Franken
reichen Kunigunde, in St. Sebald gestiftete Altar verzeichnete also noch 1712 die von der
Dame gearbeitete Wirkerei, zweifellos einAntependium. Es bestanden demnach in Nürnberg
ähnliche Verhältnisse wie z. B. in Frankfurt a. M., wo die Frauen und Töchter des Patriziats
sich mit Eifer der Bildwirkerei widmeten. Neben den rein häuslich betriebenen sporadischen
Werkstätten, die als Modeangelegenheit sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Anteil
der Nürnberger Wirkereien gestellt haben dürften, betätigten sich mehr oder minder an-
sehnliche, gewerbsmäßig eingestellte Betriebe, sowohl von Frauen — in der Mehrzahl — als
von Männern geleitet. Das Nürnberger Bürger- und Meisterbuch5) nennt 1454 Kathrein
Stossin, eine „wurckerin" Das Ratsprotokoll von 1484 verfügt unter dem 20. Mai: „Item
einem niderlendischen würcker der Tebich macht, Ist vergönnt, Hie ze arbeiten vnd sein
wesen bei dem Sleewitzer (der Patrizier Nikolaus Schlewitzer) oder andern zehalten biss off
Laurencij schiist"6). Ein Vermerk der Nürnberger Stadtrechnungen7) bringt unter dem
19. August 1486 eine nicht uninteressante Anweisung: „Item 62 guldin lands(werung) vnd
3 'S n Costen mit allen dingen die drey tucher, die der Seydemwurcker gemeiner Statt ge-
würckt hat, mit den 3 S n die eym Maler etliche tucher zu entwerffen gegeben sind . . .".
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um einen aus den Niederlanden eingewan-
derten Meister, der als große Neuheit in umfangreichem Maße Seide in den Teppichlichtern
verwandte. Weniger klar ist Herkunft und Geschlecht des von dem Rat 1458 in Anspruch
genommenen Kunsthandwerkers, der (oder die) bei der Durchführung der dem böhmischen
Kanzler Procop von Rabenstein als Geschenk zugedachten Behänge in Erscheinung tritt8).
Jobst Tetzel schreibt unter dem 17. April 14589) an den Würdenträger: „Als ewr gnade mit
mir zu Präge (Prag) redt vnd begert euch vier Teppich bestellen vnd machen lassen wollt"
(die ihm dann der Rat als Geschenk überweist) . . . „vnd als nw dieselben Teppich aus-
breitet sein han ich die Gebhartten allhie zu Nurmberg zu seinen hannden geantwort. . ."
Leider erfahren wir nicht die Motive der Bilddarstellungen der vier Wirkereien, die ord-
nungsmäßig zur Übergabe gelangten. Ob Leonhard TafFler, der 1455 von dem Schatzmei-
ster des Klosters Heilsbronn (bei Nürnberg) 10 Gulden bezieht „pro tapetibus pendentibus
super stalla conventus temporibus festivitatum"10) mit der Rabensteinschen Schenkung in
Verbindung zu bringen ist?
Neben den gewerbsmäßig, wenn auch nicht ausgesprochen zünftig betriebenen Ateliers
betätigen sich, zweifellos im stärksten Umfange, die Insassinnen der in Nürnberg in nicht
geringer Zahl bestehenden Frauenklöster, die sich in der Hauptsache aus dem kunstsinni-
gen Stadtpatriziat rekrutierten, die Klarissinnen von St. Klara, die Dominikanerinnen von
St. Katharina und Kloster Engelthal, die Chorfrauen von Pillenreuth usw. Urkundliche Be-
lege (1458) finden sich lediglich für die zweitgenannte Gottesstätte: „Item 42 guidein lands-
werung für ein newen gewürkten tebich zu oberst in den tabernal unter dem getzelt zum
heiligtum gehörend, den etlich closterfrawen hie zu sant kathrein gewurckt haben etc. mit
sampt dem vndertzug. Recepit Leupolt Schurstab"11). Entsprechend zahlreich erscheinen
Bildwirkereien — ob alle in Nürnberg entstanden sind? — in den Belegen und Inventaren
der Gotteshäuser12).
