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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Winke für den Blumenschmuck unserer Gärten, [2]: Primeln
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0071

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XIV, 4

DIE GARTENKUNST.

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Ähnlich kann auch die schöne Primula denticulata
vermehrt werden, nur fällt die Sorte bei der Aussaat
in ihren Farben nicht ganz rein aus, was aber nicht
schadet; denn die hellen und dunklen Farbentöne (fast
weiß, hellblau, violett) sind mehr oder weniger alle
sehr schön. Primula rosea grandiflora fällt bei Aus-
saaten vollkommen rein aus.

Die Primula Sieboldi gehören wegen ihrer lang-
andauernden schönen Blüte zu unseren besten Früh-
jahrspflanzen. Sie werden am schönsten an halbschat-
tigem Standorte in lockerem, mit Laub und Haideerde
durchsetztem Boden ausgepflanzt, wo ihre Wurzeln fast
queckenartig das Erdreich durchziehen und oft an Stel-
len neue Sprossen zum Vorschein kommen, wo man sie
gar nicht vermutet hat. Legt man also Wert darauf,
die Farben getrennt zu halten, dann muß man die
Standorte der verschiedenen Sorten durch Schiefer-
platten genügend gegen das Hineinwuchern der Nachbarn
schützen. Die Primula Sieboldi werden am schönsten,
wenn sie mehrere Jahre an solchen Standorten unge-
stört verbleiben können. Das Verpflanzen kurz vor
der Blüte, das bei den anderen Primeln leicht ist und
ihre Verwendung für die wechselnde Bepflanzung der
Blumenbeete gestattet, vertragen sie nur, wenn man
sie im Herbst vorher schon in Töpfe gepflanzt hat,
die im kalten Kasten überwintert werden. Zum Ein-
pflanzen verwendet man in jeden Topf einen oder
mehrere der Keime, welche sehr an die der Mai-
blumen erinnern und ebenso wie diese bei der Ver-
mehrung beachtet werden müssen. Vermehrung durch
Samen ist leicht, man muß dann aber auch wieder
die falschen Farben durch mehrjährige Beobachtung
aussondern.

Die Verwendung der Primeln im Park und Garten
ist eine vielseitige. Als Einfassungspflanzen für Blu-
menrabatten eignen sich besonders die Acaulis- und
Elatiorsorten. Fast alle lieben sie Halbschatten, lassen
sich aber auch auf Steinpartien mit Vorteil verwenden,
nur sollte man sie da möglichst nach der Nordseite
bringen; für die Staudenbeete sind sie zur Frühjahrs-
zeit ganz unentbehrlich, und am Rande lichter Gehölz-
partien im Parke kommen sie, in großen Trupps an-
gepflanzt, vorzüglich zur Geltung. Als Winterschutz
lieben sie eine Decke aus trockenem Laub oder Fich-
tenreisig. He icke.

Bücherschau.

Prof. Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten. Bd. 6: Das Schloß.

Herausgegeben vom Kunstwart. Georg D. W. Callway, Mün-
chen. Die Reihe der von Schultze - Naumburg bearbeiteten
Bände der Kulturarbeiten setzt sich langsam zwar, aber be-
ständig fort. Es liegt uns der Band 6: Das Schloß vor, ein
ansehnliches Buch von dreihundert Seiten. Es fesselt vorzugs-
weise durch die reiche Fülle seiner guten Bilder. Es sind
deren über zweieinhalbhundert! Sie stammen aus allen Teilen
unseres Landes und viele sogar von außerhalb seiner Gren-
zen, aus Ungarn, Frankreich, der Schweiz u. s. w. Ihre Aus-

wahl zeigt wieder das besondere Gefühl des Verfassers für
die schlagende Beweiskraft guter Abbildungen. Er spricht
auch hier wieder mehr durch Bilder wie durch Worte, und der
Text, welcher zwischen den Bildern fast verschwindet, scheint
eigentlich nur dazu zu dienen, hier und da kurz auf das hinzu-
weisen, was die Bilder dem Leser sagen sollen, wie z. B. in
den ersten Abschnitten über den Übergang vom malerischen
mittelalterlichen Burgbau zu dem eigentlichen, aus der italieni-
schen Renaissance hervorgegangenen neuzeitlichen Schlosse,
dessen Eigenart vorzugsweise in seiner klaren Grundriß-
disposition und zweckvollen Raumausnutzung liegt.

