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Gewerbe blatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. 25.

Furtwangen, den 14. Dezbr 1830.

Elektrische Uhren.
(Fortsetzung und Schluß.)
Die elektrische Uhr Steinheils. Die Idee
Steinheils läuft darauf hiuaus, durch galvanische
Kräfte auf die einzelnen Uhren irgend eines großen
Gebäudes oder eines Stadtviertels, oder einer ganzen
Stadt derart einzuwirken, daß alle gleichzeitig die
ganzen und die halben Stunden zeigen nnd schlagen.
Er führte dieselbe auf Befehl des KönigH von Baiern
an den Uhren des konigl. Instituts für junge Damen
zu München aus und die Vorrichtung ist derart, daß
die Uebereinstimmung sämmtlicher durch einen Leitungs-
draht mit einer Normaluhr verbundener Uhren in be-
stimmten Zwischenräumen, etwa von halber zu halber
Stunde, durch einen galvanischen Strom hergestellt wird.
Gut gearbeitete Uhren werden während der Dauer
einer halben oder einer ganzen Stunde nur sehr wenig,
höchstens um 1 — 2 Minuten von einander abweichen.
In dem Angenblicke nun, wo die Normaluhr die halbe
Stunde schlägt, geht ein galvanischer Strom durch die
ganze Leitung, welcher in allen eingeschalteten Uhren
zu derselben Zeit ein Hufeisen magnctisirt. Durch die
Anziehung eines Ankers, welcher mittelst eines Hebels
auf den Minutenzeiger der Uhr wirkt, werden dann
alle diese Zeiger, wenn sie nicht schon genau die halbe
Stunde anzeigen, vor- oder zurückgcschoben und genau
auf die halbe Stunde gerückt. Auf diese Weise erfolgt
die Einwirkung des Galvanismus von halber zu halber
Stunde, und da der galvanische Strom in demselben
Momente alle Uhren durchläuft, so bewirkt er, daß
alle Uhren zu gleicher Zeit die halben und die ganzen
Stunden anzeigen.
Die elektrische Uhr Wheatstones, welche er
zuerst in einer der Sitzungen der konigl. Societät zu

London im November 1840 vorzeigtc und erklärte, stimmt
im Wesentlichen mit seinem Telegraphen überein. Das
Zifferblatt des Zndicators, welches bei dem Telegraphen
das Alphabet enthält, hat hier die Eiuthcilung einer
gewöhnlichen Uhr mit Stunden, Minuten und Sekun-
den, und während das Speichenrad des Communicators,
welcher dazu bestimmt ist, den elektrischen Strom zu
unterbrechen und wieder hcrzustellen, bei dem Telegra-
phen durch die Hand des Signalisten bewegt wird, er-
hält dasselbe bei der galvanischen Uhr seine Bewegung
durch die Welle des Minuten- oder Secundcn-Zeigers
einer gewöhnlichen Gewicht- oder Feder-Uhr. Bei dieser
Vorrichtung kommt demnach in den galvanischen Uhren
keiner der Theile zur Anwendung, deren man sich ge-
wöhnlich bedient, um die bewegende Kraft eines Uhr-
werkes in Thätigkeit zu versetzen und die Bewegung
zu reguliren. Eine solche Uhr besteht vielmehr bloß aus
einer Scheibe, welche ihren Stunden-, Minuten- und
Secunden-Zeiger hat, und aus einem Systeme von
Rädern, durch welche, wie in den Taschen-Uhren, der
Secunden-Zeiger seine Bewegung dem Minuten- und
Stunden-Zeiger mittheilt. Ein kleiner Elektromagnet
nebst Anker wirkt auf ein besonders eingerichtetes Rad,
welches auf der Welle des Secunden-Zeigers festsitzt,
in ähnlicher Art, wie bei dem Telegraphen; so oft
nämlich der Magnetismus in dem Elektromagneten her-
gestellt und wieder aufgehoben wird, dreht sich dieses
Rad und demgemäß auch der Secunden-Zeiger um den
sechszigsten Theil der ganzen Umdrehung, während durch
eben dieses Manöver bei dem Telegraphen der Zeiger
um den 24sten Theil der Umdrehung von Buchstabe zu
Buchstabe fortrückt. Wenn man also durch irgend eine
Vorrichtung auf den den Elektromagneten umkreisenden
Strom so einwirkt, daß das jedesmalige Unterbrechen
und Wiederherstellen desselben genau in einer Secunde
 
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