2. Die Eigenart der Nürnberger Bildwirkereien.
Die lange Liste, die von dem frommen Schenkungseifer der alteingesessenen Geschlechter
in beredten Worten spricht, gibt bei weitem kein so charakteristisches Bild von der Eigenart
der einheimischen Bildwirkerei wie die Inventarverzeichnisse und urkundlichen Belege
Basels. Daß die rein kirchlichen Motive vorherrschen — entsprechend sind uns fast nur
religiöse Behänge Nürnberger Herkunft erhalten geblieben — ist bei der Art der Verwen-
dung nicht verwunderlich; nur das Barfüßerkloster kennt einige Wirkereien mehr welt-
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reichen Kunigunde, in St. Sebald gestiftete Altar verzeichnete also noch 1712 die von der
Dame gearbeitete Wirkerei, zweifellos einAntependium. Es bestanden demnach in Nürnberg
ähnliche Verhältnisse wie z. B. in Frankfurt a. M., wo die Frauen und Töchter des Patriziats
sich mit Eifer der Bildwirkerei widmeten. Neben den rein häuslich betriebenen sporadischen
Werkstätten, die als Modeangelegenheit sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Anteil
der Nürnberger Wirkereien gestellt haben dürften, betätigten sich mehr oder minder an-
sehnliche, gewerbsmäßig eingestellte Betriebe, sowohl von Frauen — in der Mehrzahl — als
von Männern geleitet. Das Nürnberger Bürger- und Meisterbuch5) nennt 1454 Kathrein
Stossin, eine „wurckerin" Das Ratsprotokoll von 1484 verfügt unter dem 20. Mai: „Item
einem niderlendischen würcker der Tebich macht, Ist vergönnt, Hie ze arbeiten vnd sein
wesen bei dem Sleewitzer (der Patrizier Nikolaus Schlewitzer) oder andern zehalten biss off
Laurencij schiist"6). Ein Vermerk der Nürnberger Stadtrechnungen7) bringt unter dem
19. August 1486 eine nicht uninteressante Anweisung: „Item 62 guldin lands(werung) vnd
3 'S n Costen mit allen dingen die drey tucher, die der Seydemwurcker gemeiner Statt ge-
würckt hat, mit den 3 S n die eym Maler etliche tucher zu entwerffen gegeben sind . . .".
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um einen aus den Niederlanden eingewan-
derten Meister, der als große Neuheit in umfangreichem Maße Seide in den Teppichlichtern
verwandte. Weniger klar ist Herkunft und Geschlecht des von dem Rat 1458 in Anspruch
genommenen Kunsthandwerkers, der (oder die) bei der Durchführung der dem böhmischen
Kanzler Procop von Rabenstein als Geschenk zugedachten Behänge in Erscheinung tritt8).
Jobst Tetzel schreibt unter dem 17. April 14589) an den Würdenträger: „Als ewr gnade mit
mir zu Präge (Prag) redt vnd begert euch vier Teppich bestellen vnd machen lassen wollt"
(die ihm dann der Rat als Geschenk überweist) . . . „vnd als nw dieselben Teppich aus-
breitet sein han ich die Gebhartten allhie zu Nurmberg zu seinen hannden geantwort. . ."
Leider erfahren wir nicht die Motive der Bilddarstellungen der vier Wirkereien, die ord-
nungsmäßig zur Übergabe gelangten. Ob Leonhard TafFler, der 1455 von dem Schatzmei-
ster des Klosters Heilsbronn (bei Nürnberg) 10 Gulden bezieht „pro tapetibus pendentibus
super stalla conventus temporibus festivitatum"10) mit der Rabensteinschen Schenkung in
Verbindung zu bringen ist?
Neben den gewerbsmäßig, wenn auch nicht ausgesprochen zünftig betriebenen Ateliers
betätigen sich, zweifellos im stärksten Umfange, die Insassinnen der in Nürnberg in nicht
geringer Zahl bestehenden Frauenklöster, die sich in der Hauptsache aus dem kunstsinni-
gen Stadtpatriziat rekrutierten, die Klarissinnen von St. Klara, die Dominikanerinnen von
St. Katharina und Kloster Engelthal, die Chorfrauen von Pillenreuth usw. Urkundliche Be-
lege (1458) finden sich lediglich für die zweitgenannte Gottesstätte: „Item 42 guidein lands-
werung für ein newen gewürkten tebich zu oberst in den tabernal unter dem getzelt zum
heiligtum gehörend, den etlich closterfrawen hie zu sant kathrein gewurckt haben etc. mit
sampt dem vndertzug. Recepit Leupolt Schurstab"11). Entsprechend zahlreich erscheinen
Bildwirkereien — ob alle in Nürnberg entstanden sind? — in den Belegen und Inventaren
der Gotteshäuser12).
2. Die Eigenart der Nürnberger Bildwirkereien.
Die lange Liste, die von dem frommen Schenkungseifer der alteingesessenen Geschlechter
in beredten Worten spricht, gibt bei weitem kein so charakteristisches Bild von der Eigenart
der einheimischen Bildwirkerei wie die Inventarverzeichnisse und urkundlichen Belege
Basels. Daß die rein kirchlichen Motive vorherrschen — entsprechend sind uns fast nur
religiöse Behänge Nürnberger Herkunft erhalten geblieben — ist bei der Art der Verwen-
dung nicht verwunderlich; nur das Barfüßerkloster kennt einige Wirkereien mehr welt-
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