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Die Gartenkunst — 14.1912

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König, Hermann: Non scholae, sed vitae discimus: ein Beitrag zur Ausbildung des Gartenarchitekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0343

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336

DIE GARTENKUNST.

XIV, 22

regen Meinungsaustausch über diese, den Lebensnerv
unseres Berufes berührende Frage, als durchaus wün-
schenswert zu erachten.

Eine gute Allgemeinbildung des Gartenarchitekten,
das sei vorweg gesagt, dürfte heute wie auch in Zu-
kunft als eine conditio sine qua non, für eine fort-
schreitende Entwickelung unseres Berufes gelten, wenn
ich dann allerdings im Gegensatz zu Herrn Hoemann
der Ansicht bin, daß die Berechtigung zum Einjährig-
Freiwilligen-Dienst eine genügend solide Grundlage für

zukünftige Gartenarchitekt sein theoretisches Studium
im günstigsten Falle mit 25 Jahren beendet haben,
dies würde um 2—3 Jahre später sein als bei anderen
akademischen Berufen. Dies allein ist schon ein Moment
von nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Bedeu-
tung. Doch nehmen wir ruhig an, daß die pekuniäre
Frage zunächst nicht in Betracht käme, viel schwer-
wiegender ist der Umstand, daß der betreffende Kandi-
dat nach Absolvierung der Hochschule, ohne eine Spur
von Praxis ins Leben tritt. Die geforderten 4 Semester

Abb. 6. Gartenhaus. Entwurf und Ausführung von Otto Froebels Erben, Zürich.

die weitere Ausbildung des Gartenarchitekten gibt, so
sollen nachstehende Zeilen dazu dienen, diese Ansicht
zu bekräftigen. Zunächst wird es nötig sein, sich den
Werdegang des zukünftigen Gartenarchitekten nach
dem Hoemannschen Programm vor Augen zu führen.
Normalerweise wird man mit einem Alter von 18 Jahren
für den Abiturienten zu rechnen haben. Nach Verlassen
des Gymnasiums kämen, wenn ich Herrn Hoemann
recht verstanden habe, vier Semester Gärtner-Lehr-
anstalt, dann das einjährige Dienstjahr und schließlich
ein achtsemestriges Studium an der technischen Hoch-
schule in Betracht. Nach diesem Programm würde der

Lehranstalt können doch nicht als Praxis gelten; Herr
Hoemann scheint hierin allerdings anderer Meinung
zu sein, denn er sagt:

„Ist eine gute Vorbildung, in Form einer aus-
reichenden Allgemeinbildung vorhanden, so ist die
nächste Forderung eine gute technische Ausbildung
und die Aneignung einer vorzüglichen Materialkennt-
nis. Dies letztere ist für den Gartengestalter besonders
wichtig. Diese Forderung wird auch mehr oder
weniger ausreichend auf den Gartenbauschulen heute
erfüllt und etwaige Mängel und Lücken sind wohl
ohne übergroße Schwierigkeiten zu beseitigen.“
 
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