Würzburg (18. Jahrhundert)
rung einer größeren Anzahl vorhandener Wandteppiche in Aussicht gestellt. Die Vergütung
für das schon erwähnte nach Veitshöchheim gelieferte Marienbild wird auf 50 fl., das
Kostgeld für seine 2 Lehr jungen auf 400 fl. festgesetzt93). Das Entgegenkommen des Hoch-
stiftes ist nicht zu verkennen. Inzwischen hat jedoch Thomas bereits Verhandlungen mit
dem bischöflichen Hofe zu Fulda angeknüpft, die sich am 2. März 1725 zu einem Vertrage
verdichten, der ihm wesentlich günstigere Bedingungen wie die in Würzburg sichert. Der
Künstler wird auf 2 Jahre als Kammerdiener — die Bezeichnung besagt weniger ein Dienst-
verhältnis, sie entspricht etwa dem Hoflieferantentitel — und „Tapezierer" angestellt. Er
erhält 300 Gulden jährliches Gehalt, 130 Gulden Kostgeld, 20 Gulden Hauszins und 4 Klaf-
ter Holz. Die Vermittlung scheint von dem im freien Berufe tätigen Würzburger Tapissier
„Monsieur Gilbert" ausgegangen zu sein. Vom 2. bis 3. Februar 1725 weilt der Wirker in
Fulda. Er wohnt bei der Sonnenwirtin; seine Rechnung für Verpflegung erreicht eine be-
merkenswerte Höhe94).
Der plötzliche Fortgang des Meisters Thomas verursacht dem Würzburger Hofstift nicht
geringen Ärger. Am 12. März 1725 beschließt die Hofkammer kurzerhand für die Marien-
darstellung nur 20 fl. zu zahlen; außerdem wird eine etwas verwickelte Abrechnung hin-
sichtlich des Kostgeldes der 2 Lehrjungen aufgemacht. Die nun entstehenden mehrjährigen
Verhandlungen zwischen Würzburg und Fulda sind nur insofern von Interesse, als Tho-
mas in einem Schreiben (1725)95) geltend macht, daß er außer der Instandsetzung von
20 zerrissenen und zerschnittenen Tapeten von den ,,13 gräntz zu der Historie Alexandri"
bereits 3 Stück „angefangen und gemacht zu verfertigen" und keine Bezahlung erhalten
habe. Gemeint ist der Ersatz schadhafter oder fehlender Bordüren der noch im Würzburger
Schloß vorhandenen Brüsseler Folge der Taten Alexanders des Großen. Die an der Porus-
Darstellung noch erhaltene, von Thomas angewirkte untere Bordüre sticht in ihrer trocke-
nen, zum Teil unbeholfenen Technik wenig erfreulich von den Brüsseler Rahmungen ab.
Von dem Verbleib des Teppichs „Mariae Heimsuchung" ist mir nichts bekannt. Der Fort-
gang des Wirkers scheint, abgesehen von der zu geringen Besoldung, seinen Hauptgrund
in einer starken Verärgerung gehabt zu haben. Wie Thomas selbst schreibt, tritt er in
Fuldaische Dienste, da er in Würzburg „zu so hohen gnaden nicht hat gelangen können".
b) Andreas Pirot.
Das Hochstift sucht einen Ersatz für den abgewanderten Thomas und findet ihn in
seinem Schüler, dem aus Frankfurt a. M.96) gebürtigen Andreas Pirot. Möglicherweise
kommt als Vorfahre der 1636 im Frankenthaler Ratsprotokoll erwähnte Jacomin Pirot in
Betracht. Kurz nach dem Ausscheiden des Meisters Thomas meldet sich am 3. August 1725
der Tapezierer Johann Andreas Klimpert für die frei gewordene Stelle. Seine Eingabe97)
ist nicht ohne Interesse. Er führt in derselben aus, daß er seinerzeit (um 1673) von dem
Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn auf sechs Jahre nach Paris zur
Ausbildung — ob als Tapezier oder als Wirker? — gesandt und nach seiner Rückkunft
zur Hof tapezierarbeit berufen sei, „seithero auch obwohlen abseque salario allmöglichste
Dienste getahn". Er bittet, ihn dauernd einzustellen und ihm ein „salarium" zuzulegen.
Ein Bescheid auf die Eingabe ist nicht zu ermitteln. Klimpert wird in der Folgezeit ledig-
lich zu einfachen Tapezierarbeiten herangezogen.
