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Die Gartenkunst — 8.1906

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Hoemann, Reinhold: Betrachtungen zum Ergebnis des Hamelner Friedhofswettbewerbs
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0254

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VIII, 12

DIE GARTENKUNST

241

oiner Zweckform, deren Notwendigkeit jedem sofort ein-
leuchtet. Kurzum vom künstlerischen Gesichtspunkte aus
scheint mir der Entwurf nur Vorzüge, gar keinen
Fehler zu haben. Vom Standpunkte des Praktikers
aus habe ich allerdings auch gegen diese Arbeit Bedenken-

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gezeichnet. Zur Ausführung des Entwurfes gehört der-
selbe feinsin-
nige und sach-
verständige
Künstler. Das

läl'st sich
wohl erreichen,
aber auch zur
Unterhaltung
oder Über-
wachung der
Anlage gehört
ein gleich fein-
sinniger Künst-
ler. Fehlt dieser
Künstler beider

weiter, sondern stol'sen auf jeder Quartiergrenze auf das Neuanlage oder
etwas vorspringende nächste Quartierfeld auf. Den Ab- Überwachung,
schlufs der Wegeperspektive bildet dann jedesmal ein Grab- dann kann der
mal. In manchen mittelalterlichen Städtchen finden wir Friedhof leicht
solche Strafsenführung, welche an den Stral'senkrcuzungon öde und lang-
dann sehr intime Stadtbilder entstehen lassen. Sinngemäfs weilig wirken,
ist dies auf die Friedhofwoge übertragen, wie die Wirkung Auch die Denk-
ist bzw. sein kann, zeigen mehrere Perspektiven. Auch mälor, insbe-
wie dio Bepflanzung der Wege auszuführen ist, zeigen sondere die-
die Perspektiven. Dio Behandlung der Grabstätten ist in jenigen am
eben dem Sinne geschehen, wie ich sie bei Besprechung Schlüsse der
des ersten Planes als wünschenswert kennzeichnete. Die Wegeperspek-
vielleicht monoton wirkenden grol'sen Grabquartiere sind tiven müssen
durch das sehr geschickte Einschieben der Pflanzungs- Von Künstlorhand entworfen werden, wenn auch in ein
streifen gegliedert, so dal's eine angenehme Raumwirkung fachen schlichten Formen.

entsteht; wo die Kurve Verwendung findet, ist er immer in Ist dies nicht der Fall, so ziert das Grabdenkmal

nicht, sondern das Gegenteil ist der Fall. Der Stauden-
weg, wie ihn Skizze 4 zeigt, bodarf sorgfältiger
Unterhaltung; die Schwertlilien blühen dort nur
14 Tage. Und dann? Entweder sehen die Stauden,
nach der Blüte, wie wildes Unkraut aus und stören
das schönheitsuchende Auge oder es mufs immor
sorgfältig nachgeholfen werden mit Ersatzpflanzen,
das kostot Geld und viele feinsinnige Arbeit.

Der grofse tüchtige Mensch soll nicht vor
Schwierigkeiten zurückschrecken, sondern sie über-
winden, und auch hier können dieselben überwunden
werden, aber nur, wenn viele, die ganze Bürgerschaft
mithilft. Ob sie dies heute schon tut oder doch hierzu
in absehbarer Zeit erzogen werden kann? Die Frage
wage ich nicht zu beantworten. Freilich kann der
Zufall der Absicht zu Hilt'o kommen, aber mit dorn

Zufall darf man nicht rechnen. Im übrigen kann
Hamelner Friedhofswettbewerb. Einzelzeichnungen zum Entwurf von man stolz darauf sein, dal's unter SO vielen Durch-
Hoppe und Tutenberg. (Oben: Privatkapelle, rechts: Nebeneingang, schnittsarboiten in dem Entwurf „Sachlich" ein reifes,
unten: Columbarium.) vollwertiges Meisterwerk geboten wird. Auch sonst
 
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