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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [10]: die römischen Villen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0149

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XIV, 9

DIE GARTENKUNST.

141

VEDVTA DEL GIARDINO DELL EMINlVsiG. CARDINALE PAOLO SAVELLI PERETII VERSO SANTA MARIA MAGGIORE

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Abb. 2. Ansicht der Villa Negroni (früher Savelli Perretti) nach einem Stich von Falda.

Vorstellung entstehen. Die gleichförmig rhythmische Auf-
teilung eines Raumes oder einer Fläche hat einen großen
Reiz, wenn sie sich innerhalb der notwendigen Grenzen
hält. Auf ihr beruht die große Schönheit der italienischen
Paläste sowohl der Frührenaissance, wie auch der Spät-
renaissance und auch des Barock. Sie war damals sogar
ein anerkanntes Gesetz. In den Gärten wurden große
Felder in Quadrate oder Rechtecke aufgeteilt. Aber
die waren keine Flächen, sondern Räume, nicht bloß
durch Wege gebildet, (der Gärtner gestaltet „architek-
tonisch“ bekanntlich auf die höchst einfache Weise,
daß er gerade Wege macht, womit für ihn alles ge-
tan und erreicht ist), sondern umgekehrt als gechlos-
sene Räume gedacht und durch ihre Heckenwände
dann zugleich den Wegen eine starke, perspektivische
Raumwirkung verleihend. Sie hatten meist Eingänge
an jeder Seite, trugen wohl Blumenbeete und hatten
als lebendigen Inhalt einen Brunnen (Abb. 12 u. 13).
Erst um die Zeit Lenötres wurden hier in den ausge-
dehnten Quartieren, wo man für so zahlreiche Einzel-
räume keinen Bedarf mehr hatte, im Gegenteil große
massive Laubmassen erstrebte, die Wege zu den be-
vorzugten Trägern der architektonischen Aufteilung
dieser nun an sich ganz neutralen massigen Glieder
der Gesamtkomposition. (Wobei wieder zu berück-
sichtigen ist, daß diese großen Laubmassen-Quartiere
selber einen Raumwert darstellen).

Die Verwendung der Pflanzen beschränkt sich in
der Hauptsache auf die bekannten Arten. Zwar hatten
die Blumen sicher eine starke Bereicherung erfahren.
Im übrigen blieben die Orangenspaliere, die Vasen-

pflanzen, Buchshecken, Alaternus-, Laurus tinus- (= Len-
tagine), Lorbeerhecken und die großen Hecken aus
Steineichen. Zypressen sind ziemlich selten verwendet.
Die Dickichte bestehen zumeist aus Steineichen, nicht
aber wie Tuckermann meint, als freies Walddickicht,
sondern immer noch in Höhe von 4—6 m flach ge-
schnitten, was man noch heute überall sehen kann.
Nach den alten Stichen scheint es, daß dann im
16. Jahrhundert langsam die Schätzung freiwachsender
Bäume erwachte, so daß man hier und da einzelne
Reihen oder Alleen von ungeschnittenen Steineichen
abgebildet sieht. Auch versuchte man damals, die
Pinien für Alleen usw. zu verwerten, selten mit wirk-
lich guter Wirkung. Dann erst begann, im 17. Jahr-
hundert, die reichliche Verwendung von Hainen, von
geschlossenen freiwachsenden Gehölzmassen. Man
suchte Abwechslung durch verschiedene Arten. Pinien-
haine, Steineichenhaine, sogar Rottannendickichte. Letz-
tere befremden uns. Offenbar liebte man sie als Er-
innerung an die schattigen kühlen Gebirgswälder.
Schon in der Villa Madama war eine regelmäßige
Pflanzung von ,,Abeti“-Tannen vorgesehen. Sie er-
reichen aber nie ihre natürliche Schönheit. Die Sucht
nach Originalität brachte jetzt auch laubabwerfende
Gehölze herein, sogar solche, die im Charakter gar
nicht paßten, wie in Villa Borghese eine Ulmenallee.

Der Sinn für das Pittoreske, das Malerische, für
die anscheinend regellose Schönheit der außermensch-
lichen Natur war erwacht. Er äußert sich nicht in
Landschaftsnachahmungen in den Gärten, obwohl es
mir wichtig scheint darauf hinzuweisen, daß Tasso in
 
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