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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0085

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die Freude und Genugtuung über eine so glänzende
Leistung wie die van Halls trüben. Das abschließende
Register (ein solches war ich in meiner Reinbrandt-
bibliographie aus Platzmangel entbehrlich zu machen
genötigt) behebt noch manche Schwierigkeiten. Be-
sonders organisch und gelungen sind die „Monogra-
phien", wie etwa Rruegel und Rembrandt. Vorzüglich,
wie sich R.'s Lebensgeschichte in dem Kapitel „Bio-
graphie, Bijzondere Onderwerpen" spiegelt. Der prak-
tische Gebrauch von Kartotheken bei der wissen-
schaftlichen Arbeit führt zur Erkenntnis, daß, je ein-
facher und organischer eine Disposition, desto hand-
licher ihre Funktion ist. Jedenfalls kann auch die
vom Standpunkt „hoher Wissenschaft" vielleicht nur
als geringerwertige Kärrnerarbeit betrachtete Biblio-
graphie nicht ohne die erkenntniskritischen Grund-
lagen unserer Wissenschaft unternommen werden,
mögen sich auch nur die wenigsten bewußt werden,
wieviel an Kenntnis, Erfahrung und Entsagung in
dieser anspruchslosen, durch Deutschland und Holland
am höchsten entwickelten Wissenschaftsform be-
schlossen liegt. Otto Benesch

Catalogue ofDrawings byDutch and Flemish
Artists preserved in the Department of Prints and
Drawings in the British Museum Bd. V: Dutch and
Flemish Drawings of the XV and XVI Centuries
by A. E. Popham. 255 S„ LXXXIII Taf. Printed
by order of the Trustees. London 1932.

Die niederländischen Zeichnungen des 15. und
16. Jhs. im Londoner Print Room erfuhren durch
A. E. Popham eine wissenschaftliche Katalogisierung,
die in jeder Hinsicht vorbildlich ist: in Sorgsamkeit
der wissenschaftlichen Diskussion und Literaturver-
zeichnung der Hauptblätter, in Bestimmung und mög-
lichster kritischer Festlegung der benennbaren Meister-
zeichnungen, in chronologischer Fixierung und schul-
mäßiger Einordnung der anonymen Stücke. Die in
vielen altniederländischen Fragen bewährte Kenner-
schaft des gelehrten Autors hat da tiefgründige Arbeit
geleistet. Das Schwergewicht der Londoner Sammlung
liegt auf dem 15. und der 1. Hälfte des 16. Jhs. Deshalb
wurde um die Jahrhundertmitte eine Unterteilung vor-
genommen, die auch durch die Art der Stoffgliederung
praktisch erfordert erscheint. Nach dem Vorbild der
vorausgegangenen, das 17. Jh. umfassenden Hind-
schen Bände wurde die alphabetische Anordnung bei-
behalten. So entstanden ziemlich große Komplexe
anonymer Blätter, die, nach Viaemen und Holländern
getrennt, in sich chronologisch angeordnet sind. Daß
eine solche Disposition manche Schwierigkeiten mit
sich bringt, betont der Verfasser im Vorwort selbst.
Die Blätter der zweiten Garnitur erscheinen in ikono-
graphischer Folge.

Zahlreiche wichtige Bestimmungen verdankt die
Sammlung Popham: Rogier, G. David, Gossaert, J. de

Beer, Jac. Cornelisz, Meister von 1527, Meister der
Apostelwunder, Lombard u. a. Bemerkenswert ist die
Zuschreibung des stark von J. Swart beeinflußten
Monatsbildes an Jan van Amstel. Wichtig ist ferner
die Feststellung, daß das Silberstiftskizzenblatt XXII9,
einst dem älteren Holbein zugeschrieben, mit ähnlichen
Blättern der Sammlung Bonnat und der Albertina
zu einem Skizzenbuch gehörte. Ein weiteres in der
Slg. Czartoryski in Krakau. Richtig wird festgestellt,
daß die beiden Passionsszenen XXVI 24 u. 25 von
einem Antwerpener Manieristen die gleiche Hand
zeigen wie der Melchisedech der Albertina (Kat. 34);
demselben Meister möchte ich noch ein Blatt der
Sammlung Koenigs zuschreiben, das eine Schola can-
torum vor der Gottesmutter konzertierend darstellt
(Nied. 91). Die Zweifel, die der Verfasser bei Nr. 27
(S. 71) an der Friedländerschen Zuschreibung des
Joachimsopfers (ehem. Wilton House) an J. de Cock
äußert, vermag ich nicht zu teilen. P. wirft bei dem
berühmten Prozessionsblatt des Meisters der Exhu-
mation des hl. Hubertus die Frage nach der fürst-
lichen Persönlichkeit des Geleites auf; könnte nicht
Kaiser Sigismund gemeint sein? Ich bin überzeugt, daß
die dunkle ehemalige Benennung „Pieter Vlerick" bei
einem Blatte des J. Swart (Nr. 25) durch die alte eines
Scheibenrisses der Albertina aus dem Coecke-Kreis
(Kat. 55) verursacht war. Die Acta Apostulorum XXX
40—43 dürften vielleicht doch eher holländisch sein.
Die hl. Sippe XXXVII 89 gibt P. mit Recht einer
Gruppe von Blättern, die auch mit Aertgen in Ver-
bindung gebracht wird; zu ihr tritt noch eine Be-
schneidung in Darmstadt (veröff. „Stift u. Feder").
Eine völlige Sicherheit, ob diese Gruppe oder die der
Passionsrunde (S. 7) Aertgens Kunst darstellt, besteht
noch nicht; den Stil der letzteren zeigt eine „Susanna"
der Sammlung Feldmann, Brünn.

Im 2. Teil sei die interessante Zuweisung der Vor-
lagen der Cortschen Landschaftsserie an den frühen
Hans Bol vermerkt. Das Bruegel-Pasticcio XLVII 12
scheint mir die Hand P. Stephanis zu zeigen (was auch
seine Reproduktion durch Hollar plausibel macht).
Leider vermag ich bei den Zuweisungen von LXXI
(F. Sustris) und LXXVIII (Candid) dem Gelehrten
nicht zu folgen. Bei dem de Clerck zugewiesenen Blatt
(XLVIII) scheint mir die ehemalige Benennung „de
Vos" den Stilcharakter richtiger zu treffen; de Clercks
Strich ist viel sparriger (vgl. den Entwurf zur Wiener
Speisung der 10.000 im Museum Plantin-Moretus).
Das Com. Cornelissen zugewiesene Blatt (XLIX) halte
ich wie das gleichartige Berliner für einen Zeichen-
versuch P. J. Quasts „im alten Stil". Fesselnd ist die
Komposition des „Verlorenen Sohns" LXXXI 9, zu
vergleichen mit einem Bilde in Budapest, das zwischen
Orley und Vermeyen steht, und einem in Basel, das
mehr auf den Halbfigurenmeister hinweist, beide von
Glück im Jahrb. d. kh. Sammlungen Wien 35 (1920),

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