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Die Gartenkunst — 14.1912

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Kania, Hans: Schlösser und Gärten von Sanssouci: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0213

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XIV, 14

DIE GARTENKUNST.

205

Abb. i. Sanssouci: Haupteingang. Originalaufnahme von M. Hochgeladen in Potsdam.

Schlösser und Gärten von Sanssouci.

Vortrag gehalten in der Sitzung der Gruppe Brandenburg am 7. Februar 1912 von Dr. Hans Kania, Berlin.

Der Name Sanssouci ist mit der Person des großen
Preußenkönigs für alle Zeiten unlöslich verbunden.
Diese Parkgestaltung mit ihrer Fülle von Bauten läßt
uns das gesamte künstlerische Wesen des Fürsten in
hellem Lichte erscheinen, seinen Willen zum Schaffen
so gut wie seine seelischen Stimmungen. Wichtig
genug erscheint es daher, einmal den eigenen Anteil
Friedrichs an dem großen Werke zu ermessen, zu den
inneren Antrieben seiner schöpferischen Tätigkeit vor-
zudringen.

Die Wahl des Platzes für seinen Park ist Friedrichs
eigenster Gedanke. Die Gegend war ihm von seinen
Jugendtagen her wohlbekannt. Hatte er doch oft auf
der kleinen Besitzung seines Vaters, „Marly" genannt,
geweilt und dann wohl auch die nahen Hügel erstiegen.
Die großen Gärten des 17. und 18. Jahrhunderts hegen
in der Ebene (Versailles, Nymphenburg, Schwetzingen),
und so war denn auch eine solche für die neue An-
lage bestimmt. Das Neue aber, nur dem König Eigene,
ist der Terrassenaufbau und das Lusthaus auf der

Höhe des Weinbergs. Von hier aus gedachte er seine
Schöpfung einheitlich zu erfassen. Er ging auf die
Höhe, von der er damals das ganze Haveltal von der
Nuthemündung bis Caputh überblicken konnte. Dieser
von den Zeitgenossen gerühmte Blick zog ihn an, die
Einsamkeit und Stille der Natur, das Erhabensein über
der Welt ließen sein Herz höher schlagen. Hier mußte
dann später, beim Emporwachsen der Bäume, noch
ein weiterer Reiz für sein empfängliches Gemüt hin-
zukommen. Wir wissen, daß er sich über die „superbes
tilleuls de Charlottenbourg“ freuen konnte, daß er ein
Auge auch für die vom Wechsel der Jahreszeiten man-
nigfach bedingte Färbung des Laubes besaß. Das
selbständig gebildete Naturgefühl des Herrschers, das ihn
die Feierstille der Rheinsberger Gegend hatte finden
lassen, hat auch an dieser Stelle nicht versagt. Es ist
doch ein erheblicher Gegensatz zu Versailles vorhanden,
wo man aus dem Nichts etwas schuf, während hier
eine natürliche Umgebung, die von Höhen umsäumte
Havel, als Stimmungswert mit empfunden wurde. So-
 
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