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Die Gartenkunst — 14.1912

DOI Artikel:
Heicke, C.: Winke für den Blumenschmuck unserer Gärten, [1]
DOI Artikel:
Faulwetter, Hermann: Die Gartenkunst im Mittelalter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0038

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30

DIE GARTENKUNST.

XIV, 2

Es ist nun nicht der Zweck dieser Zeilen, allge-
meine Betrachtungen über solche und andere hierher
gehörige Dinge anzustellen, mit denen dem Fachmanne
nichts neues gesagt wird und die dem Liebhaber nichts
nützen können, sondern es soll damit Anregung ge-
geben werden zu Mitteilungen über geeignete und
wirkungsvolle Maßnahmen in der Verwendung des
Blumenschmuckes in unseren Gärten in kurzgefaßter
knapper Form. Diese können in zwangloser Reihen-
folge monatlich einmal an dieser Stelle veröffentlicht
werden und dürften eine gewiß vielen willkommene Be-
reicherung des Inhalts unserer Zeitschrift bilden. Sie
sind als Ergänzung zu Hoemanns Streifzügen gedacht,
sollen aber zum Unterschied von jenen nicht an die
gelegentlichen Wahrnehmungen anknüpfen, welche man
im Laufe des Jahres in Parks und Gärten zu Zeiten
macht, wo die betreffenden Sachen draußen bereits
in Blüte stehen, sondern sie sollen dann zur Sprache
gebracht werden, wenn die Zeit bevorsteht, in der die
erforderlichen Maßnahmen zu ihrer Vorbereitung ge-
troffen werden müssen. Jeder, der die Mitteilungen
sich zunutze machen will, ist dann noch in der Lage,
sich bei seinen Anschaffungen oder bei der Pflanzenan-
zucht darauf einzurichten.

Diclytra spectabilis DC.

Die unter dem Namen „Fliegendes Herz“ bekannte Staude
wird wegen ihrer eigenartig reizvollen Erscheinung neuer-
dings wieder stark bevorzugt. Sie gehörte schon zu dem Be-
stand der alten Bauern- und Hausgärten und ist in unserer
Erinnerung untrennbar mit deren Bild verknüpft, sodaß wir uns
kaum denken können, daß sie ein Fremdling in unserer Flora
ist. Sie hält im Gegensatz zu vielen anderen Stauden lange
auf dem gleichen Standorte aus und wird dann immer schöner,
namentlich als einzelne Pflanze auf der Staudenrabatte. Trotz
ihrer zierlichen Erscheinung, die gerade hierbei besonders gut zur
Geltung kommt, läßt sie sich aber auch im Park mit ausgezeich-
neter Wirkung in lockeren Gruppen vor Gehölzrändern ver-
wenden; und in größeren Anlagen kann man mit ihr sogar
zur Verwendung in großen Massen übergehen. Dabei ist sie
sowohl für sich allein, wie auch in Verbindung mit anderen
Stauden von vorzüglicher Wirkung. Foerster empfiehlt, sie
im Halbschatten mit Primeln, in der Sonne mit Schwertlilien
(mit Ausnahme der gelben) zusammenzupflanzen.

Wenn man sie nicht dauernd an ihrem Standorte belassen
kann, empfiehlt es sich, sie im Januar in geräumige Töpfe
einzupflanzen, wobei mit Lehm und Sand und einem Zusatz
von Hornspähnen vermischte Mistbeeterde benutzt wird, hält
sie kühl und luftig im kalten Kasten bis Mitte März, um sie
dann im freien Lande einzusenken. Gegen Nachtfröste müssen
die bald hervorkommenden jungen Triebe geschützt werden.
Vor der Blüte, die je nach der Witterung Ende April oder
Anfang Mai eintritt, werden sie an ihre Verwendungsstelle
gebracht, damit die Pflanzen vor dem vollen Erblühen noch
Zeit haben, ihre Blattstellung der Beleuchtung ihres Stand-
ortes entsprechend einzustellen, was gerade bei dieser Pflanzen-
art von besonderer Bedeutung für die gute Wirkung ist.
Nach der Blüte pflanzt man sie auf nicht zu schwerem Boden
aus, gießt noch einige Zeit, bis sie einziehen, und überläßt sie
dann der Ruhe, bis man sie wieder verwenden will. H.

Lilien.

