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Auch Kuckuckuhren sind beliebt, entweder ebenfalls
unter dem englischen runden Schild, oder in den schwar-
zen Kästchen mit Säulen, wie sie der Schwarzwald liefert.
Perlmuttereinlagen zur Verzierung der Holzringe
sind beliebter, als jene in Messing.
Für Gewichtuhren hat man Messingketten und eiserne
Gewichte, welche unten abgerundet sind.
Sehr viele der Federnzugnhren (Spring ckiuls), welche
Schwarzwälder verkaufen, werden in England gemacht.
Die Uhrenmacher des Schwarzwaldeö scheinen ihre Ab-
nehmer in England in dieser Sorte nicht zu befriedigen.
Da ächte englische Werke unter die Normaluhren für
den Schwarzwald ausgenommen wurden, so wird cs
darin mit der Zeit auch besser werden.
Auch fast alle Stockuhren beziehen die Schwarzwäl-
der Uhrenhändler aus England selbst; man verlangt
massive Werke mit Schnecken, Saitcnzug und schwerem
Pendel; sowohl im Werk als im Kasten entspricht der
Schwarzwald noch nicht genügend. Gute Stockuhren
werden daher in England auch gerne begehrt werden.
Skelettuhren, deren einige von englischen Meistern
in der Ausstellung zu sehen waren, sind nicht mehr sehr
gebräuchlich.
Auch die Stockuhrcnkästcn der Engländer haben den
Charakter des Soliden; man sieht manche in gothischem
Style, mit Verzierungen von Holzschnitzwerk und ans
fremden Holzern. Verschiedene Muster von englischen
Schilden und Kasten kaufte ich für die Schule an.
Pariser Pcndulcn gehen weniger in den von Schwarz-
wäldern betriebenen Geschäften, in den größeren Maga-
zinen fallen dieselben mehr ins Auge.
In Taschenuhren vom Schwarzwalde dürften in
England gute Geschäfte zu machen sein; Cylinderuhren,
für welche garantirt werden kann, werden von den
Händlern zn 24 bis 30 st. aus der Schweiz bezogen,
Ankernhren sind theurer. Auch in der Taschenuhrenma-
cherei must man auf die englische Construction Rücksicht
nehmen; kurze Anker, fester Eingriff, sorgfältige Re-
passage, eine gute Spirale scheinen namentlich zu be-
rücksichtigen zu sein.
Im Norden von England scheinen die Schwarzwäl-
derschilde noch etwas weniger von den englischen Formen
verdrängt zu sein; man sicht schon in Liverpool mehr
große blumenreiche Schwarzwälder Holzschilde. Doch
auf fast allen Eisenbahnstationen, in Wirthshäuscrn:c.,
sieht man die „SpiinZ ckmls" mit einfachem „krnmo."

Im Allgemeinen fand ich, trotz guter Empfehlungen,
nicht die genügende Unterstützung von den Schwarz-
wäldern in England; sic nehmen, so scheint cs, zu
ihrem angeborenen Mißtrauen noch die englische Zurück-
haltung und Verschlossenheit an.
Im Ganzen kann England noch als ein gutes Land
für den Schwarzwälder Uhrenhandel gelten, nur muß
der Schwarzwald bei Zeiten darauf denken, das dem
Engländer Entsprechende anzufertigen, solid und gut
zu arbeiten; denn die Engländer können nicht wie die
Schwarzwälder zugleich billig und gut arbeiten; alle
billige englische Arbeit ist schlecht, darum gute Schwarz-
wäldcrarbcit geschätzt.
Die meisten Uhrengeschäfte in London sind Compag-
nieen, ebenso ist cs in den anderen größeren Städten
und auf dem Land. Ueberall findet man Schwarzwälder;
Einer bleibt im Laden, ein Anderer macht Reparaturen
:c., ein Dritter geht mit bestellter Waare in die Um-
gegend oder nimmt eine Uhr als Muster mit sich und
kommt spät Abends wieder zurück.
Wie überall, so verderben sich auch die Schwarz-
wälder an manchen Orten in England durch unnöthigcs
Herabdrücken der Preise in Concurrenz mit ihren Lands-
leuten das Geschäft.
2. Die englische Uhrenindustric.
Geht man zunächst von dem aus, was in der Aus-
stellung von englischer Uhrcuindnstrie zu sehen war, so
findet man einzelne ausgezeichnete Arbeiten, schone Thurm-
uhren (von Dcnt), elektrische Uhren (Shepherd), aus»
gezeichnete Chronometer (Dent, Webster,, Arnold),
schöne Taschenuhren, Rciscuhrcn w., überhaupt alle Ar-
ten von Uhren, vielerlei Ideen einzelner Uhrenmacher,
auch sonderbare Formen genug, aber keine so mächtig
auftrctcnde Industrie, wie jene der Schweizer Taschen-
nhren oder der Pariser Pendulen. Der Geschmack in
den äußeren Formen ist im Allgemeinen kein guter zn
nennen; er hat auch keinen andern Charakter als der
des Soliden, so daß Vieles wirklich plump ist.
Ich sah englische Bronzearbeit, welche der Pariser
bei weitem nicht gleichkam.
Ausgezeichnet sind die Engländer in den Arbeiten,
welche gut bezahlt werden, in Chronometern, in bessern
Taschenuhren (Ankernhren, Isvor watolws). Diese aus-
gezeichneten Arbeiten kommen aber nur von einer beschränk-
 
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