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Die Gartenkunst — 8.1906

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VIII, :i

DIE GARTENKUNST

187

stehen, zurückzuführen sein, nicht aber, wie man auch an-
genommen hat, auf die im Wasser gelösten Kalksalze.

Jahresversammlung des D. D. G. Die „Deutsche den-
drologische Gesellschaft", die jetzt bereits über 1200 Mitglieder
besitzt, hielt vom 6. bis 9. August d. Js. ihre Hauptversammlung
in Oldenburg ab.

Um 5 Uhr nachmittags eröffnete der Vorsitzende der Ge-
sellschaft, Graf von Schwerin, die Versammlung. Oberbürger-
meister Tappenbeck begrüfste im Namen der Stadt und Bürger-
schaft die Gesellschaft, wies auf ihre bedeutsamen Arbeiten in
wissenschaftlicher und volkswirtschaflicher Hinsicht hin, zugleich
auch auf die Eigenart der nordwestlichen Gegenden und ihres
Pflanzenwuchses und wünschte zuletzt den Verhandlungen ge-
deihlichen Fortgang und Erfolg.

Sodann nahm Herr Kreisobergärtner Hübrier - Steglitz das
Wort zu seinem Vortrag: „Die Dendrologie im Dienste der
Volkserziehung''. Redner schilderte, wie durch die Einrichtung
von Schul- und Pflanzgärten ein ganz gewaltiger Einflufs auf
die Jugend geübt werde. Nicht allein, dafs ein grofser Teil
des naturkundlichen Unterrichts, besonders Botanik, in diesen
Garten abgehalten werden kann, sondern die Kinder sehen hier
auch Säen und Pflanzen, Werden und Entstehen, und werden
dadurch die besten Hüter der Pflanzenwelt, eine Eigenschaft,
die bei der heutigen Verrohung der Jugend nicht hoch genug
anzuschlagen ist.

Der zweite Redner, Garteninspektor Purpus - Darmstadt,
sprach: „Über neuere und seltene Gehölze an der Hand lebenden
Materials". Redner wies darauf hin, dafs die Zahl der Gehölze,
in Gärten und Parkanlagen, sich in den letzten fünf Jahren um
ca. 220—250 neue, zum Teil wertvolle Arten, die meist aus
Nordamerika und China stammen, vermehrt haben. An der
Hand lebenden Materials wurden die Eigenarten der wert-
vollsten Gehölze besprochen, ihre dekorative Wirkung, Ansprüche
an Boden, Widerstandsfähigkeit und dergleichen. Viele dieser
Gehölze stammten aus der Baumschule Hesse-Weener.

Anschliefsend brachte Professor E. Koehne-Friedenau aus
einem gröfseren Herbarium seltene Pflanzen zur Besprechung,
besonders Philadelphus-, Ribes- und Sorbus-Arten.

Dr. J. Falkenier - Suringar, der nächste Redner, war nicht
erschienen; dafür machte Hofgartendirektor Graebener-Karls-
ruhe einige interessante Mitteilungen ans dem badischen Lande;
besonders über den Erhalt einer kanadischen Pappel, der gröfsten
in Europa, in der Nähe Karlsruhes. Der Baum hat eine Höhe
von 38 Metern, in 1 Meter Höhe einen Umfang von 7 Metern,
bei 2 Metern Höhe noch 6,20 Meter Umfang und einen Holz-
inhalt von ca. 57 Kubikmetern. Durch das Vorgehen des Grofs-
herzogs von Baden ist der durch Erbauung einer neuen Bahn-
linie schon dem Tode geweihte Baum erhalten geblieben worden.
Der Baum ist nachweislich 1772 gepflanzt worden.

Im Vorzimmer hatte die Fa. J. Heins Söhne-Halstenbeck
(Holst.) neuere Tannen und Kiefern, sowie Laubhölzer aus-
gestellt, ferner sah man Stauden von der Firma Goos und
Koenemann - Niederwalluf a. Rh., eine Anzahl Photographien
seltener Bäume, Sträucher u. dgl.

Der zweite Tag begann mit einem Rundgang durch
den Schlofsgarten unter Führung des Hofgartendirektors
Ohrt und des Obergehilfen Heins. Ausser den Mitgliedern der
Gesellschaft waren anwesend Oberkammerherr Baron von
Bothmer, Oberbürgermeister Tappenbeck u. a.

Im Elisabeth Anna-Palaisgarten fielen besonders die schönen
Rhododendronbüsche auf. Man sah Lebensbäume, Buchen,
Tulpenbäume, Tannen, Eichen, Pappeln und besonders Ahorn
in ganz herrlichen Exemplaren, darunter auch eine prächtige

Wellingtonia gigantea, eine Thuja gigantea (LobbiiX und einen
fast 100jährigen Rhododendron.