In besonderen Abschnitten werden ferner Einfahrten,
Schloßhöfe und Freitreppen behandelt und, was uns hier vor-
zugsweise interessiert, auch die weitere Umgebung, die Gärten
mit ihren Terrassen, Parterres, Wasseranlagen u. s. w. Es ist
erfreulicherweise im Laufe der Zeit überflüssig geworden, mit
besonderem Nachdruck auf die Gesichtspunkte, welche Schultze-
Naumburgin diesen Abschnitten über die gartenmäßige Behand-
lung der Umgebung von Gebäuden aufstellt und an Hand guter
Beispiele aus der Wirklichkeit belegt, hinzuweisen, und Schultze-
Naumburg selbst scheint mit dem Erfolg seiner z. B. in den
,,Gärten“ (Bd. 2 der Kulturarbeiten) geübten scharfen Kritik an
den Entartungen und Entgleisungen der „Landschaftsgärtnerei“
zufrieden zu sein; denn wie er sich im vorliegenden Bande
bei seinen Bilderbeispielen auf die Wiedergabe mustergültiger
Werke beschränkt und auf die Beibringung von „Gegenbei-
spielen“ verzichtet, so läßt er auch im Text die Kritik fast
ganz zurücktreten gegenüber der Schilderung des stimmungs-
vollen Reizes alter Schloßgärten und ihrer Nutzanwendung
auf die Schöpfungen der Neuzeit. Wir sehen da in zahlreichen
Bildern die Terrassenanlagen von Sanssouci und St. Cloud, von
Veitshöchheim und Charlottenhof, vom bischöflichen Schlosse in
P'ulda und von Meudon wiedergegeben; wir begegnen trefflichen
Beispielen von Heckengärten und Laubenwänden, zum Teil mit
gut angeordneten schönen Bildwerken, aus den kaiserlichen
Privatgärten am neuen Palais, aus dem Park von Schönbrunn
und dem Garten des Schlosses Rohnstock i. Schlesien, aus
Schwetzingen und Würzburg; wir finden eine große Auswahl
mustergültiger Gartenbauten, wie Pavillons, Eingangspforten,
Gartenumwehrungen und anderes, für die ebenfalls die schon
genannten Anlagen die Fundgrube abgegeben haben. Und
allen Bildern sieht man an, daß sie nicht ängstlich und mit
Vorbedacht der Wirkung ausgetüftelt, sondern mit sicherem
Griff frisch aus der Wirklichkeit herausgeholt sind, weshalb
sie auch so beweiskräftig und sprechend wirken. Man legt
das Buch mit Befriedigung aus der Hand und greift oft und
gern wieder darnach. H.

Les Jardins de Le Nötre, Oeuvre magnifique. Unter diesem
Titel findet sich in Nr. 127 der Monatsschrift „La Vie ä la
Campagne", welche unter der Leitung von Albert Maumene
im Verlage von Hachette & Co. in Paris erscheint, ein Aufsatz
über die Kunst le Nötres Dieser Aufsatz verdient nicht nur
im Hinblick auf die geplante Studienreise nach Paris, sondern
wegen seines sachlichen Inhalts Beachtung. Er hält nicht das,
was seine Titel nach deutschen Begriffen vermuten läßt, d. h.
er gibt keine Schilderung der Le Nötreschen Gärten, abgesehen
von einigen guten Bildern, aber entschädigt dafür reichlich
durch die geistreiche Beleuchtung, in die er die Gärten von
Versailles, als den Ausdruck echt französischen Geistes durch
die Gartenkunst, rückt. Der Aufsatz, geschrieben von R. de
Pasille, gibt eine Zusammenstellung der Äußerungen von
Schriftstellern und Künstlern der Gegenwart über die Kunst
Le Nötres, die die tieferen Gründe für das Wiederaufleben
dieser Kunst der gesetzmäßigen Ordnung entschleiern sollen.
Dieses Wiederaufleben ist in Frankreich jüngern Datums wie
bei uns, zum Teil wohl, weil der Einfluß der beiden großen
Dichter Victor Hugo und Müsset bei den Franzosen viel weiter
in die Jetztzeit hineinreicht, als der Einfluß der Romantiker
bei uns. Der Grundgedanke des Aufsatzes ist: „Der Park
von Versailles ist mehr als nur eine Schule für Gärtner, er
 
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