same Faktur als Ausgangspunkt
für Vergleich und Bestimmung
genommen werden kann, die
Art der Gestaltung der Gebärde
für Nähe oder Weite des Zu-
sammenhanges von großer Be-
deutung ist, wobei es in diesem
Fall interessant ist und die Rich-
tigkeit solcher Auffassung be-
zeugt, daß Hoogstraten gerade
über die Gebärde des Handauf-
legens bei der gleichen Dar-
stellung auch in seinem Traktat
geschrieben hat.1 Nur zwei die-
ser Skizzen zeigen eine nahe
Verwandtschaft mit dem Ge-
samtaufbau des Bildes in Lon-
don, die von Maes und jene als
vierte angeführte Zeichnung in
Weimar, während andere, wie
die von Hoogstraten, wohl ein-
zelne Figuren übereinstimmend
mit dem Bild bringen, aber durch
ihre ganze, auseinandergezogene
Komposition als Vorbild nicht
in Betracht kommen. Nur auf
einer Skizze aber von allen hier
aufgezählten ist die Gebärde, mit der Christus die Kinder segnet, mit jener auf dem Gemälde
vollkommen verwandt, und zwar auf derjenigen, welche sich in Weimar im Goethehaus befindet.
Während auf der von Valentiner herangezogenen Skizze von Maes Christus beide Hände seg-
nend vor sich hält, wobei er mit der einen den Kopf des Kindes berührt, ist auf der Skizze, die
im Goethehaus in Weimar aufbewahrt wird, eine viel weitergehende Intimität der Gebärde
gestaltet. Hier hält Christus mit der einen Hand das Kind, während er mit der anderen die
Segensgebärde vollführt. Diese besondere Geste befindet sich nun auch auf dem Gemälde.
Es spricht also alles dafür — denn sonst ist die Gruppierung der Gestalten um Christus bei allen
Abweichungen auf beiden Blättern sehr verwandt —, daß in dieser Skizze eine der Vorstufen
für das Gemälde, nicht die letzte, gefunden ist, und daß der Autor dieser Skizze auch der Autor
des Gemäldes sein muß. Diese Skizze weicht aber in der Art der Strichführung vollkommen
von jener des Nicolaes Maes ab, und damit verliert die bisherige Annahme ihre Grundlage,
Maes auf Grund einer Skizze seiner Hand zum Autor des Gemäldes zu machen, besonders da
sie eigentlich das einzige Argument war, ein Bild Maes zuzuschreiben, das in seinem farbigen
Aufbau im Werke von Maes völlig isoliert steht; denn auch das Budapester Bild „Christus vor
Pilatus" wird mit Recht Maes abgesprochen.
1 Samuel van Hoogstraten, Inleyding tot de Hooge Schoole der Schilderkonst, 1678. Clio, Het derde
Buch, S. 119: „Jairus verzocht onzen Zaligmaeker, dat hy by zijn Dochterkern, dat in haer uiterste lag, kö-
rnen zoude, en haer de handen opleggen, op dat zy in den leeven mögt blijven. Gelijk de Heere ook aen de
Kinderkens, die tot hem gebracht wierden, gepleegt heeft."
16. Nicolaes Maes, Christus segnet die Kinder. Zeichnung.
London, Brit. Museum
152
für Vergleich und Bestimmung
genommen werden kann, die
Art der Gestaltung der Gebärde
für Nähe oder Weite des Zu-
sammenhanges von großer Be-
deutung ist, wobei es in diesem
Fall interessant ist und die Rich-
tigkeit solcher Auffassung be-
zeugt, daß Hoogstraten gerade
über die Gebärde des Handauf-
legens bei der gleichen Dar-
stellung auch in seinem Traktat
geschrieben hat.1 Nur zwei die-
ser Skizzen zeigen eine nahe
Verwandtschaft mit dem Ge-
samtaufbau des Bildes in Lon-
don, die von Maes und jene als
vierte angeführte Zeichnung in
Weimar, während andere, wie
die von Hoogstraten, wohl ein-
zelne Figuren übereinstimmend
mit dem Bild bringen, aber durch
ihre ganze, auseinandergezogene
Komposition als Vorbild nicht
in Betracht kommen. Nur auf
einer Skizze aber von allen hier
aufgezählten ist die Gebärde, mit der Christus die Kinder segnet, mit jener auf dem Gemälde
vollkommen verwandt, und zwar auf derjenigen, welche sich in Weimar im Goethehaus befindet.
Während auf der von Valentiner herangezogenen Skizze von Maes Christus beide Hände seg-
nend vor sich hält, wobei er mit der einen den Kopf des Kindes berührt, ist auf der Skizze, die
im Goethehaus in Weimar aufbewahrt wird, eine viel weitergehende Intimität der Gebärde
gestaltet. Hier hält Christus mit der einen Hand das Kind, während er mit der anderen die
Segensgebärde vollführt. Diese besondere Geste befindet sich nun auch auf dem Gemälde.
Es spricht also alles dafür — denn sonst ist die Gruppierung der Gestalten um Christus bei allen
Abweichungen auf beiden Blättern sehr verwandt —, daß in dieser Skizze eine der Vorstufen
für das Gemälde, nicht die letzte, gefunden ist, und daß der Autor dieser Skizze auch der Autor
des Gemäldes sein muß. Diese Skizze weicht aber in der Art der Strichführung vollkommen
von jener des Nicolaes Maes ab, und damit verliert die bisherige Annahme ihre Grundlage,
Maes auf Grund einer Skizze seiner Hand zum Autor des Gemäldes zu machen, besonders da
sie eigentlich das einzige Argument war, ein Bild Maes zuzuschreiben, das in seinem farbigen
Aufbau im Werke von Maes völlig isoliert steht; denn auch das Budapester Bild „Christus vor
Pilatus" wird mit Recht Maes abgesprochen.
1 Samuel van Hoogstraten, Inleyding tot de Hooge Schoole der Schilderkonst, 1678. Clio, Het derde
Buch, S. 119: „Jairus verzocht onzen Zaligmaeker, dat hy by zijn Dochterkern, dat in haer uiterste lag, kö-
rnen zoude, en haer de handen opleggen, op dat zy in den leeven mögt blijven. Gelijk de Heere ook aen de
Kinderkens, die tot hem gebracht wierden, gepleegt heeft."
16. Nicolaes Maes, Christus segnet die Kinder. Zeichnung.
London, Brit. Museum
152