Unter den Lilien, deren wir für die Verwendung im
Blumengarten eine große Anzahl schöner Arten haben, ist zur
Zeit die Japanlilie Lilium speciosum Thbg. eine der belieb-
testen. Da der größte Teil der im Handel angebotenen

Zwiebeln frisch aus Japan eingeführt wird, kommen sie meist
erst im Dezember und Januar in unsere Hände. Sie werden
dann in 14—16 cm großen Töpfen singepflanzt, die man aber
zunächst nur halbvoll füllt und mäßig feucht an frostfreien,
kühlen Orten aufbewahrt. Erst wenn die Zwiebeln zu treiben
beginnen, etwa von Mitte März an, gießt man mehr und füllt
die Töpfe, wenn die Triebe ca. 10 cm lang sind, bis zum
Rande mit etwas schwerer Erde an. Wenn keine Fröste
mehr zu erwarten sind, kommen sie auf ein sonniges Beet,
wo sie regelmäßig gegossen werden und, wenn sie gut durch-
gewurzelt sind, gelegentlich auch einen Dungguß erhalten.

Sie kommen in der Regel im August oder September
zur Blüte und werden, wenn man sie nicht auf regelmäßige
Beete mit geeigneter bodenbedeckender Unterpflanzung bringt,
in größeren Trupps zwanglos im Halbschatten verwendet.

Ähnlich verfährt man mit anderen importierten Lilien-
arten, z. B, mit der schönen, aber für mein Gefühl neben der
vorhergenannten etwas protzig wirkenden Goldbandlilie, Lilium
auratum Lindl. Man kann diese Japanlilien natürlich auch ins
freie Land pflanzen; dann muß man sie aber sehr tief pflanzen
und den Boden im Winter stark decken. Trotzdem gehen
sie häufig ein; es ist also sicherer, sie im Topf zu kultivieren,
zumal sie dann bei sachgemäßer Behandlung auch in den fol-
genden Jahren wieder gute Blumen bringen.

Von anderen Lilien kann man bei mildem Wetter jetzt
im Winter die Zwiebel noch mit gutem Erfolg in das Freie
auspflanzen, z. B. von Lilium croceum Chaix, die im Juni
und Juli ihre schönen safranfarbigen Blumen trägt, ferner von
L. tigrinum Gawl, deren leuchtendrote, dunkelgefleckte Blu-
men im Juli und August erscheinen, und von der Ende Mai
und Juni blühenden L. monadelphum M. B., deren Blütenfarbe
schwefelgelb bis tiefgoldgelb ist. Sie müssen, wie auch die
meisten anderen Lilien, ungefähr 25 cm tief unter die Erde
gebracht werden.

Diese wie alle Lilien sind hervorragende Zierden unse-
rer Blumengärten, sie sind auf der Staudenrabatte, wie auch
an anderen Stellen von vorzüglicher Wirkung. Wer sich mit
der Eigenart der einzelnen Sorten gut vertraut gemacht hat,
kann mit ihnen auch sehr wirkungsvoll arbeiten, indem er
nur aus Lilien gebildete lockere Gruppen im Rasen anordnet;
dabei ist zu beachten, daß die Blütezeit der verschiedenen Arten,
die in größeren und kleineren Trupps verwendet werden,
nicht die gleiche ist und also spät- und frühblühende in guter
Auswahl zusammengestellt werden müssen, sowie auch, daß
sie in bezug auf die Belichtung verschiedene Anfordei ungen
stellen und diejenigen, welche mit Halbschatten vorlieb neh-
men , in den Hintergrund einer solchen Gruppe zwischen
niedriges Gehölz, die volle Sonne verlangenden mehr im Vor-
dergrund und freigestellt angeordnet werden müssen. Auch
soll man, um die Schönheit der Blumen recht zur Geltung zu
bringen, mit solchen Gruppen ziemlich nahe am Wege bleiben,
am liebsten den Weg durch eine solche Lilienpflanzung hin-
duichgehen lassen. H.

Die Gartenkunst im Mittelalter.

Kunstgeschichtliche Studie mit 37 Abbildungen.

Von Herrn. Faulwetter, Bee-Croft, County Oak, Crawley-Sussex.

Einleitung.

Diegroße Wiedergeburt, die unsere gesamte deutsche
Kunst auf allen ihren Gebieten in den letzten Jahrzehnten
erlebt hat, wurzelt in dem Erwachen der Sehnsucht nach
einer bodenständigen nationalen Kultur. Diese Rück-
kehr zu einer völkischen Kultur kann nach einer Zeit,
in welcher der Deutsche kritiklos die Kunstauffassung
anderer Nationen zu der seinigen machte, als ein Sich-
wiederfinden des deutschen Volkes bezeichnet werden.
 
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