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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Gartenkunst und Gesundheitspflege
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Faulwetter, Hermann: Die Gartenkunst im Mittelalter, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0051

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XIV, 3

DIE GARTENKUNST.

43

gärtchen von beschränktem Umfange und mit Miniatur-
landschaften ausgefüllt, sondern auch reizvolle Anlagen
für die allgemeine Benutzung zu schaffen weiß. Dabei
fiel die tadellose Ausführung der fast als kleine Kunst-
werke anzusprechenden Modelle und anderen Formen
der Darstellung besonders vorteilhaft auf.

Alles in Allem muß man feststellen, daß das
Studium der Hygiene-Ausstellung, abgesehen von ihrer
künstlerisch hochwertigen Aufmachung in allen ihren
Teilen, jedem Gartenfachmann reichhaltige Gelegenheit
zu anregendem Studium bot, und daß wohl noch kein-
mal in gleicher Weise dem aufmerksamen Beobachter
in fast lückenloser Reichhaltigkeit ein Bild von den viel-
seitigen Beziehungen zwischen Gartenkunst und Gesund-
heitspflege geboten worden ist.

Die Gartenkunst im Mittelalter.

Kunstgeschichtliche Studie mit 37 Abbildungen.

Von Herrn. Faulwetter, Münster i. Westf.

(Fortsetzung.)

Der Garten der mittelalterlichen Burgen war nach
Jäger nur klein und für uns ohne Bedeutung. „Im all-
gemeinen können wir annehmen, daß nur die Fürsten
und einige der größten Landbesitzer Ziergärten hatten,
und auch diese waren, weil wir die Tiergärten aus-
schließen müssen, nicht groß. Die Gärten der Burgen
in ganz Mitteleuropa haben wir uns ganz klein, nur
auf den kleinen Raum, den sogenannten Zwinger,
zwischen den Burgmauern beschränkt zu denken.
Manche waren außer mit einigen Rosen und Würz-
kräutern und einer Laube auch mit beschnittenen Hecken
und Figuren von Fichten-, Taxus- und Wacholder-
bäumchen geziert, sonst nur Wirtschaftsgärten. Viel-
leicht gab es hier und da auch Springbrunnen, wenn
es die Höhe der Lage zuließ. Konrad von Würzburg
(1287) schildert in dem Gedicht „Engelhard von Burgund“
einen solchen Zwingergarten, zu dem kein anderer Ein-
gang vorhanden war, als durch die „Kemnate“. Der-
selbe hatte „lichte bluomen und gras“, und ein Baum
beschattete die Liebenden „mit wünnelicher blüete“.
Dazu „die bluomen und die rosen rot“. Der Raum auf
den Burgen war überall zu klein für Gärten, auch fehlte
den Männern aller Sinn dafür.“

Weiter als in den beiden vorstehenden Zitaten
reichen die Kenntnisse der älteren Gartenschriftsteller
nicht aus; sie stehen ganz allgemein viel zu sehr unter
dem Einfluß des landschaftlichen Gartenstils, um sich
eingehender mit den alten Gärten zu befassen. Aber
auch selbst in der neueren Zeit, die aus den eingangs
vorgebrachten Gründen größeres Interesse für das Ver-
gangene zeigen sollte, hat sich das Gesichtsfeld in
dieser Richtung nicht wesentlich erweitert.

Mayer und Ries*) führen in dem Kapitel über „die
Gärten des Mittelalters“ zunächst das schon Bekannte

*) Mayer und Ries, Die Gartenkunst in Wort und Bild.

von den Burg- und Schloßgärten auf und fügen weiter
eine kurze Besprechung der klösterlichen Gartenan-
lagen an:

„Während des Mittelalters waren die Klöster die
Träger der Kultur, was auch dem Garten zustatten kam.
Die Mönche bekümmerten sich nicht nur um den prak-
tischen, sondern auch um den wissenschaftlichen, bota-
nischen Teil. Innerhalb der Klostermauern konnte man
dem Garten schon etwas mehr Platz einräumen, als
in der Burg und im städtischen Hause möglich war.
Im Grundriß des Klosters von St. Gallen liegt er neben
dem Friedhof der Mönche, ln vielen Klöstern erinnert
seine Anlage an das Peristyl des römischen Hauses.
Der viereckige Garten ist allseitig umgeben von ge-
wölbten Säulengängen. Er wird durch zwei sich kreuzen-
den Hauptwege in vier große Felder zerlegt. Am
Kreuzungspunkt der Wege steht ein Wasserbecken mit
Springbrunnen oder der Brunnen ist, wie in Maulbronn
auf einer der vier Seiten in den Garten vorgebaut. An
den Seiten ranken Rosen, Wein, Epheu und Geisblatt
zwischen anderem Gesträuch. Die Felder verbleiben
als Rasen mit Obstbäumen oder nehmen Gemüsebeete
auf. Auf den Rabatten stehen Blumen, Gewürz- und
Arzneikräuter. Im St. Gallener Plan ist für die Mitte
des kleinen Klosterhofes „Savina Sefibaum“ einge-
schrieben (Juniperus Sabina).“

„Alle diese Gärten waren mehr oder weniger regel-
mäßig, „geschachzabelt“, d. h. wie ein Schachbrett ein-
geteilt. Einzelne derselben hatten bereits Wasserkünste
und gemusterte Beete im Sinne der späteren Parterre-
anlagen. Das waren offenbar vereinzelte Versuche auf
Grund der Mitteilungen älterer Schriftsteller oder auf
Grund der noch einigermaßen erhaltenen Reste antiker
Gärten.“

Wenngleich auch diese Beschreibungen von dem
äußeren Aufbau und selbst von einzelnen Teilen der
Gärten berichten, so reichen sie doch nicht aus, um
über den inneren Zusammenhalt genügend Aufschluß
zu geben. Zur Erreichung dieses Zieles muß der all-
gemein übliche Weg gerade umgekehrt beschriften
werden, indem zunächst die Einzelteile des Gartens
für sich an Hand eines möglichst reichen Illustrations-
materiales behandelt werden und dann erst die Ge-
meinschaft derselben, die Gartenkomposition, betrachtet
wird.

II. Eingang und Umzäunung.

Bei einer entwickelungsgeschichtlichcn Behandlung
des Gartens spielt die Umgrenzung des Gartengeländes
eine bedeutsame Rolle, weil der Gartenzaun wohl ge-
rade so alt ist wie der Garten selbst. Das Wort
„Garten“ stammt sogar von der ersten und notwendig-
sten Arbeit des Gärtners, die darin bestand, das Grund-
stück mit Ruten oder Zweigen zu umgeben, um es
nach außen abzuschließen. So wurde der Zaun und
mit diesem ganz besonders der Eingang, das erste
Architekturstück der Gartenanlage, welche sicher in
manchen Fällen auch für die weitere Gestaltung des
 
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