HEROENSAGE. E. F. MINYER. ARGOFAHRT. ORCHOMENOS. §700.701. 69
7. ‘Weihung der Argo’ auf dem Isthmos: Apd. 1, 9, 29. Diod. 4, 53.
MOrch. 272.
F. BÖOTISCHE MINYER THRAKER UND
PHLEGYER.
§ 701. Die Sage von Iolkos hat hiemit bereits geendet.
Den Minyern Korinths und dem von Pelias seinem Bruder schon
früh getrennten Neleus werden wir weiter unten von neuern be-
gegnen ; das Königshaus von Orchomenos aber, dessen Landeshort
durch die iolkische Argofahrt wieder heimgebracht ward, führt
auf den Ahn jenes Hauses, Atliamas, und auf das Geschick seines
ganzen Geschlechts uns zurück. Durch schützende Göttermächte
pelasgischen Dienstes, Hera und Hermes, war sein mit Nephele
erzeugter Sohn Phrixos den Ränken seiner zweiten Gemahlin,
der Kadmeerin Ino, glücklich entgangen, 3 dagegen auf dieser
selbst und dein von ihr eingebrachten Dionysosdienst ein Göt-
terfluch lastete, dem auch König Atliamas und die mit Ino von
ihm erzeugten Kinder verfielen. Dass Athamas und Ino Zeus’
und Semeles Kind Dionysos in Pflege genommen hatten, brachte
durch Ileras Zorn Raserei über sie. Der rasende Athamas zielte
in bacchischer Wuth auf sein Kind Learchos als sei es ein Hirsch;
die rasende Ino übt einen anderen bacchischen Brauch, den
der Aufkochung, indem sie ihr zweites Kind Melikertes im heissen
Kessel tödtet; durch Sturz in das Meer neu belebt, ward er zum
korinthischen Gott der Schiffahrer Palämon, sie zur vergötterten
Leukothea. 3 Landesflüchtig aus Böotien, fragt Athamas nun
beim Orakel an, wo er künftig zu wohnen habe; die Antwort
ist: da wo er der Gast wilder Thiere sein werde. 4Hier geht
die Sage auf jenen Gegensatz von Bewässerung und Trockniss
zurück, der uns das Schicksal der Nephelekinder und ihres
Vliesses Bedeutung verständlich machte; in Lämmerhüften, welche,
von fliehenden Wölfen zurückgelassen, nach langem Irren zur
Nahrung ihm dienen, lässt sich der Doppelsinn bewässerter Aus-
höhlungen des Erdreichs erkennen. 5 Die als athamantisches
7. ‘Weihung der Argo’ auf dem Isthmos: Apd. 1, 9, 29. Diod. 4, 53.
MOrch. 272.
F. BÖOTISCHE MINYER THRAKER UND
PHLEGYER.
§ 701. Die Sage von Iolkos hat hiemit bereits geendet.
Den Minyern Korinths und dem von Pelias seinem Bruder schon
früh getrennten Neleus werden wir weiter unten von neuern be-
gegnen ; das Königshaus von Orchomenos aber, dessen Landeshort
durch die iolkische Argofahrt wieder heimgebracht ward, führt
auf den Ahn jenes Hauses, Atliamas, und auf das Geschick seines
ganzen Geschlechts uns zurück. Durch schützende Göttermächte
pelasgischen Dienstes, Hera und Hermes, war sein mit Nephele
erzeugter Sohn Phrixos den Ränken seiner zweiten Gemahlin,
der Kadmeerin Ino, glücklich entgangen, 3 dagegen auf dieser
selbst und dein von ihr eingebrachten Dionysosdienst ein Göt-
terfluch lastete, dem auch König Atliamas und die mit Ino von
ihm erzeugten Kinder verfielen. Dass Athamas und Ino Zeus’
und Semeles Kind Dionysos in Pflege genommen hatten, brachte
durch Ileras Zorn Raserei über sie. Der rasende Athamas zielte
in bacchischer Wuth auf sein Kind Learchos als sei es ein Hirsch;
die rasende Ino übt einen anderen bacchischen Brauch, den
der Aufkochung, indem sie ihr zweites Kind Melikertes im heissen
Kessel tödtet; durch Sturz in das Meer neu belebt, ward er zum
korinthischen Gott der Schiffahrer Palämon, sie zur vergötterten
Leukothea. 3 Landesflüchtig aus Böotien, fragt Athamas nun
beim Orakel an, wo er künftig zu wohnen habe; die Antwort
ist: da wo er der Gast wilder Thiere sein werde. 4Hier geht
die Sage auf jenen Gegensatz von Bewässerung und Trockniss
zurück, der uns das Schicksal der Nephelekinder und ihres
Vliesses Bedeutung verständlich machte; in Lämmerhüften, welche,
von fliehenden Wölfen zurückgelassen, nach langem Irren zur
Nahrung ihm dienen, lässt sich der Doppelsinn bewässerter Aus-
höhlungen des Erdreichs erkennen. 5 Die als athamantisches