Würzburg (18. Jahrhundert)
dings erfolgloser Schriftwechsel zwischen Friedrich Karl von Schönborn und dem bekann-
ten Berliner Wirker Charles Vigne105). Die Schreiben sind auch insofern von Bedeutung, als
die gleichzeitig durch den Berliner Wirker vorgelegten Entwürfe (von Pesne) den Fürst-
bischof zu der, dann Pirot in Auftrag gegebenen Folge des venetianischen Karnevals (in den
Inventaren auch als Burlesco Stücke, bzw. italienische Komödie bezeichnet) angeregt zu
haben scheinen. 1738 befindet sich Pirots Manufaktur nicht mehr in der „Barraquen"; er
haust nun im oberen Stockwerk des Münzgebäudes (Petersbau). 1740 sind die Vorbereitun-
gen für die Ausführung des „Bourlesquen Zimmers" im vollen Gange. Pirot läßt die be-
nötigten englischen Seiden, Wollen und Kettgarne im Gesamtbetrage von 1146 fl. 2 bzn. fr.
aus Antwerpen kommen. Ende 1741 wird auch Pirots Wohnung in den „Peterer Neuen
Bau" verlegt; der Mietszins beträgt 40 rthl. jährlich106). Pirots Tätigkeit nimmt ein schnel-
leres Tempo an; er arbeitet nicht nur an der in Auftrag gegebenen Folge, sondern hat auch
auswärtige Bestellungen zu erledigen. So werden u. a. neue Tapeten für die Ausstattung des
fürstbischöflichen Quartieres in Wien erwähnt. Pirot arbeitet diese Wirkereien als Privat-
mann, die hierfür tätigen Lehrlinge und Gesellen hat er selbst zu löhnen, das Seiden- und
Wollenmaterial darf er den fürstbischöflichen Beständen gegen entsprechende Bezahlung
entnehmen. 1745 ist die erste Serie des „Venetianischen Carnevals" im Schlosse abgeliefert
und aufgehängt. Pirot nimmt für das Hochstift die erste Folge für den Gartensaal des
Schlosses Werneck in Angriff. Die nächsten Jahre bringen nur spärliche Berichte über das
Fortschreiten der Arbeit Meister Pirots. Am 21. September 1746 findet eine eingehendere
Revision durch die Hofkammer statt107), die ergibt, daß von der in den Abmessungen klei-
neren Wiederholung des Karnevals „welche der Hoftapetenwürcker Pirot für dahiesige
Hochfürstl. residenz zu dem Schlaff-Zimmer gegen den garten hinaus zu verfertigen hätte"
das eine Stück zur Hälfte, das zweite zu etwa einem Drittel fertigstellt, das dritte dagegen
noch nicht angefangen ist. Jeder Wandteppich soll 14 Schuh hoch werden, die Breite wech-
selt nach den verfügbaren Flächen zwischen 14, 18 und 32 Schuh. Pirot hat 4 Gesellen an der
Arbeit, jeder von ihnen leistet nach seiner Angabe täglich 1% Quadratschuh. Die restliche
dritte Tapete sowie die fehlenden Teile der zwei angefangenen Stücke könne er in 118 Tagen
vollenden. Die Behauptungen sind nicht ganz stichhaltig. Es ist technisch bei der von Pirot
verwandten Kettfadenstärke ausgeschlossen, daß in dem von ihm benutzten Basselissever-
fahren ein Geselle täglich 1^ Schuh fertigen kann. Pirot scheint die wohl etwas ungedul-
dig gewordene Kommission durch zu stark aufgetragene Versprechungen getröstet zu
haben. 1749 sind die Wirkteppiche bis auf ein Stück abgeliefert.
Die fürstliche Hofkammer denkt nun ernstlich daran „die bis anhero bestellet gewesene
Fabric in solcher anordnung nicht länger hin zu erhalten". Am 30. Juli 1749 erstattet Mei-
ster Pirot der Hofkammer mündlichen Bericht. Er kann auf Befragen nicht genau angeben,
wieviel Seide und Wolle er noch zur Fertigstellung der Sessel und des „Pourlesco-Stückes"
brauche. Erstere werde er in 3 bis 4 Tagen liefern, das Pourlesco-Stück aber nicht vor
April 1750. Eine in Pirots Atelier am gleichen Tage durch den Adjunkten Schubert vorge-
nommene Nachprüfung ergibt einen Vorrat von 194 Pfund Seide und 491 Pfd. Schattie-
rungsvolle. Die Hofkammer kommt nunmehr zu dem endgültigen Entschluß, die Manufak-
tur, die auf die Dauer zu teuer zu stehen kommt, aufzuheben, und es Meister Pirot zu über-
lassen, als Privatfabrikant seinen weiteren Lebensunterhalt zu suchen. Die Sessel und das
noch in Arbeit befindliche Stück solle er fertigstellen; sofern der Hof später noch Wirke-
reien brauche, werde er sich an ihn wenden. Am 1. September 1749 räumt der Meister seine
bisherige Wohnung und behält nur noch einen Raum zur Vollendung der erwähnten Arbei-
ten. In die freigewordenen Räume zieht der Hofrat und Professor Banniza. Mitte Septem-
ber 1750 erscheint Pirot mit dem Ersuchen, ihm seine alte Besoldung wenigstens solange
zu belassen, bis er die noch nicht fertiggestellten 8 Sessel mit dem zugehörigen Kanapee und
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dings erfolgloser Schriftwechsel zwischen Friedrich Karl von Schönborn und dem bekann-
ten Berliner Wirker Charles Vigne105). Die Schreiben sind auch insofern von Bedeutung, als
die gleichzeitig durch den Berliner Wirker vorgelegten Entwürfe (von Pesne) den Fürst-
bischof zu der, dann Pirot in Auftrag gegebenen Folge des venetianischen Karnevals (in den
Inventaren auch als Burlesco Stücke, bzw. italienische Komödie bezeichnet) angeregt zu
haben scheinen. 1738 befindet sich Pirots Manufaktur nicht mehr in der „Barraquen"; er
haust nun im oberen Stockwerk des Münzgebäudes (Petersbau). 1740 sind die Vorbereitun-
gen für die Ausführung des „Bourlesquen Zimmers" im vollen Gange. Pirot läßt die be-
nötigten englischen Seiden, Wollen und Kettgarne im Gesamtbetrage von 1146 fl. 2 bzn. fr.
