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Die Gartenkunst — 8.1906

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Pudor, Heinrich: Zur Farbenästhetik des Waldes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0256

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VIII, 12

DIE GARTENKUNST

243

Holzes allein war mafsgebend. Die kaufmännische
und mathematische. Berechnung überwog. Der
Forstmann war weder zugleich Künstler, noch
Ästhetiker, sondern er war Holzverrechner, abge-
sehen davon, dal's er Jäger war. Das Laub des
Baumes war nicht zu Holz und war nicht zu
Geld zu machen, und folgerichtig kümmerte sich
der Porstmann nicht um Laub und Nadeln. Heute
erst wird auch in der Literatur und zum Teil auch
von ministerieller Seite empfohlen, dio ästhetische
Seite der Forstwissenschaft mehr zu borücksich
tigen.

Will man nun einige Grundzüge für die Farben-
ästhetik des Waldes gewinnen, so mufs man ein-
mal Nadel- und Laubwald grundsätzlich unter-
scheiden. Joner ist dunkel, dieser im Verhältnis
heil; das Grün der Nadelbäume ist ins Bläuliche
damals jenes englische Buch in deutschen Fachzeit-
schriften und suchte dio Idee als treffend richtige
in Deutschland zu propagieren. Aber man hörte
lange nichts weiter davon. Dann kam Olbrich mit
seinen Farbengärten. Also dasselbe Prinzip, nur
etwas verallgemeinert, vom Blumenbeet auf den
Garten überhaupt übertragen. Auch das war
richtig. Olbrichs erste Vorsuche in Darmstadt
waren von grofsem Erfolg begleitet. Und nun noch
einen Schritt weiter. Die Farbe als Prinzip erhoben
auch bei der Anlage des Waldes. Die Farbe oder
bosser die Farbenharmönio. Ja, hier beim Walde
hätte man eigentlich beginnen sollen, denn bei der
Blüte der Blume war die Farbe an und für sich be-
tont, während die Bäume mehr oder weniger in ein-
töniges Grün gekleidet sind. Aber man hatte auch
nicht im geringsten an die Farbe bei der Anlage der
Wälder gedacht. Wie hätte man sonst Stunden
lange Wälder nur in Pichten oder Buchen anpflanzen gehend, das der Laubbäume mehr ins Gelbliche gehend,
können! Ebensowenig als die Formen und Linien berück- Die Schatten der Nadelbäume sind tief und warm, und
sichtigte man vielmehr dio Farben. Der Nutzwert des regelmässig gestaltet, die der Laubbäume kalt und flach

und ganz unregelmäfsig in den Linien. Innerhalb beider
Gruppen nähert. sich der Lebensbaum, Wacholder
auf der einen und Rotbuche, Bluteiche auf der anderen
Seite der anderen Gruppe. Will man mischen und
Farbenharmonie herstellen, so kann man entweder
Nadelbäume für sich pflanzen und unter sich mischen,
natürlich nach gewissen gleich zu besprechenden
Prinzipien, oder Nadelholz und Laubholz mit einander
mischen, oder endlich Laubholz unter sich mischen.

Betrachten wir zunächst die Nadelhölzer. Unter
diesen sind die Tannen am meisten gelbgrün, die
Kiefern und Lärchen am meisten blaugrün, während
die Pichten dazwischen stehen. Die Farbenharmonie
wird nun dadurch erreicht, dafs man entweder blau-
grün Flächen in gelbgrüne Flächen mischt, oder
gelbgrüne Flächonin blaugrüne Flächen. Was man
davon tut, hängt einmal vom Boden, dann von
der Lage, weiter von dem Unterstand (ob Heidel-
[ämelner Friedhofswettbewerb. Einzelzeichnungen zum Entwurf beerkraut, Gras, Moos etc.) und endlich von der
von Bauer. Umgebung ab. Ähnlich bezüglich der Frage ob und
 
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