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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heick, Gustav: Oleander und Granatbaum
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0327

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320

DIE GARTENKUNST.

XIV, 21

Aus dem Ausstellungsgarten der Gebr. Mertens,

auch wieder auf den Oleander besonnen. Zwar findet
man ihn wohl in den meisten größeren Gärtnereien;
ihn aber als Spezialität zu behandeln, hat die Firma
Wilhelm Spitzlay in St. Goarshausen am Rhein
unternommen, und man kann ihr zu diesem Unter-
nehmen nur einen guten Erfolg wünschen. Weist doch
ihr Sortiment vierzig verschiedene Arten auf, neue und
alte, und mag es wohl viel Mühe gekostet haben, ein

solches Sortiment überhaupt zu-
sammen zu bekommen.

Wir finden da Farben vertreten,
wie wir sie beim Oleander, der
Lorbeerrose, gar nicht erwartet
haben. Neben dem typischen Ro-
senrot und dem reinen Weiß, das
so vornehm und fast geheimnisvoll
aus dem dunklen Laube hervor-
leuchtet, ist Gelb in vielen Tönen
vertreten. Rot ist wohl die Flaupt-
farbe, es tönt in allen Abstufun-
gen. Daß gestreifte Blüten und
Blätter nicht fehlen, daß bei an-
deren Arten die Blume vergrößert
ist, das darf uns kaum wunder-
nehmen, sie ist eben so wunder-
schön, diese Oleanderblüte, ein
Blütenwunder.

Es dürfte eine neue Zeit für
den Oleander anbrechen. In den
Gärten, bei den Blumenfreunden,
in den Blumengeschäften wird er
hoch willkommen sein, und er
braucht seine Zeit nicht allein in
den Dörfern, stillen Landstädtchen
und alten vergessenen Gärten zu verträumen.

Nicht anders wie dem Oleander ergeht es dem
Granatbaum, Punica granatum. Allerdings hat dieser
nie die Volkstümlichkeit und allgemeine Beliebtheit
und Verbreitung gefunden wie dieser. Er lebte meist
in vornehmer Umgebung, gehörte so recht in die
Orangerie der Schlösser, und fand in den weiteren
Kreisen der Blumenfreunde und -Freundinnen kaum
eine Aufnahme. Man kannte ihn

Aus dem Ausstellungsgarten der Gebr. Mertens, Zürich.

dort fast gar nicht. Und doch
verdient auch der alte, fast ver-
gessene Granatbaum unsere Auf-
merksamkeit und Liebe. Wir brau-
chen nicht immer nach dem Neu-
esten zu fahnden.

Allerdings ist das Laub dieses
Baumes nicht so dekorativ wie
beim Oleander und beim Lorbeer,
und doch erfreut er uns. Denn
seine Blüten sind herrlich, wie ein
Traum aus dem Süden. Diese
Blüten entschädigen auch nicht nur
durch die glänzende Färbung, das
auffällige und doch so fein wir-
kende Granatrot; die Dauer der
Blütezeit, je nach der Art vom
Juni bis Oktober, ist auch wertvoll
für den Garten. Bringt es unser
Granatbaum gar zur Fruchtbildung,
zu Früchten von eigenartigem Reiz,
dann steigt er weiter in unserer
Wertschätzung. Auch seine Wider-
 
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