Sanderae keine Gruppenpflanze, am wenigsten
für einen regelmäfsigen Garton, ist, dürfte doch nachgerade
allgemein bekannt sein!

Einschlägig wäre hier noch der in einem Föhrenhoch-
wald hinter dem Kunstgewerbehaus angelegte Waldfried-
hof, der aber zur Zeit meines Besuches erst im Entstehen
war, doch schienen mir für die gärtnerische Aus-
schmückung nicht die nötigen Geldmittel aufgewendet zu
werden, während unter den aufgestellten Grabdenkmälern
bei aller Einfachheit sehr bemerkenswerte Motive zu sehen
waren, die mir besser zusagten, als das bekannte Kinder-
grab der Darmstädter Ausstellung.

Schliefslich käme noch die Porstausstellung in Be-
tracht, die in ihrer Art Vorzügliches bietet und ein sehr
gelungenes Arrangement zeigt. Sie ist in einem eigenen,
entzückenden Gebäude (die Porstpflanzen und Stämme im
Freien) untergebracht, vor dem sehr schöne exotische
Koniferen aus der Preisinger Porstbaumschule angepflanzt
sind, während ich die verschiedenen Kinder dos deutschen
Waldes für würdiger gehalten hätte, den Vorplatz der
Porstausstellung zu schmücken: bodenständige Zweck-
kunst!

Die grol'se Fontäne ist mit einem vorhältnismäf'sig
viel zu schmalen Rasenstreifen umgeben, den die k. Hof-
gärtendirektion mit einer verschwenderischen Fülle von
Teppichbeeten in französischen Formen und reicher, ge-
schmackvoller Bepflanzung sowie mit vier grolsen, aus-
gezeichnet wirkungsvollen Palmengruppen ausgestattet hat:
gerade diese Palmen, die ich als eine geradezu notwendige
Bereicherung der Silhouette des übergrofsen Kiesplatzes
absolut nicht missen möchte, sollen von einem bekannten
Nürnberger Kunstkritiker, der z. Z. für den Behrensschon
Garten in Düsseldorf nur überschwengliches Lob hatte,
herbe Kritik erfahren haben: ich hoffe, dafs die Mehrzahl
der Sachverständigen sich meiner Anschauung zuneigen
wird! Dagegen fürchte ich, dafs die Teppichbeete den
k. Hofgärten noch viel Arbeit und Sorge machen werden,
denn solch mächtige Fontänen verbieten von selbst im
Bereiche ihres, für zartere Pflanzen zerstörend wirkenden
Tropfenschlages die Anwendung von Toppichbeeten; ganz
abgesehen davon, dal's gerade diese Fontäne, von einer

regelmäfsigen Bordüre eingefafst und dann mit lockeren
Wasserpflanzen- und Staudengruppen garniert, besser aus-
sehen mulste.

Verschiedenes.

Jubiläumsausstellung Mannheim 1907. Diese Aus-
stellung, über die wir schon früher berichten konnten, dafs die
Vorbereitungen rüstig voranschreiten, kann, was wir anfänglich
nicht erwarten zu dürfen glaubten, nicht nur für den Garten-
bau, sondern auch für die Gartenkunst recht bedeutungsvoll
werden, wenn unsere Gartenkünstler von Beruf aus ihrer bis-
herigen Zurückhaltung dieser Ausstellung gegenüber heraus-
treten. ;i

Es ist noch nicht lange her, dal's die Gartenbauausstellungen
im wesentlichen nichts anderes waren, als eine mehr oder
minder geschickte Aneinanderreihung gut kultivierter Produkte
der Kunstgärtnerei. Je nach dem Umfang der Ausstellungen,
wurde es dann allmählich üblich, auch Abteibingen vorzusehen,
in denen Gartenpläne untergebracht waren. Das nannte man
dann die „Abteilung für Gartenkunst", fnzwischen ist man
aber dazu übergegangen, sich nicht mit einer solchen „Abteilung
für Gartenkunst" und der blofsen Nebeneinanderstellung von
gärtnerischen Kulturglanzleistungen zu begnügen, sondern das
Bedürfnis, diese Pflanzenschätze nach einheitlichen Gesichts-
punkten künstlerisch zu gruppieren, mit anderen Worten, ihre
Verwendbarkeit in der Gartenkunst auf der Ausstellung dar-
zutun und durch künstlerische Durchbildung der ganzen Aus-
stellungsanordnung erzieherisch und belehrend auf das grofse
Publikum einzuwirken, hat auf den Ausstellungen der letzten
Jahre sich in steigendem Mal'se bemerkbar gemacht und Einflufs
gewonnen.

Hamburg 1897, Erfurt 1902, Düsseldorf 1904, Darmstadt
1905 sind Marksteine auf dem hier eingeschlagenen Wege, und
wir gehen voraussichtlich nicht fehl, wenn wir auch der Mann-
heimer Ausstellung in dieser Richtung grol'se Bedeutung bei-
messen. , ,

Wer die oben angedeutete Wandlung im Ausstellungs-
wesen aufmerksamen Blickes beobachtet hat, dem wird nicht
entgangen sein, dafs sich auf den angeführten Ausstellungen
bemerkenswerte Unterschiede in der Rolle, die die Gartenkunst
auf ihnen gespielt hat, herausgebildet haben. In Hamburg
war es das Arrangement in seiner Gesamtheit, welches unter
geschickter Ausnutzung der glücklichen Terrainverhältnisse
dem Ganzen einen grolsen Zug verlieh; die Durcharbeitung
der Details aber liels sehr viel zu wünschen übrig.

In Erfurt berührte gerade die sorgfältige Durchbildung der
Details, die bei dem viel geringeren Umfang der dortigen Aus-
stellung durchführbar gewesen war, sehr angenehm; in Düssel-
dorf bemerkte man wieder den Versuch, in das Ganze einen
grolsen Zug zu bringen, was aber — darüber ist man sich ja
wohl allseitig einig — mil'slungen war: Dafür trat eine Anzahl
Sondergärten hervor, in denen von den verschiedenen Künstlern
die Detailarbeit wieder besonders liebevoll und glücklich be-
handelt war. Und bei der Darmstädter Ausstellung 1905 lag
die Bedeutung eigentlich nur in der Art wie je nach Indivi-
dualität, Neigung und Können die Sondergärten, in die die
Ausstellung zerfiel, künstlerisch behandelt waren; diese lagen
ziemlich selbstständig nebeneinander und bekamen eigentlich
nur durch das Gefüge des alten Gartens, in dem die Ausstellung
untergebracht war, ihren Zusammenhang.
 
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