aus Antwerpen kommen. Ende 1741 wird auch Pirots Wohnung in den „Peterer Neuen
Bau" verlegt; der Mietszins beträgt 40 rthl. jährlich106). Pirots Tätigkeit nimmt ein schnel-
leres Tempo an; er arbeitet nicht nur an der in Auftrag gegebenen Folge, sondern hat auch
auswärtige Bestellungen zu erledigen. So werden u. a. neue Tapeten für die Ausstattung des
fürstbischöflichen Quartieres in Wien erwähnt. Pirot arbeitet diese Wirkereien als Privat-
mann, die hierfür tätigen Lehrlinge und Gesellen hat er selbst zu löhnen, das Seiden- und
Wollenmaterial darf er den fürstbischöflichen Beständen gegen entsprechende Bezahlung
entnehmen. 1745 ist die erste Serie des „Venetianischen Carnevals" im Schlosse abgeliefert
und aufgehängt. Pirot nimmt für das Hochstift die erste Folge für den Gartensaal des
Schlosses Werneck in Angriff. Die nächsten Jahre bringen nur spärliche Berichte über das
Fortschreiten der Arbeit Meister Pirots. Am 21. September 1746 findet eine eingehendere
Revision durch die Hofkammer statt107), die ergibt, daß von der in den Abmessungen klei-
neren Wiederholung des Karnevals „welche der Hoftapetenwürcker Pirot für dahiesige
Hochfürstl. residenz zu dem Schlaff-Zimmer gegen den garten hinaus zu verfertigen hätte"
das eine Stück zur Hälfte, das zweite zu etwa einem Drittel fertigstellt, das dritte dagegen
noch nicht angefangen ist. Jeder Wandteppich soll 14 Schuh hoch werden, die Breite wech-
selt nach den verfügbaren Flächen zwischen 14, 18 und 32 Schuh. Pirot hat 4 Gesellen an der
Arbeit, jeder von ihnen leistet nach seiner Angabe täglich 1% Quadratschuh. Die restliche
dritte Tapete sowie die fehlenden Teile der zwei angefangenen Stücke könne er in 118 Tagen
vollenden. Die Behauptungen sind nicht ganz stichhaltig. Es ist technisch bei der von Pirot
verwandten Kettfadenstärke ausgeschlossen, daß in dem von ihm benutzten Basselissever-
fahren ein Geselle täglich 1^ Schuh fertigen kann. Pirot scheint die wohl etwas ungedul-
dig gewordene Kommission durch zu stark aufgetragene Versprechungen getröstet zu
haben. 1749 sind die Wirkteppiche bis auf ein Stück abgeliefert.
Die fürstliche Hofkammer denkt nun ernstlich daran „die bis anhero bestellet gewesene
Fabric in solcher anordnung nicht länger hin zu erhalten". Am 30. Juli 1749 erstattet Mei-
ster Pirot der Hofkammer mündlichen Bericht. Er kann auf Befragen nicht genau angeben,
wieviel Seide und Wolle er noch zur Fertigstellung der Sessel und des „Pourlesco-Stückes"
brauche. Erstere werde er in 3 bis 4 Tagen liefern, das Pourlesco-Stück aber nicht vor
April 1750. Eine in Pirots Atelier am gleichen Tage durch den Adjunkten Schubert vorge-
nommene Nachprüfung ergibt einen Vorrat von 194 Pfund Seide und 491 Pfd. Schattie-
rungsvolle. Die Hofkammer kommt nunmehr zu dem endgültigen Entschluß, die Manufak-
tur, die auf die Dauer zu teuer zu stehen kommt, aufzuheben, und es Meister Pirot zu über-
lassen, als Privatfabrikant seinen weiteren Lebensunterhalt zu suchen. Die Sessel und das
noch in Arbeit befindliche Stück solle er fertigstellen; sofern der Hof später noch Wirke-
reien brauche, werde er sich an ihn wenden. Am 1. September 1749 räumt der Meister seine
bisherige Wohnung und behält nur noch einen Raum zur Vollendung der erwähnten Arbei-
ten. In die freigewordenen Räume zieht der Hofrat und Professor Banniza. Mitte Septem-
ber 1750 erscheint Pirot mit dem Ersuchen, ihm seine alte Besoldung wenigstens solange
zu belassen, bis er die noch nicht fertiggestellten 8 Sessel mit dem zugehörigen Kanapee und
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