Den entscheidenden Wendepunkt in des jungen Pirot Leben bringt seine Entsendung
(1727) nach Brabant d. h. nach Brüssel, um dort eine gründliche Lehrzeit durchzu-
machen98). Geheimrat Fichtel zahlt ihm im Auftrage des Fürstbischofs ein Reisegeld von
50 Gulden rheinisch; zugleich legt Pirot das „Handgelöbnis ab, mit der deutlichen
261
rung einer größeren Anzahl vorhandener Wandteppiche in Aussicht gestellt. Die Vergütung
für das schon erwähnte nach Veitshöchheim gelieferte Marienbild wird auf 50 fl., das
Kostgeld für seine 2 Lehr jungen auf 400 fl. festgesetzt93). Das Entgegenkommen des Hoch-
stiftes ist nicht zu verkennen. Inzwischen hat jedoch Thomas bereits Verhandlungen mit
dem bischöflichen Hofe zu Fulda angeknüpft, die sich am 2. März 1725 zu einem Vertrage
verdichten, der ihm wesentlich günstigere Bedingungen wie die in Würzburg sichert. Der
Künstler wird auf 2 Jahre als Kammerdiener — die Bezeichnung besagt weniger ein Dienst-
verhältnis, sie entspricht etwa dem Hoflieferantentitel — und „Tapezierer" angestellt. Er
erhält 300 Gulden jährliches Gehalt, 130 Gulden Kostgeld, 20 Gulden Hauszins und 4 Klaf-
ter Holz. Die Vermittlung scheint von dem im freien Berufe tätigen Würzburger Tapissier
„Monsieur Gilbert" ausgegangen zu sein. Vom 2. bis 3. Februar 1725 weilt der Wirker in
Fulda. Er wohnt bei der Sonnenwirtin; seine Rechnung für Verpflegung erreicht eine be-
merkenswerte Höhe94).
Der plötzliche Fortgang des Meisters Thomas verursacht dem Würzburger Hofstift nicht
geringen Ärger. Am 12. März 1725 beschließt die Hofkammer kurzerhand für die Marien-
darstellung nur 20 fl. zu zahlen; außerdem wird eine etwas verwickelte Abrechnung hin-
sichtlich des Kostgeldes der 2 Lehrjungen aufgemacht. Die nun entstehenden mehrjährigen
Verhandlungen zwischen Würzburg und Fulda sind nur insofern von Interesse, als Tho-
mas in einem Schreiben (1725)95) geltend macht, daß er außer der Instandsetzung von
20 zerrissenen und zerschnittenen Tapeten von den ,,13 gräntz zu der Historie Alexandri"
bereits 3 Stück „angefangen und gemacht zu verfertigen" und keine Bezahlung erhalten
habe. Gemeint ist der Ersatz schadhafter oder fehlender Bordüren der noch im Würzburger
Schloß vorhandenen Brüsseler Folge der Taten Alexanders des Großen. Die an der Porus-
Darstellung noch erhaltene, von Thomas angewirkte untere Bordüre sticht in ihrer trocke-
nen, zum Teil unbeholfenen Technik wenig erfreulich von den Brüsseler Rahmungen ab.
Von dem Verbleib des Teppichs „Mariae Heimsuchung" ist mir nichts bekannt. Der Fort-
gang des Wirkers scheint, abgesehen von der zu geringen Besoldung, seinen Hauptgrund
in einer starken Verärgerung gehabt zu haben. Wie Thomas selbst schreibt, tritt er in
Fuldaische Dienste, da er in Würzburg „zu so hohen gnaden nicht hat gelangen können".
b) Andreas Pirot.
Das Hochstift sucht einen Ersatz für den abgewanderten Thomas und findet ihn in
seinem Schüler, dem aus Frankfurt a. M.96) gebürtigen Andreas Pirot. Möglicherweise
kommt als Vorfahre der 1636 im Frankenthaler Ratsprotokoll erwähnte Jacomin Pirot in
Betracht. Kurz nach dem Ausscheiden des Meisters Thomas meldet sich am 3. August 1725
der Tapezierer Johann Andreas Klimpert für die frei gewordene Stelle. Seine Eingabe97)
ist nicht ohne Interesse. Er führt in derselben aus, daß er seinerzeit (um 1673) von dem
Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn auf sechs Jahre nach Paris zur
Ausbildung — ob als Tapezier oder als Wirker? — gesandt und nach seiner Rückkunft
zur Hof tapezierarbeit berufen sei, „seithero auch obwohlen abseque salario allmöglichste
Dienste getahn". Er bittet, ihn dauernd einzustellen und ihm ein „salarium" zuzulegen.
Ein Bescheid auf die Eingabe ist nicht zu ermitteln. Klimpert wird in der Folgezeit ledig-
lich zu einfachen Tapezierarbeiten herangezogen.
Den entscheidenden Wendepunkt in des jungen Pirot Leben bringt seine Entsendung
(1727) nach Brabant d. h. nach Brüssel, um dort eine gründliche Lehrzeit durchzu-
machen98). Geheimrat Fichtel zahlt ihm im Auftrage des Fürstbischofs ein Reisegeld von
50 Gulden rheinisch; zugleich legt Pirot das „Handgelöbnis ab, mit der deutlichen
261