Die Gartenkunst — 14.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0085
DOI Artikel:
Faulwetter, Hermann: Die Gartenkunst im Mittelalter, [3]: die Blumenwiese
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XIV, 5
DIE GARTENKUNST.
Die Laubengänge wurden ebenfalls aus
zierlichem Latten werk hergestellt und vornehm-
lich mit Rosen, Wein und Jasmin u. a. be-
rankt. Sie lagen nicht, wie häufig die Lauben-
gänge und Pergolen im modernen Garten im
Inneren des Gartenraumes, sondern begleiteten
die Grenzlinien, indem sie sich meistens an
die Mauern anlehnten.
Abb. 29. Maria im Rosenhag. Cöln-Walraf, Richartz Museum.
Stephan Lochner. Rasenbank mit Spalierlaube.
Ein brunne durch den garten rann
luter unde reine,
kisling und griz steine
lagen so vil in der furh,
daz der brunne da durh
etswa in noeten dranc
und reht in schelle wise klanc.
Das Wasser hat, wie von jeher im Garten
überhaupt, so auch in dem des Mittelalters
eine bedeutende Rolle gespielt, und zwar findet
man es nicht nur als das zum Pflanzenleben
notwendige Element, sondern es hat ganz all-
getroffen werden (Abb. 27, 28, 29). Das Dach konnte
fortfallen, da, wie aus manchen literarischen Schilde-
rungen hervorgeht, die Kronen der in Reihen ange-
pflanzten Bäume sich wie ein Gewölbe deckend an-
einander schlossen. Wie aus Abb. 12 hervorgeht, wurden
diese oft zimmerartig behandelt, indem in den Wänden
fensterartige Öffnungen ausgespart wurden. Zur Be-
kleidung der Spaliere kamen kletternde Sträucher,
meist Rosen, Brombeeren oder Wein, zur Anpflanzung.
Das Lattenwerk der Spaliere ist in allen Fällen,
wo es in Verbindung mit den Kletterpflanzen auftritt,
zierlich gearbeitet, damit es das Emporklimmen der
Gewächse begünstigt. Nur vereinzelt, wenn auf eine Be-
rankung kein Wert gelegt wurde, errichtete man fest-
gefügte Holzgeländer aus Balkenwerk. In Abb. 13 tritt
noch ein Drahtgeflecht hinzu, augenscheinlich zu dem
Zwecke, um Hunde und dergleichen andere Tiere von
dem intimen Teile des Gartens fernzuhalten. Aus dem
gleichen Grunde ist wohl auch das Bäumchen auf dem
Beete rechts im Bilde mit einem Eisenkorbe geschützt.
Der Laubengang in Abb. 12 erinnert sehr an den
Kreuzgang des mittelalterlichen Klosterhofes, welcherihm
seiner Entstehung nach auch wohl zugrunde liegen mag.
Aufschnitt,
MARiA i(NI DEN
ERDBEEREN
Abb. 33. Rosenspalier auf einer Rasenbank. Ausschnitt aus
„Maria in den Erdbeeren“ um 1430. Solothurn. Städt. Museum.
DIE GARTENKUNST.
Die Laubengänge wurden ebenfalls aus
zierlichem Latten werk hergestellt und vornehm-
lich mit Rosen, Wein und Jasmin u. a. be-
rankt. Sie lagen nicht, wie häufig die Lauben-
gänge und Pergolen im modernen Garten im
Inneren des Gartenraumes, sondern begleiteten
die Grenzlinien, indem sie sich meistens an
die Mauern anlehnten.
Abb. 29. Maria im Rosenhag. Cöln-Walraf, Richartz Museum.
Stephan Lochner. Rasenbank mit Spalierlaube.
Ein brunne durch den garten rann
luter unde reine,
kisling und griz steine
lagen so vil in der furh,
daz der brunne da durh
etswa in noeten dranc
und reht in schelle wise klanc.
Das Wasser hat, wie von jeher im Garten
überhaupt, so auch in dem des Mittelalters
eine bedeutende Rolle gespielt, und zwar findet
man es nicht nur als das zum Pflanzenleben
notwendige Element, sondern es hat ganz all-
getroffen werden (Abb. 27, 28, 29). Das Dach konnte
fortfallen, da, wie aus manchen literarischen Schilde-
rungen hervorgeht, die Kronen der in Reihen ange-
pflanzten Bäume sich wie ein Gewölbe deckend an-
einander schlossen. Wie aus Abb. 12 hervorgeht, wurden
diese oft zimmerartig behandelt, indem in den Wänden
fensterartige Öffnungen ausgespart wurden. Zur Be-
kleidung der Spaliere kamen kletternde Sträucher,
meist Rosen, Brombeeren oder Wein, zur Anpflanzung.
Das Lattenwerk der Spaliere ist in allen Fällen,
wo es in Verbindung mit den Kletterpflanzen auftritt,
zierlich gearbeitet, damit es das Emporklimmen der
Gewächse begünstigt. Nur vereinzelt, wenn auf eine Be-
rankung kein Wert gelegt wurde, errichtete man fest-
gefügte Holzgeländer aus Balkenwerk. In Abb. 13 tritt
noch ein Drahtgeflecht hinzu, augenscheinlich zu dem
Zwecke, um Hunde und dergleichen andere Tiere von
dem intimen Teile des Gartens fernzuhalten. Aus dem
gleichen Grunde ist wohl auch das Bäumchen auf dem
Beete rechts im Bilde mit einem Eisenkorbe geschützt.
Der Laubengang in Abb. 12 erinnert sehr an den
Kreuzgang des mittelalterlichen Klosterhofes, welcherihm
seiner Entstehung nach auch wohl zugrunde liegen mag.
Aufschnitt,
MARiA i(NI DEN
ERDBEEREN
Abb. 33. Rosenspalier auf einer Rasenbank. Ausschnitt aus
„Maria in den Erdbeeren“ um 1430. Solothurn. Städt. Museum.