Im grossherzoglichen Gewächshaus war zu Ehren des
Schöpfers des Schlossgartens, Hofgavteninspektors Bosse, geb.
1788, gest. 1864, eine kleine Ausstellung veranstaltet.

Um 10 Uhr begannen im „Kasino" die weiteren Verhand-
lungen, nachdem der Vorsitzende der Gesellschaft kurz dun
Jahresbericht erstattet hatte. Für das Jahr 1907 wurde die
Insel Rügen als Versammlungsort gewählt.

Sodann nahm Seidel-Dresden zu seinem Vortrag über
Pflanzung und Pflege der Rhododendron das Wort. Er ver-
breitete sich eingehend über die Kreuzung der Rhododendron
zur Heranzucht neuer Spielarten, über Akklimatisation und
Kultur (Pflanzung und Pflege) derselben, bei letzterer besonders
hinweisend auf die verschiedenen Bodenarten, in welchen
Rhododendron mehr oder weniger gut gedeihen usw.

Es folgte Garteninspektor Beissner-Bonn mit „Mitteilungen
über Koniferen".

Nach einigen weiteren kleinen Abhandlungen wurde um 1 Uhr
die Versammlung geschlossen, und nach einer kurzen Mittagsrast
fuhr die Gesellschaft um 3 Uhr nach Varel, und von da nach
der Forstbaumschule bei Büppel. Unter der Führung des
Forstassessors Maas-Varel wurden die reichen Pflanzenbestände
besichtigt. Aufsehen erregten ein 28jähriger Bestand von
Douglas- und Sitkafichten, sowie mächtige Edelkastanien,
Cryptomerias, verschiedene Abiesarten u. a. m.

Nach einem einhalbstündigen Aufenthalt ging es zu
Wagen über Bockhorn nach dem Urwald, der etwa 25 Hektar
grofs ist und seit 40 Jahren in seinem Zustand belassen ist.
Bei der herrlichen Abendbeleuchtung zauberte die Natur wunder-
volle Bilder hervor, und die alten Baumruinen versetzten uns
zurück in alte, längst vergangene Tage und Zeiten. Manchen
Ausruf des Staunens hörte man, manches Lob über die Eigenart
dieses Waldbestandes.

Bald nach 7 Uhr gings wieder zu Wagen nach Bockhorn,
um mit dem um Uhr fälligen Zuge die Rückreise nach
Oldenburg anzutreten.

Der dritte Verhandlungstag wurde um 9 Uhr mit
einem Vortrag des Hofgartendirektors Graebner-Karlsruhe über
„Die Gattung Rhus" eröffnet. Die Rhus kommen in der ganzen
Welt vor, sind aber in Europa am wenigsten verbreitet. In
Deutschland finden sich ungefähr 14 Arten derselben. Viele
von ihnen sind stark giftig, so dafs dadurch ihre allgemeine
Verbreitung trotz ihres schönen Aussehens sehr leidet.

Als weiterer Redner folgte Frhr. v. Berlepsch-Kassel: „Uber
Anlage von Vogelschutzgehölzen und Rücksichtnahme auf
Vogelschutz bei Anpflanzungen". Herr von Berlepsch, der
sich seit Jahren mit der Vogelschutzfrage beschäftigt und als
Autorität auf diesem Gebiete gilt, stellte fest, dafs alle Mal's-
nahmen zu einem wirklichen Vogelschutz nur dann von Erfolg
seien, wenn sie streng nach der Natur ausgeführt werden.
Redner nennt drei Hauptpunkte zu einem wirklichen Vogel-
schutz: 1. Schaffung von Nistgelegenheit, 2. Schaffung von
Winterfütterung, 3. Schutz vor Raubzeug. Den ersteren Punkt
hält er für den wichtigsten, und zwar Schaffung von Nist-
gelegenheit für Freibrüter sowohl wie für Höhlenbrüter. Füi
letztere empfiehlt er die Anbringung von Nistkästen, für crstere
die Anlage von Vogelschutzgehölzen aus Weifsdorn, Rot- und
Weifsbuchen, wilden Rosen, Liguster und dergleichen und
einigen Hochbäumen, wie er sie auf seinen Besitzungen mit
gröfstem Erfolg angelegt hat. Sind doch in einem solchen
Gehölz bei einer Länge von etwa 260 Schritt und einer Breite
von zirka 8 Schritt 85 Nester der verschiedensten Vogelarten
 
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