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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Parkpolitik und Gartenbau in Posen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0025

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XIV, 1

DIE GARTENKUNST.

17

dessen Gartenanlagen zur Zeit der Berufung Trips im
Jahre 1892 von ganz untergeordneter Bedeutung waren,
unter seiner Leitung aber einen schnellen und in vieler
Hinsicht bedeutungsvollen Aufschwung nahmen; auch
hier in Posen hat die Entwickelung der Gartenanlagen
ihren Ursprung zwar in den örtlichen und zeitlichen Um-
ständen genommen, aber der Einfluß, den die künst-
lerische Befähigung des technischen Leiters auf ihre Aus-
gestaltung nimmt, ist in jeder Einzelheit unverkennbar.

Rein äußerlich sind für die Entwickelung des öffent-
lichen Gartenwesens in Posen folgende Zahlen von
Interesse : Im Jahre 1880 wurden zum ersten Male eigene
Aufwendungen in Höhe von 1612 Mk. dafür gemacht.
Im Jahre 1898, als die Anlagefläche auf rund 7 ha und
die jährlichen Aufwendungen dafür auf 57,800 Mk. an-
gewachsen waren, wurde eine
selbständige Gartenverwaltung
eingerichtet, deren Arbeitsge-
biet sich ständig erweiterte.

Im Jahre 1910 belief sich der
Ausgabeetat bereits auf rund
260000 Mk. Und dabei ist von
den in Aussicht genommenen
Aufgaben selbst der nächst-
liegende Abschnitt, die garten-
mäßige Ausgestaltung des Pro-
menadenrings an Stelle der
niedergelegten Festungswerke
erst zum Teil durchgeführt.

Die Ziele, welche sich die
gegenwärtige Posener Stadt-
verwaltunggesteckt hat, gehen
aber erheblich weiter. Sie ist in
ausschauender Fürsorge seit
einigen Jahren bemüht, geeig-
nete Ländereien in der Umge-
bung zu erwerben, sie anzu-
pflanzen und aufzuforsten, um
nach und nach der Verwirkli-
chung des Planes, einen Wald-
und Wiesengürtel um die ganze Stadt herum zu schaf-
fen, näher zu kommen. Auf diesem Gebiete waren und
sind zum Teil noch die Folgen der verfehlten Grund-
stückspolitik früherer Zeiten gut zu machen. Posen besaß
einst in seinen die Stadt umgebenden acht Kämmerei-
dörfern ein Areal von über 10,000 Morgen erblich ver-
pachteten Ackerlandes, dazu beträchtliche Wiesen- und
Weideflächen. Dieser wertvolle Besitz ging infolge von
Ablösungen im Laufe der Jahre, bis auf einen kleinen
Rest, verloren. Das Ablösungskapital wurde größten-
teils zur Deckung von Fehlbeträgen der laufenden Ver-
waltung benutzt. Der im Jahre 1851 auf 55 ha zu-
sammengeschmolzene, unbebaute Grundbesitz wuchs
zwar nach und nach wieder etwas an, aber erst die
Bildung eines besonderen Grunderwerbsfonds im Jahre
1905 ermöglichte ein zielbewußtes und planmäßiges
Vorgehen. Der Erfolg ist, daß im Jahre 1910 wieder
gegen 310 ha städtisches Gelände, abgesehen von den

mit Schul- und Verwaltungsbauten besetzten Grund-
stücken , vorhanden war und weitsichtige Projekte,
wie die erwähnte Schaffung eines Wald- und Wiesen-
gürtels in ernsthafte Erwägung gezogen werden konnten.

Er soll im Norden der Stadt mit den, vor der Aus-
führung stehenden Anlagen, des 20 Hektar großen
Schilling-Spiel- und Sportparkes beginnen und seine
Fortsetzung über die anschließenden, pachtweise be-
nutzten , etwa 30 Hektar großen Glacisanlagen des
Forts Winiary und einige seit sechs Jahren in Auf-
forstung befindliche Geländeparzellen, nach depi im
Nordwesten der Stadt gelegenen unlängst eingemein-
deten Vororte Solatsch finden. Dieser soll zu einer
mit Parkanlagen und Waldflächen von fast 300 Morgen
Umfang ausgestatteten Eigenheimsiedelung entwickelt

werden und wird von einem, stellenweise bis 200 Meter
breiten Park- und Anlagenzug von fast 2 Kilometer, der
Länge nach durchzogen sein. Die Ausführung dieser
Anlagen nach Kubes Plänen ist bereits größtenteils be-
werkstelligt.

Südwestlich und südlich von Solatsch stehen der
Stadt ausgedehnte, eigene Ländereien zur Verfügung,
die jetzt teilweise als städtische Gärtnerei und Baum-
schule benutzt und in Zukunft der Fortsetzung des
Wald- und Wiesengürtels nach Süden hin dienen werden.
Diese Teile werden dann Anschluß an eine Promenade-
straße nach dem südwestlichen Vororte Gurtschin er-
halten, in dessen Umgebung Friedhöfe und eine im
Staatsbesitz befindliche, unter Rayonbeschränkung
liegende, also der Bebauung entzogene Fläche, die
Schaffung ausgedehnter Grünanlagen gesichert erscheinen
lassen.

Das letzte Glied dieses in großem Bogen von der

Ehrenhof der Ostdeutschen Ausstellung in Posen 19x1. Aufnahme von Heicke, Frankfurt.
 
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