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geschieht dieß mittelst Winkclauswechslung und Schraube
ohne Ende, eine Anordnung, die den ungestörten Gang
der Uhr bei Sturm uud Uugewittcr, welche bei der
hohen Lage Bonndorfs besonders beachtet werden müs-
sen, vollkommen zu sichern verspricht. Die Hemmung
ist ruhende Ankerhcmmung nach Schwilguc'schcr Con-
struction, mit Sekundcnpendel, dessen Linse 30 Pfund
schwer ist. Die Uhr geht in einem Aufzug 36 Stunden;
das Gewicht am Gehwerk ist höchstens 5 Pfund, da
dieses aber an einem Flaschenzug hängt, so ist das
wirksame Gewicht nur 2'/^ Pfund.
JcdcS Schlagwerk hat zwei Näder und zwei Ge-
triebe; die Auslosungen, Einfallhackcn, Schlosträder n.
sind so einfach angebracht, daß fast unmöglich eine
Storung im Schlagen Vorkommen kann.
Alle Räder und Zapfenlager sind von Bronzemc-
tall, die Getriebe und Zapfen von englischem Gußstahl,
alle sich reibenden Theile fein polirt, überhaupt die
Ausführung eine äußerst gelungene, den strengsten An-
forderungen entsprechende.
Wir wünschen der Stadt Bonndorf Glück zr? dieser
meisterhaft ausgeführten Uhr, die wir zugleich als die
Anfängerin einer neuen Epoche für den Schwarzwald
begrüßen, indem Meister Bob bei derselben bewiesen
hat, daß er ein würdiger Nebenbuhler Schwilguc's ist
und indem wir hoffen, daß von nun an der Bezug von
Thurmuhrcn aus dem Auslände Wegfällen wird.
Neber Lack firnisse.
Von l>< Varrcntrapp
Für Helle Oellackfirnisse ist der Eopal das beste Harz;
für dunklere der Bernstein. Beide müssen erst geschmol-
zen werden, was am zweckmäßigsten, ebenso wie bei den
Oelfirnisscn, in einem halbkugclförmigen Kessel geschieht,
dessen Feuerung so eingerichtet ist, daß der Kessel an-
fänglich bis zu seiner Höhe eingcscnkt, später aber
mittelst eines aufgelcglcn gußeisernen Ringes so in die
Höhe gehoben werden kann, daß nur noch der Boden
desselben vom Feuer getroffen wird. Als Brennmaterial
ist die Holzkohle am geeignetsten.
Beide Harze nehmen durch Schmelzen eine dunklere
Farbe an, und zwar um so mehr, je höher man sie
erhitzt. Ich habe vergebens versucht, den Eopal, bei
dem cs vor Allem darauf ankommt, ein möglichst farb-
loses Produkt zu erhalten, in Glasgesäßen im Oelbade
bei dem möglichst niedrigen Hitzgrade zu schmelzen; das

Harz bräunte sich auch, in diesem Falle, und man muß
es demnach für unmöglich halten, eine Schmelzung
desselben, ohne daß cs sich etwas dunkler färbt, überhaupt
bewirken zu können. Am hellsten bleibt er bei folgender
Schmclzmethodc, man bringt den gröblich gepulverten
Eopal in den Kessel, rührt fleißig um und taucht, so-
bald ein größerer Antheil geschmolzen ist, einen hölzer-
nen Spatel hinein, und ziebt mittelst desselben immer
die geschmolzene Masse heraus, wodurch man ein llcber-
hitzcn vermeidet; der zuletzt schmelzende Antheil fällt
etwas dunkler aus und muß für sich verwendet werden.
Bisweilen benutzt man auch zum möglichst farblosen
Schmelzen, namentlich zum Reinigen der Harze, einen
kupfernen Trichter, indem man einen Sack von Draht-
geflecht, mit den Harzen gefüllt,'so aufhängt, daß er
nirgends die Wandungen berührt, kittet einen kleinen
gut schließenden Trichter als Deckel oben auf und setzt
das Ganze in der Weise auf ein Kohlenbecken mit ho-
hen Füßen, daß das Trichtcrrohr durch den Rost hindurch
geht uud das geschmolzene Harz in ein untcrgcsetztes
Gefäß abfließcn läßt. Ein Deckel von Schwarzblecb, der
in der Mitte mit einem Loche von der Größe versehen
ist, daß der Tricbterhals cs gerade ausfüllt, wird auf
das Gefäß gedeckt, in das man auch Wasser gießen
kann, um den Eopal w. desto leichter herausnehmen zu
können; derselbe muß dann noch sorgfältig getrocknet
werden, ehe man ihn zur Firnißbercitung verwendet.
Lackfirnisse mit Weingeist.
Das Auflösen der Harze in Weingeist geschieht im
Kleinen in Glasgefäßen, bei fabrikmäßigem Betriebe in
kupfernen oder zinnernen Blasen, die man am zweck-
mäßigsten im Wasser- oder Dampfbade erhitzt. Zur
Wiedergewinnung des bei Erhitzung verdampfenden Lö-
sungsmittels setzt man einen Helm auf, der mit einem
Kühlapparatc in Verbindung steht. Die meisten Firnisse
filtrirt man heiß, entweder durch Filzbcutel oder durch
ungeleimtcö weißes Papier. Alle Geräthschaften, die
man hierzu verwendet, müssen vollkommen trocken sein.
Sandarak und Mastix sind zwei fast farblose,
in Weingeist leicht lösliche Harze, aber sie sind wenig
fest und dauerhaft, obwohl glänzend. Das erstere Harz
kann namentlich ohne Zusatz eines weicher» Harzes gar
nicht benutzt werden; man löst daher zugleich Anime,
Elcmi, Kampher, am gewöhnlichsten etwas dicken Ter-
pentin, mit auf, oder setzt Lösungen dieser Harze in
passenden Mengen dem Sandarakfirniß zu, was am
 
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