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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoffmann: Wettbewerb "Friedhofbauten und -Erweiterung" Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0117

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XIV, 7

DIE GARTENKUNST.

103

Krematorium bestimmt. Ein glückliches Zusammen-
treffen hat diesen Preis einer Arbeit gebracht, die in
architektonischer und friedhofstechnischer Hinsicht mit
zu den Besten zu rechnen ist, die aber, weil sie allzu-
wenig Rücksicht auf Bestehendes nimmt, kaum für die
Prämierung hätte in Betracht kommen können. Die
Verfasser schieben die mit zwei Vorhöfen und einem
dreifachen, anspruchslosen Kuppelbau überaus reizvoll
und zweckbezeichnend gestaltete Bauanlage tief in den
alten und belegten Friedhofsteil hinein. Die breiten
Alleen, die von der Nordfront der Gebäude ausgehen,
führen geradewegs über Erbbegräbnisse und Reihen-
gräber, über Baum und Strauch hinweg und nehmen
auch viel zu wenig Rücksicht auf die Geländehöhen.
Man wird selten so viel schöne und interessante Motive
mit einem so rücksichtslosen Hinwegsetzen über alle
Forderungen des Programms und der Zweckmäßigkeit
in einer Arbeit vereinigt finden wie hier. —

Die angekaufte Arbeit „Friede den Toten“ zeigt
eine reife, gut bearbeitete Lösung, die aber, abgesehen
von dem lobenswerten Äußeren der Bauten, nicht
wesentlich hervortritt. Die Gesamtdispositionen der
Friedhofanlage könnten größere, — ruhigere sein, —
doch wird dies durch die gut durchgeführte Klein-
gliederung wieder einigermaßen wettgemacht.

Eine der besten Geländegestaltungen, — und be-
stimmt die zweckmäßigste Friedhofanlage weist
das Projekt „Vita somnium breve“ auf. Hier konnte
die polyforme, weder zweckmäßige noch sonderlich
schöne Bauanlage kaum viel dazu beitragen, daß sich
das Preisgericht zu einem Ankäufe der Arbeit ent-
schloß. Die Friedhofanlage weist viele Vorzüge auf
und die gut gelungenen Perspektiven (tempera) illustrieren
die Absichten des Verfassers trefflich. Eine bauliche
Durchschnittsleistung hätte jedenfalls diese Arbeit um
ein Erkleckliches in der Prämierungsliste vorgeschoben.

Die angekauften Arbeiten mit den Kennworten
„Vorhof“ und „Droben auf dem Wolfsberg“ bieten
in fachlicher Hinsicht weniger; die erstgenannte weist
in der Gestaltung des Friedhofes immerhin noch einige
Vorzüge auf, während die letztere in gartentechnischer
Hinsicht kaum eine Lösung, vielmehr eine schematische
Reisbrettarbeit bringt.

Es wäre unrecht, wollte man die immerhin guten
und teilweise sogar sehr guten Arbeiten unerwähnt
lassen, die infolge von Unstimmigkeiten in den Ge-
samtdispositionen oder wegen Mängel in den baulichen
Anlagen nicht mehr erreichen konnten, bei einem rein
gartentechnischen Wettbewerbe aber jedenfalls gut
abgeschnitten hätten.

Die Arbeiten „Jahreswende“ (Nr. 76) ist reif be-
arbeitet, scheint jedoch mit den Niveauhöhen zu wenig
gerechnet zu haben. „Angepaßt“ (No. 6) bearbeitet
den alten Teil und die Anschlüsse an den neuen Teil
so raffiniert geschickt, daß fast keine Exhumierungen
oder Beseitigungen von Alleebeständen nötig wurden.
Auch die Behandlung des neuen Teiles läßt auf einen
erfahrenen und befähigten Friedhofsfachmann schließen.

Friedhofwettbewerb Pforzheim. Abschluss der Hauptallee.
Gartenarchitekt Lilienfein.

„Den lieben Toten“ (Nr. 50) und „Der Tod gleicht
alles aus“ (Nr. 51) haben augenscheinlich denselben
Verfasser. Die Arbeiten wären recht gut, wenn mehr
Rücksicht auf Bestehendes genommen wäre. Eine
ganz vorzügliche Zeichentechnik weist die Arbeit „Ge-
trennt-vereint“ (Nr. 88) auf. Die Friedhofanlage hat
entschiedene Mängel; ganz besonders mißfällt, wie mit
rührender Konsequenz alle 30 und 40 m mitten an
den Wegkreuzungen, runde, ovale, eckige und andere

Friedhofwettbewerb Pforzheim. Kindergrabfeld.
Gartenarchitekt Lilienfein.
 
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